Wegen Quarantäne-Plänen mussten die Insassen im Rückkehrzentrum in Schwechat weichen.

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Die Ausbreitung des Coronavirus sorgt für Aufregung und Ängste in Betreuungseinrichtungen für Flüchtlinge, die dem Innenministerium unterstehen. Im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen sind seit Mittwoch 120 Menschen aus dem Rückkehrzentrum Schwechat untergebracht, laut Schilderung von Unterstützern mehrere Personen in großen Zimmern oder Sälen – eine Information, die ein Sprecher des Innenministeriums dementiert. Die Betroffenen fürchten sich vor einer Ansteckung.

Im Rückkehrzentrum, einem Containerdorf unweit des Flughafens, sollten die rechtskräftig negativ beschiedenen Asylsuchenden auf ihre Ausreise vorbereitet und dazu gedrängt werden.

Es kam zu lautstarken Auseinandersetzungen

Am Mittwoch gab es im Rückkehrzentrum einen Polizeieinsatz: Angesichts der Coronavirus-Bedrohung hatte die Betreuungsfirma ORS beschlossen, einen der Container zur Quarantäne für Virusverdachtsfälle umzufunktionieren. Die Insassen allerdings protestierten dagegen.

Der Quarantänecontainer befinde sich direkt oberhalb eines Essens- und Aufenthaltsraums, in der Enge der Unterkunft werde das zu weiteren Infektionen führen, berichtete ein im Zentrum lebender Mann. Auf dem Gelände kam es zu lautstarken Auseinandersetzungen mit Betreuern. Diese riefen die Polizei; dem Standard liegen Aufnahmen des Einsatzes vor. Ein Mann wurde vorübergehend festgenommen.

Mittwochabend dann fuhren vor dem Rückkehrzentrum Busse vor: Sämtliche Insassen wurden nach Traiskirchen übersiedelt. Das bisherige Rückkehrzentrum wird laut dem Innenministeriumssprecher zu einer Quarantäneeinrichtung für Fluggäste umfunktioniert, die in Wien stranden – und die 14 Tage lang in Quarantäne kommen sollen.

In Traiskirchen "lassen sich Personen leichter verteilen"

Von der in den Bundesasyleinrichtungen tätigen Betreuungsfirma ORS hieß es auf Nachfrage des STANDARD, dass es im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen "dreimal so viel Platz in mehreren Gebäuden gibt wie aktuell benötigt". Dadurch "lassen sich Personen leichter verteilen beziehungsweise isolieren". Schon vor der jüngsten Übersiedelung sollen im Lager rund 500 Menschen gelebt haben. ORS schrieb jüngst auf seiner Homepage aber auch, dass in den Quartieren generell "viele Menschen auf engem Raum leben".

Am Mittwoch wurde in einem Asylquartier von ORS im Salzburger Bergheim dann ein Covid-19-Fall bestätigt. Das Quartier, in dem 162 Bewohner wohnen, wurde unter Quarantäne gestellt.

Überdies gaben Justizministerin Alma Zadic und Europaministerin Karoline Edtstadler bekannt, dass der Fristenlauf für Rechtsmittel bei negativ beschiedenen Asylverfahren ausgesetzt wird. Damit soll etwa der Andrang bei Rechtsberatungen gestoppt werden. (Irene Brickner Jan Michael Marchart, 20.3.2020)