Das Handy als Nabelschnur zur Schule.

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Tag 4 des Coronavirus-bedingten nationalen Homeschooling-Projekts: Auch Politikerinnen finden sich dieser Tage in der Rolle der "Heimlehrerin" für ihre Kinder wieder und müssen 24 Stunden lang Familie, Schule und Arbeit im eigenen Haushalt organisieren. Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre etwa, die drei schulpflichtige Kinder daheim hat und in den vergangenen Tagen erlebte, wie viel Organisationsaufwand die Verlagerung des Unterrichts von der Schule ins eigene Heim bedeutet. "Vor allem für die jüngeren Kinder. Die können sich natürlich noch nicht so gut selbst organisieren, obwohl das meiste ohnehin analog abläuft. Ich denke, es spielt sich bei allen jeden Tag besser ein", erzählt sie im STANDARD-Gespräch.

Digital Gap zwischen den Familien

Und doch läuft viel digital: Da braucht es E-Mail-Adressen der Eltern, über die die Schule sie kontaktieren kann. Die Eltern können auf der vom Bildungsministerium verwalteten Internetseite eduthek.at digitales Lern- und Übungsmaterial für ihre Kinder vom Kindergarten aufwärts finden. Von Leseprogrammen über Deutsch-, Englisch- und Matheaufgaben bis Rechnungswesen. Voraussetzung: Wenn sie es denn können und technisch ausgerüstet sind. Denn, so warnt Künsberg Sarre: "Wie machen das Familien, in denen die Eltern vielleicht nicht Deutsch sprechen oder die kein entsprechendes Endgerät haben? Dieser Gap wird sich jetzt verstärken. Wir müssen also sehr genau schauen, wenn diese Phase länger dauert, wie wir da helfen, sonst lassen wir viele Kinder noch weiter zurück."

Dabei liege in der jetzt zwar erzwungenen neuen Form des Lernens auch eine Chance, sagt Künsberg Sarre: "Wir können und müssen Neues ausprobieren, Altes hinterfragen. Das wird sicher ein Boost für das digitale Lernen." Außerdem werde, glaubt die Neos-Bildungssprecherin, "das Ansehen des Lehrberufs steigen, weil vielen bewusst wird, was die Lehrerinnen und Lehrer täglich leisten. Sie sind total engagiert und machen das Beste aus der Situation. Viele schreiben etwa jeden Tag aufmunternde Sätze für ihre Schülerinnen und Schüler."

Am Anfang überlastete Server

Auch der Pflichtschullehrergewerkschaftschef Paul Kimberger berichtet von positiven Rückmeldungen: "Es funktioniert erstaunlich gut." Er schildert ebenfalls zeitaufwendige Vorarbeiten, um das Homeschooling ins Laufen zu bringen, um zum Beispiel den täglichen Kontakt mit den Familien und Kindern zu halten. Anlaufschwierigkeiten mit überlasteten Servern, die "am Anfang gleich in die Knie gegangen sind", seien recht rasch behoben worden. (Lisa Nimmervoll, 20.3.2020)