Viele der Wohnungen, die in den letzten Jahren gebaut wurden, sind sehr kompakt. Jetzt zeigt sich, ob sie gut geplant wurden.

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Im Alltag verbringen wir überraschend wenig Zeit zu Hause. Wir sind im Büro, gehen einkaufen, ins Fitnessstudio, treffen Freunde – und sind, wie Umfragen zeigen, unter der Woche maximal die Hälfte des Tages zu Hause. Normalerweise. Denn durch die aktuellen Einschränkungen sitzen wir jetzt zu Hause fest. Viele arbeiten daheim, gehen in der Mittagspause kurz zum Kühlschrank – und nach Feierabend zur Fernsehcouch.

Jetzt offenbart sich in vielen Haushalten erst, was eine Wohnung kann. Gibt es Stauraum? Kann man sich beim Arbeiten konzentrieren, wenn andere zu Hause sind? Und, die wichtigste aller Fragen: Gibt es in "kompakten Wohnungen", wie sie in den letzten Jahren populär wurden, überhaupt Platz, um zu arbeiten?

Zu viert im Home Office

Bei mir zu Hause wird gerade wirklich jeder Quadratmeter genutzt: Wir sitzen zu viert im Homeoffice. Das verlangt Disziplin, was Platzbedarf, Telefonieren, Bürozeiten angeht. Und noch mehr Kreativität: Ich schreibe diese Zeilen an einem verschnörkelten Schachtisch, der bisher maximal als schmucke Ablagefläche, meist aber einfach als Staubfänger diente. Meine Mitbewohner richten sich jeden Morgen ihre Büros an der Küchenbar oder am Esstisch ein. Ganz wichtig: Wenn wir am Abend fertig sind, werden die Laptops zugeklappt, Papierkram verstaut. Dann wird die Wohnung wieder zum Wohnen genutzt.

Aber diese Tage werden vorbeigehen, versprochen. Unser Wohnen wird sich dadurch aber vielleicht verändert haben. Vielleicht wollen Wohnungssuchende künftig einen zusätzlichen Raum, der im Notfall auch als Büro genutzt werden kann? Ich werde mir jedenfalls einen Schreibtisch kaufen. Und vielleicht mit dem Schachspielen beginnen. (Franziska Zoidl, 20.3.2020)