Eine heiße Aktie für die Zeit nach der Corona-Krise: Adrian Grbic.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Clermont-Ferrand – Adrian Grbic ist in der zweiten französischen Fußball-Liga richtig aufgeblüht. Seine 17 Tore in 26 Ligue-2-Spielen für Clermont Foot haben auch ÖFB-Teamchef Franco Foda dazu veranlasst, Notiz vom 23-jährigen Stürmer zu nehmen. Da die EM im Sommer wohl zu früh für den Ex-Altacher gekommen wäre, könnte er einer der Gewinner der Coronavirusbedingten Verschiebung der Endrunde auf 2021 werden.

"Wenn man schaut, was auf der ganzen Welt passiert, muss man sagen, dass es schlau ist, dass man die EM verschiebt, denn ich glaube nicht, dass man das Virus bis in den Sommer komplett auslöschen kann", sagte Grbic der APA. Dadurch hat der Angreifer nun mehr als ein Jahr zusätzlich Zeit, sich in die ÖFB-Auswahl zu spielen. "Vielleicht ist es auch ein Schicksal für mich, dass die EM verschoben wurde, vielleicht bin ich dann dabei", meinte Grbic.

Unter Beobachtung

Der 1,88 Meter-Mann durchlief sämtliche Nachwuchs-Auswahlen, für die er mehr als 50 Mal zum Einsatz kam, darunter vergangenen Sommer bei der U21-EM in Italien. Der Sprung ins A-Team blieb ihm bisher verwehrt. Das könnte sich bald ändern. Grbic wurde vom ÖFB beobachtet, Foda telefonierte mit ihm. "Er hat mir persönlich gesagt, dass ich am Radar stehe und einfach so weitermachen und Gas geben soll", gab der Frankreich-Legionär Einblick.

Für ihn wäre auch ein Einsatz für Kroatien möglich. Mit Verbandspräsident Davor Suker habe es auch ein Gespräch gegeben. "Wenn es läuft, ist es üblich, dass sich alle melden. Kroatien schläft ja auch nicht, die sehen auch, dass ich Tore mache", so Grbic. Er hält sich beide Optionen offen. Priorität hat diese Thematik aktuell für ihn keine. "Ich habe momentan andere Sorgen und keinen Fußball im Kopf. Ich hoffe, dass sich die Situation bald beruhigt", sagte der Ex-U21-Teamspieler.

Im Homeoffice-Modus

Die Coronavirus-Pandemie ist auch in Frankreich omnipräsent, seit Dienstag sind ähnliche Ausgangssperren wie in Österreich in Kraft. Der Wiener verlässt seine Wohnung in Clermont-Ferrand, wo Grbic mit Stand Mittwoch noch von keinem positiven Fall wusste, nur zum Einkaufen von Lebensmitteln und für eine Laufeinheit pro Tag. Daneben hält er sich mit Rumpfstabilitätsübungen und Eigengewichttraining fit. "Es ist ein normales Heimprogramm, wie wenn Winterpause wäre", erläuterte Grbic.

In Frankreich ist er auf sich alleine gestellt, mit seiner Familie und seiner in Wien lebenden Freundin – von einem geplanten Besuch nahm er wegen möglicher Grenzschließungen Abstand – steht er täglich telefonisch in Kontakt. "Kochen, telefonieren und sonst bin ich eigentlich nur vor der Konsole oder vorm Fernseher", berichtete der Clermont-Topstürmer.

Gaberln im Wohnzimmer

Sehr fehlt ihm auch das Training mit dem Ball. "Jeder Spieler hat jetzt eine Pause und muss schauen so gut wie möglich damit umzugehen. Du stehst zwar nicht auf dem Platz, hast den Ball nicht am Fuß, aber das Fußballspielen verlernst du ja nicht", ist Grbic guter Dinge. Ganz muss er auf das runde Leder nicht verzichten. In der Wohnung wird sehr wohl "gegaberlt". Mit jenem Matchball, den er sich beim Triplepack gegen Troyes am 10. Jänner mitgenommen hat.

Öfter als Grbic hat in dieser Ligasaison nur Tino Kadewere getroffen. "Es ist auf jeden Fall die beste Saison meiner Karriere", betonte der Ex-Stuttgarter. Der Wechsel von Vorarlberg nach Frankreich hat sich als goldrichtig herausgestellt. "Ich habe immer gesagt, wenn ich das Vertrauen vom Trainer und Verein spüre, dann bin ich ein ganz anderer Mensch auf dem Platz und zahle es auch mit Toren zurück. Das Ergebnis sieht man eh, 17 Tore und 4 Assists sind keine schlechte Leistung. Der Torriecher, den ich früher hatte, ist zurück", verlautete Grbic.

Status quo und Zukunft

Klubs aus mehreren Ländern hatten ihn schon im Winter auf dem Zettel. "Es gibt einige Mannschaften, die auf mich aufmerksam geworden sind, aber für mich war es wichtig, jetzt einmal eine ganze Saison durchzuspielen", so Grbic. Nach Saisonende folgt eine Neubewertung der Situation, in der auch eine Rolle spielen wird, ob Clermont Foot der Aufstieg – nach 30 Runden fehlen drei Zähler auf einen Fixaufstiegsplatz – gelingt.

Damit wäre ein Karriereziel des bis 2022 an den Klub gebundenen Grbic erreicht. "Für mich ist es ganz klar, dass ich in einer der Top-Fünf-Ligen in Europa spielen und in der Champions League auflaufen möchte. Da muss ich schauen, dass ich Schritt für Schritt hinkomme. Momentan bin ich auf einem sehr guten Weg", meinte Grbic.

In Frankreich ruht der Fußball seit 13. März. Wann es weitergehen soll, ist offen. Bei Clermont wäre kommenden Mittwoch geplanter Trainingsstart. Grbic rechnet aber nicht damit. Sollte die Saison zu Ende gebracht werden, drohen Geisterspiele. Auf die würde Grbic gerne verzichten. "Das ist für mich einfach kein Fußball, weil der lebt von der Atmosphäre im Stadion", sagte der Stürmer. (APA, 20.3.2020)