Bei "WoW" waren überall Leichen verstreut, die durch die virtuelle Seuche erledigt wurden.

Foto: Blizzard

Eine Woche lang sorgte ein Programmierfehler bei Blizzards World of Warcraft im Jahr 2005 für Chaos. Der Boss eines Dungeons namens Hakkar hatte in seinem Angriffsportfolio eine Attacke namens "Corrupted Blood". Diese sorgte dafür, dass Spieler in regelmäßigen Abständen Schaden erlitten, bis sie letztlich explodierten. Das einzige Heilmittel gegen diesen Fluch war es, Hakkar zu erledigen.

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Begleiter führten zu Verbreitung

Allerdings hatte ein Bug dazu geführt, dass "Corrupted Blood" sich weiterverbreitete. Spieler, die den Dungeon fluchtartig verließen, hatten die Seuche immer noch in sich. Verbreitet wurde die Krankheit aber durch die tierischen Begleiter der Spieler, die keine Symptome zeigten, das Virus aber abseits des Dungeons weitergaben.

Virtuelle Leichen sorgten für Panik

"Corrupted Blood" sorgte dafür, dass die Welt des Onlinespiels plötzlich mit virtuellen Leichen übersät war. Spieler reagierten panisch und fanden einfach kein Gegenmittel. Blizzard hatte den Fehler nach einer Woche behoben. Auf insgesamt drei Servern war die Seuche ausgebrochen. Der Hersteller musste letztlich das gesamte Spiel zurücksetzen, um das Virus zu besiegen.

Der damalige Übeltäter.
Foto: Blizzard

Paper aus Zwischenfall entstanden

Heute hilft dieser Zwischenfall bei der Erklärung menschlichen Verhaltens während einer Epidemie. Bereits 2007 wurde ein wissenschaftliches Paper zu dem "Corrupted Blood Incident" veröffentlicht. Darin wird aufgezeichnet, wie unterschiedlich Menschen in einer derartigen Situation reagieren. Mitautor Eric Lofgren hatte als WoW-Spieler die virtuelle Pandemie am eigenen Leib erfahren.

Unterschiedliche Aktionen

Manche Nutzer versuchten etwa mit rettenden Heilzaubern zu helfen. Das führte allerdings dazu, dass sich die Seuche nur noch weiter verbreitete. Andere Spieler suchten absichtlich das Risikogebiet auf, um einen gewissen "Kick" zu erfahren. Teilweise gab es auch Nutzer, die das Virus absichtlich verbreiteten, um anderen Spielern Schaden zuzufügen. Zuletzt gab es auch einen virtuellen Propheten, der das Ende des Spiels herbeisprach.

Eric Lofgren und Nina Fefferman.
Foto: Eric Lofgren/Nina Fefferman

Wissenschafterin hilft bei Kampf gegen Epidemien

Nina Fefferman, eine Co-Autorin der Studie, arbeitet heute an der Universität von Tennessee, wo sie erforscht, welche Auswirkungen menschliche Entscheidungen auf eine Epidemie haben. "Ich habe erst damals gemerkt, wie unterschiedlich Menschen Gefahren wahrnehmen und danach handeln", schilderte sie kürzlich gegenüber "PC Gamer" über den Zwischenfall bei WoW. Der "Corrupted Blood"-Zwischenfall habe auf ihre Arbeit auch heute noch Einfluss und sie nachhaltig geprägt.

"Niemand kann sagen, was Menschen tun werden"

Auch Lofgren setzt sich heute noch als Wissenschafter mit Pandemien auseinander. "Wir sehen Epidemien als etwas, das Menschen halt passiert. Allerdings handelt es sich dabei um ein Virus, das sich von Menschen zu Menschen verbreitet – je nachdem, was sie eben tun und wie sie handeln. Das ist sehr wichtig. Generell ist eine Pandemie aber sehr chaotisch. Niemand kann sagen, was Menschen tun werden", erzählt der Experte.

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Autor empfiehlt "WoW" gegen Einsamkeit

Der Wissenschafter ist auch heute noch ein begeisterter Gamer. Er empfiehlt, dass man sich sozial isoliert und etwa WoW spielt. Das sei ein gutes Gegenmittel bei Langweile und Einsamkeit. Jener Dungeon, in dem sich Spieler damals ansteckten, landet übrigens im April in WoW:Classic. Dieses Mal aber ganz ohne virtuelle Seuche. (dk, 20.3.2020)