Das Internet ist zu einem (über)lebenswichtigen Teil der Infrastruktur geworden.

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Eine große Erkenntnis ist es wohl nicht, aber die Ausbreitung des Coronavirus und die damit verbundenen Ausgangssperren haben sie definitiv hervorgehoben: Das Internet ist in unserer heutigen Welt unentbehrlich. Während die meisten Unternehmen in den Notbetrieb gewechselt sind, ist vor allem Homeoffice enorm relevant geworden.

Diese Notwendigkeit hat nun NGOs dazu veranlasst, den Ruf nach einem frei zugänglichen Internet für alle zu betonen – so etwa Citizens Online, das sich gegen digitale Exklusion einsetzt.

Benachteiligung sozial Schwacher

Wenig verwunderlich – in ihrer Kommunikation zeigen Regierungen (zu Recht), dass der Zugriff aufs Internet essenziell ist. Dass er nicht gratis ist, bedeutet aber auch, dass einkommensschwache Familien benachteiligt sind. Das hat zahlreiche Auswirkungen – so wird bei Empfehlungen, Schüler ins Homeoffice zu schicken, nicht bedacht, wie gut ihre technische Ausstattung eigentlich ist.

Dazu kommt, dass ein guter Teil der älteren Bevölkerung das Internet im Vergleich zu jüngeren Generationen weitaus seltener nutzt. Ein Internetzugang ist unwahrscheinlich, und generell sind die digitalen Kenntnisse viel niedriger – vor allem bei ärmeren Menschen.

Vereinsamung

Da Ältere gleichzeitig eher zur Risikogruppe für das Coronavirus zählen, ist eine soziale Vereinsamung noch wahrscheinlicher – denn über das Internet bleiben Menschen aktuell in Kontakt und kommunizieren miteinander. Auch sind zahlreiche Ratgeber zu der Pandemie im Netz und kaum analog zu finden.

Ebenso tragend ist, dass laut RTR-Zahlen rund die Hälfte der österreichischen Bevölkerung keinen Festnetzanschluss hat – und die Zahl mit der Popularität von Mobilfunkverträgen immer weiter sinkt. Allerdings bieten die wenigsten mobilen Angebote eine Flatrate, die in der aktuellen Situation notwendig wäre.

"Menschenrecht" Internet

In Großbritannien wird die Debatte breit geführt. Eine Studie des Ethikers Merten Reglitz von der University of Birmingham kam etwa zu der These, dass Internetzugang ein Menschenrecht sei – und gratis für jene angeboten werden sollte, die ihn sich nicht leisten können. Die Labour Party bestimmte das auch als ein Ziel bis 2030, fuhr aber 2019 ein katastrophales Wahlergebnis ein, weshalb die Forderung wieder unterging.

Appell

Mit der Schließung öffentlicher Orte – Bars, Clubs, Cafés, aber auch Arbeitsplätze und mehr — hat das Coronavirus dafür gesorgt, dass das Leben sich ins Netz verschiebt. Vielleicht könnte es auch dafür sorgen, dass ein kostenloser Internetzugang für jene, die ihn brauchen, eingeführt wird. (muz, 23.3.2020)