Ein Paradebeispiel für Falschnachrichten sind die Äußerungen von Mediziner Wolfgang Wodarg, die im Netz stark herumgehen, von Experten aber regelmäßig widerlegt werden.

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Fake News nehmen rund um das Coronavirus stark zu. Die Journalistin und Social-Media-Expertin Ingrid Brodnig sammelt auf ihrem Blog nun die krassesten Beispiele und setzt sie in Bezug zu bereits erfolgten Faktenchecks durch anerkannte Plattformen wie mimikama.at oder correctiv.org. Mit der APA spricht sie künftig regelmäßig über aktuelle Fälle – und wie man sich dagegen wehren kann.

Das größte Problem scheint derzeit WhatsApp zu sein. "Derzeit werden sehr viele Gerüchte oder glatte Erfindungen über WhatsApp verbreitet. Der Messenger funktioniert in kleinen, privaten Runden. Daher ist es für uns Journalisten besonders schwierig zu sehen, was hier passiert", so Brodnig. Daher hat sie Nutzer dazu aufgerufen, ihr solche privat weitergeleiteten Nachrichten zum Thema Coronavirus per E-Mail zu schicken. "Wenn mir plötzlich fünf oder sechs Menschen dasselbe schicken weiß ich, dass die Meldung offenbar derzeit weit verbreitet ist." Eines der Probleme sei, dass ausgerechnet privaten Nachrichten oft der größte Glauben geschenkt wird, da er von Menschen kommt, denen man vertraut.

Hier gelte es, das eigene Sensorium zu schärfen. Denn: "Je brisanter eine Meldung ist, je eher ich das Gefühl habe, ich muss sie sofort weiterleiten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei um Fake News handelt." Was also tun? Oft reicht es schon, den Inhalt der Nachricht gemeinsam mit dem Wort "Faktencheck" in eine Suchmaschine einzugeben. Sehr oft haben sich mit dem Thema bereits seriöse Faktenchecker auseinandergesetzt. Dann gilt: Die Nachricht nicht weiterverbreiten!

Hinweise

Daher sei es derzeit sehr wichtig, innerhalb von Familie und Freundeskreisen auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Zugleich mit dem Hinweis auf die Fake News solle man aber auch mit seriösen Nachrichten "gegensteuern". Besonders geeignet seien hier grafisch aufbereitete Informationen aus offizieller Quellen, da Bilder und Grafiken besser verarbeitet würden als Texte. Fest steht: "Je mehr sich die Diskussion in geschlossene Gruppen zurückzieht, desto schwieriger ist die Aufarbeitung."

Auch diverse YouTube-Kanäle bereiten Brodnig derzeit Sorgen. Hier macht es Sinn, sich das Impressum anzusehen sowie darauf zu achten, welche anderen Videos der Kanal bisher geteilt hat. "Wenn im Impressum steht 'Nur die Wahrheit zählt' und kein Name oder keine Organisation, ist das etwa kein gutes Zeichen." Auch kann man den Inhaber des Kanals googeln, oft gibt es über seine Machenschaften bereits Berichterstattung anderer Medien.

Warum sie sich selbst nun engagiert, liegt daran, dass sie Informationen bündeln und auf andere Faktencheck-Seiten aufmerksam machen will. Zugleich setzt sie unter die von ihr gefundenen Beispiele aber auch Entgegnungen, die in herkömmlichen Medien erschienen sind oder Wortmeldungen von Experten. "Ich will aufzeigen, dass es viele glaubwürdige Quellen gibt, um Falschnachrichten entgegenzuwirken", so Brodnig. Das erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Menschen ein Bewusstsein dafür entwickeln. "Ich sehe mich als Brücke zwischen der öffentlichen Debatte und der Fach-Community." (APA, 20.03.2020)