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US-Country-Sänger Kenny Rogers ist gestorben.

Foto: REUTERS/Eric Henderson/File Photo

Kenny Rogers war vergleichsweise alt, als er ein Star wurde. Mit Ende 30 setzten sich andere im Musikgeschäft schon zur Ruhe, der bärtige Country-Sänger mit dem braven Mittelscheitel aber, der begann gerade erst so richtig. Und zwar mit einigem Widerstand. Denn das konservative Nashville und seine Vertreter in der Musikindustrie hielten ihn schlicht für zu alt für eine Karriere als singender Kuhhirte. Derlei Expertise war einer der Gründe, warum auch Willie Nelson es sich selbst verordnet hat, nie auf Vertreter dieser Industrie zu hören.

Auch Rogers ignorierte die Einsprüche und überwand die Widerstände. Zehn Jahre später war er der wahrscheinlich erfolgreichste Vertreter des Country. In seiner ganzen Karriere soll er über 120 Millionen Platten verkauft haben. Nun ist Kenny Rogers gestorben.

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Seinen immensen Erfolg verdankte er seiner Hartnäckigkeit ebenso wie dem Umstand, dass er das Format Country aufweichte – hin zum Pop und etwas, was man amerikanischen Schlager nennen könnte.

Das zeitigte seltsame Erfolge wie die Vergewaltigungsballade Coward of the County. Einen kantenloser Schunkler, in dem ein Mann seine Frau rächt. Eine Racheballade mit einem Narrativ, dessen Auge-um-Auge-Schlichtheit sonst nur Sylvester Stallones Rambo-Filme besitzen.

Wettergegerbter Onkel

Mit derlei Songs füllte der am 21. August 1938 in Texas geborene Sänger die größten Stadien und half mit, Country zu einer eigenen Ausgeburt des Mainstreams zu machen. Sein Tonfall war der des wettergegerbten Onkels, der draußen am Waldrand wohnt, das Leben kennt und davon berichtet.

Dieses Leben bescherte Rogers fünf Ehen mit ebenso vielen Kindern und dutzende Hits. Darunter war das selbst in Europa euphorisch empfangene Islands in the Stream. Ein Duett mit Dolly Parton und eines von vielen Jeansbüglerliedern, das Jahrzehnte später von der Indie-Heldin Feist zusammen mit der kanadischen Band Constantines gecovert wurde. Eine von vielen zart ironischen Würdigungen des Stars, die wohl damit begannen, dass die Coen-Brüder einen seiner Songs in ihrem Film The Big Lebowski verwendeten. Sogar Wyclef Jean von den Fugees sampelte Rogers.

Zur Musik kam der in bittere Armut hineingeborene Rogers über ein besonderes Erweckungserlebnis. Zwar sang er selbst bereits als kleiner Bub im Kirchenchor, doch erst als er mit zwölf, so heißt es, ein Ray-Charles-Konzert besuchte und die Euphorie erlebte, die der beim Publikum auslöste, war für ihn klar, das wollte er auch.

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Doch es sollte dauern, viele mäßig erfolgreiche Jahre und einige Bands verbrauchen, bis er es als Solokünstler versuchte und schließlich Erfolg hatte. Dann fand er sich plötzlich neben Ray Charles auf der Bühne wieder und sang mit ihm einen seiner Hits. Ein Traum war in Erfüllung gegangen.

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Zu den bekanntesten Rogers-Songs gehören Lucille, Lady, The Gambler oder You Decorated My Life. Daneben hielt Rogers eine von ihm als besseres Hobby betriebene Filmkarriere am Laufen, der seine Popularität Topquoten im US-Fernsehen bescherte.

2017 zog er sich aus gesundheitlichen und familiären Gründen aus dem Geschäft zurück, nun ist Kenneth Ray Rogers im Alter von 81 Jahren gestorben. (Karl Fluch, 21.3.2020)