Die olympischen Flammen lodern unbeeindruckt von den Diskussionen.

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Die Sportwelt ist gespalten. Thomas Bach spielt in der Frage nach der Austragung der Olympischen Spiele in Tokio weiter auf Zeit, die Reaktionen zur Haltung des IOC-Präsidenten reichen von Zustimmung und Unterstützung bis hin zu Ablehnung und Kritik.

Das Olympische und Paralympische Komitee sowie der Sportverband Norwegens appellierten in einem Brief an Bach, die Sommerspiele erst durchzuführen, wenn das Coronavirus weltweit unter Kontrolle sei. Es sei weder "gerechtfertigt noch wünschenswert, norwegische Athleten zu den Olympischen oder Paralympischen Spielen zu schicken, bevor die Weltgemeinschaft diese Pandemie hinter sich gelassen hat".

Absage-Befürworter haben auch das medizinische Fachpersonal mit im Boot. "Ich halte das für ausgeschlossen, dass wir in Tokio dieses Jahr die Olympischen Spiele austragen können", sagte etwa Virologe Alexander Kekule in der ARD-"Sportschau". In Japan stehe die "ganz große Welle" an Infizierten noch aus, eine Austragung sei unverantwortlich. "Es gibt für Viren quasi kein tolleres Fest als so eine Veranstaltung", betonte Kekule.

IOC hält an Austragung fest

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hält bisher an der Austragung der Spiele (24. Juli bis 9. August) fest. Eine Verlegung oder gar eine Absage der Spiele sei für Bach "verfrüht". Die Norweger wiesen in ihrem Schreiben allerdings noch einmal darauf hin, dass "die Situation in vielen Teilen der Welt komplex, herausfordernd und gefährlich" sei. Daher sei man über die "Gesundheit und Sicherheit der Sportler besorgt".

Der US-Schwimmverband bat in einem Offenen Brief an das Olympische und Paralympische Komitees der USA (USPOC) eindringlich darum, sich für eine Verschiebung der Spiele stark zu machen.

Internationale Verantwortliche auf IOC-Linie

"Unsere Athleten stehen unter enormem Druck, Stress, und sie haben Angst. Ihre mentale Gesundheit und ihr Wohlergehen sollten aber höchste Priorität haben", heißt es in dem Schreiben, das von Verbandsboss Tim Hinchey unterzeichnet ist. USPOC-Vorsitzende Susanne Lyons hält derweil eine Entscheidung über die Absage der Spiele für verfrüht und im Moment nicht notwendig. Damit liegt sie auf IOC-Linie.

Unterstützung erhält der Ringeorden auch aus Afrika. "Alle afrikanischen Olympischen Komitees hatten eine Telefonkonferenz mit dem IOC-Präsidenten, um sich über die Situation zu informieren, und alle Mitglieder unterstützten den Antrag, mit den Spielen fortzufahren", sagte Abner Xoagub, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees von Namibia (NNOC).

Auch für Tony Estanguet, den Präsidenten des Organisationskomitees der Spiele 2024 in Paris, sei es "noch zu früh, zu entscheiden, ob die Olympischen Spiele verlegt werden sollten". (sid, APA, 21.3.2020)