Valerie Pachner als Lola und Pia Hierzegger als Conny in "Der Boden unter den Füßen".

Foto: ORF/Novotny & Novotny Filmproduktion/Juhani Zebra

Wie schnell es geht, dass man den Boden unter den Füßen verliert, zeigt aktuell eindrücklich die Corona-Krise. In Marie Kreutzers Film Der Boden unter den Füßen, der am Sonntag seine TV-Premiere im ORF hatte, reißt allerdings ein privates Drama tiefe Abgründe auf.

"Ist sie tot?", lautet die erste Frage, die Lola (Valerie Prachner) stellt, als der Anruf eines Arztes sie am Flughafen erreicht. Von ihrer Schwester Conny (Pia Hierzegger) erwartet sie nur schlimmste Nachrichten.

Conny liegt im Krankenhaus. Suizidversuch. "Ich glaub’ nicht, dass sie das wollte", sagt Lola. Aber ganz genau kann und will sie es nicht wissen, denn Lola hat einen Job in Rostock. In dem geht es um Zahlen, Ergebnisse. Der Druck ist groß, aber Lola ist gut, ziemlich gut. Über sexistische Zurufe geht sie eloquent hinweg, die Beziehung zu ihrer Vorgesetzten (Mavie Hörbiger) hält sie karrierebewusst geheim, das Fitnessprogramm hilft der nach außen hin perfekten Work-Life-Balance. Die droht den Bach hinunterzugehen, als die instabile Conny in Lolas Leben drängt.

Trailer zu "Der Boden unter den Füßen".
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Kreutzer legt die Unverträglichkeit zwischen neokapitalistischer Arbeitswelt und Menschsein frei, zwischen Geschäftsessen und Spitalsküche, zwischen Leistung und Versagen. Der Boden unter den Füßen war im vergangenen Jahr der Eröffnungsfilm bei der Diagonale. In diesem Jahr findet das wichtigste Festival für den österreichischen Film wegen des Coronavirus digital auf Flimmit statt. Angesichts solcher Filme wird deutlich, wir sehr wir es nächstes Jahr wieder brauchen. (Doris Priesching, 23.3.2020)