Es ist noch nicht allen aufgefallen, weil derzeit weniger Autofahrten stattfinden und daher auch weniger getankt wird: Benzin und Diesel sind im Moment so billig wie schon lange nicht mehr. Autofahrern wird das keine rechte Freude machen – wo soll, wo darf man denn in diesen Tagen mit dem billigen Treibstoff hinfahren?
Eben. Noch weniger Freude mit den niedrigen Preisen für Erdölprodukte haben allerdings Umweltschützer: Wenn das Autofahren billig ist, wird mehr gefahren, wenn die Krise vorbei ist. Wenn das Heizöl billig ist, wird der Umstieg auf alternative, CO2-schonende Alternativen halt noch ein, zwei Jahre hinausgeschoben. Und viele Wirtschaftstreibende sehen billiges Öl ohnehin als das geeignete Schmiermittel für einen Wirtschaftsaufschwung – und einen Wirtschaftsaufschwung wird man nach der Corona-Krise doch dringend brauchen. Es gibt also viele Stimmen, die sich dafür aussprechen werden, die Energiepreise möglichst niedrig zu belassen. Die Politik, schon gar eine von den Grünen getragene Regierung, sollte auf diese Stimmen nicht hören. Im Gegenteil: Die Preise für fossile Energieträger künstlich – mittels Ökosteuern – auf das Niveau von Jahresanfang zu heben, wäre im Sinne des Klimaschutzes.
Das täte niemandem wirklich weh, schließlich hat im Jänner auch keiner über die damaligen Energiepreise gejammert. Eine ökologische Orientierung des Steuersystems könnte die Wirtschaft fit machen für die Zeit nach Corona. (Conrad Seidl, 23.3.2020)