Schauspieler Oliver Rinke (Theater Thikwa) im Stück "Dschingis Khan" der Performancegruppe Monster Truck.

Ramona Zühlke

Theater

Vor wenigen Tagen ging die erste Videoplattform für Schauspiel, Tanz und Performance im deutschsprachigen Raum online. Auf spectyou.com kann derzeit gratis gestreamt werden. Abgefilmte Inszenierungen ersetzen natürlich nicht das Theater. Aber die Technik ermöglicht es, dass nun auch längst abgespielte Bühnenarbeiten zugänglich werden. Zum Beispiel die Arbeit Dschingis Khan des deutschen Performancekollektivs Monster Truck, die 2012 in Düsseldorf Uraufführung hatte. Monster Truck behandeln Themen wie Repräsentation, Macht und Zuschreibungen, die sich oft unreflektiert in der Gesellschaft festsetzen. Die Koproduktion mit dem Berliner Theater Thikwa konfrontiert das Publikum mit seinem eigenen Voyeurismus und Vorurteilen und zeigt drei Menschen mit Downsyndrom, die man bis vor kurzem noch "mongoloid" genannt hätte, als waschechte MongolInnen, die als solche die ihnen zugeschriebene Wildheit und Naivität überkompensierend zur Schau stellen. (afze)

Live-Lesungen

Auf der Facebook-Seite des Literaturhauses Salzburg liest bis auf weiteres jeden Abend (um 20 Uhr) ein anderer heimischer Autor live aus seinem aktuellen Buch. Die Lesungen dauern zwischen einer halben und einer Stunde, den Anfang machte am Sonntagabend Anna Herzig vor der heimischen Webcam und verzeichnete 1.200 Aufrufe. Heute Abend steht Sophie Reyer auf dem Programm, sie war mit "Mutter brennt" voriges Jahr für den Österreichischen Buchpreis nominiert. Es folgen diese Woche Martin Peichl, Mareike Fallwickl, Lucia Leidenfrost, Raoul Eisele, Irene Diwiak sowie Mieze Medusa und Markus Köhle. Besonders wichtig für die Autoren, denen gerade Lesungsauftritte und damit Honorare wegbrechen: Sie werden dafür entlohnt! (wurm)

Konzert

Auch die Wiener Sargfabrik kommt ins Wohnzimmer: Sie hebt Konzert-Highlights aus dem Archiv und streamt sie jeden Dienstag und Donnerstag (jeweils ab 19.30 Uhr). Diesen Dienstag hört man Renaud Garcia-Fons & Jean Louis Matinier. Bassist Garcia-Fons ist ein Meister der subtilen Töne, Akkordeonist Matinier ein Instrumentalist, der elegant zwischen Verinnerlichung und Expressivität changiert. Dazu kommt natürlich die immense Qualität des Zusammenspiels, das besonders bei Kammermusik ins Gewicht fällt. Und ein Duo ist in der Tat der Gipfel der Kammermusik, dieser Königsdisziplin intimen Musizierens. (tos)

Bildende Kunst

Natürlich ist es nicht mit dem tatsächlichen Anblick eines Meisterwerks von Rembrandt, Van Gogh oder Frida Kahlo zu vergleichen. Aber in Zeiten wie diesen ist die Art Camera auf der Seite Google Arts & Culture für kunsthungrige Menschen (und jene, die es noch werden möchten) durchaus einen Besuch wert. So kann man sich in Monets Seerosenteich verlieren und wird anhand von (zugegeben recht simplen) Informationen an bestimmte Gemäldestellen (Zoom!) herangeholt. (kr)

Picard goes Shakespeare

Der britische Schauspieler Patrick Stewart begann seine Karriere als Mitglied der Royal Shakespeare Company. kein Wunder sind dem Picard aus "Star Trek" die Texte des Dichters also vertraut. Am Sonntagabend hat er dessen Sonett 116 auf Twitter, Instagram und Facebook vorgetragen – allein beim Kurznachrichtendienst verzeichnet das zweiminütige Video bisher 1,2 Millionen Aufrufe. Stewart will deshalb fortan jeden Abend ein anderes Shakespeare-Sonett zu Gehör bringen. In Anlehnung an den Spruch "An apple a day keeps the doctor away" will er es mit "A sonnet a day keeps the doctor away" versuchen, wie er schreibt. (red)

Neil Youngs "Fireside Sessions"

Aufgenommen von seiner Frau, Schauspielerin Daryl Hannah, mit dem Handy, macht sich nun auch Songwriter Neil Young daran, die Welt mit akustischen Heimkonzerten von den Mühen des Alltags abzulenken. Der erste Teil einer lose geplanten Serie namens "Fireside Sessions" präsentiert den kanadischen Musiker daheim auf seiner Farm in Colorado allein mit Gitarre und Mundharmonika im intimen Rahmen am Lagerfeuer und vor dem häuslichen Kamin. Wir hören live den Klassiker "Sugar Mountain" oder selten gespielte Songs wie "Vampire Blues", "Little Wing" und "Razor Love". Sie werden von Young berührend und mit der gewissen schludrigen Heimarbeitseinstellung gespielt: "I hope you’re doing well and I hope everything is OK in your house. And I hope you have a place to be where you’re with your loved ones." (schach)