Ö1-Chef Martin Bernhofer.

Foto: APA

Wien – Kulturfans müssen in Zeiten der Coronakrise doch nicht ganz auf das Ö1-"Kulturjournal" verzichten. Nachdem am Wochenende eine "Coronavirus-bedingte Pause" des täglichen Formats vom ORF-Kultursender angekündigt wurde und für Wirbel in der Kulturszene gesorgt hat, soll die Sendung nun in veränderter Form, aber am gewohnten Sendeplatz weiter ausgestrahlt werden.

Somit ist wieder jeden Tag um 17.09 Uhr Zeit für Kultur. Am Mittwoch und Freitag gibt es das "Kulturjournal" in bekannter Version, allerdings mit einer neuen Schwerpunktsetzung, sollen doch "die aktuellen Entwicklungen und Produktionen der österreichischen und internationalen Kulturszene in Zeiten der Coronakrise" abgebildet werden.

Kulturjournal spezial

An den restlichen Wochentagen steht dann die Literatur im Mittelpunkt. Dieses "Kulturjournal spezial" am Montag, Dienstag und Donnerstag ist der neuen Radioanthologie "Österreichische Literatur im 21. Jahrhundert" gewidmet, die literarische Porträts sowie Ausschnitte aus Lesungen, Hörspiele und Lyrik umfasst. Ergänzt wird dieses Angebot durch das schon in der Vorwoche angekündigten Ö1-Online-Kulturforum.

"Ö1 begegnet mit dem neu ausgerichteten 'Kulturjournal' der derzeitigen Situation der österreichischen Kultur mit einem journalistischen Angebot, das auf die aktuelle Lage der Musiker/innen, Autor/innen und Künstler/innen eingeht, neue Positionen und Diskurse in dieser kritischen Phase vermittelt und die vorwiegend im virtuellen Raum stattfindenden Produktionen der österreichischen Kulturschaffenden in dieser Zeit des Shutdowns der Spielstätten und Aufführungsorte an ein breiteres Publikum vermittelt", so Ö1-Chef Martin Bernhofer. "Dazu soll auch das neue Ö1-Online-Kulturforum in Verbindung mit der aktuellen Kulturberichterstattung in den Journalen und weiteren Ö1-Sendungen einen nachhaltigen Beitrag leisten."

Kritik an Pause

Zuvor hatte die geplante Pause des "Kulturjournals" für reichlich Kritik gesorgt. Neben der IG Autorinnen Autoren, die postwendend von einem "katastrophalen Signal" des ORF sprach, hat der Germanist Klaus Kastberger die "freiwillige Selbstbeschränkung" als "absolut unnötig" bezeichnet. Damit wandte sich der Leiter des Literaturhauses Graz an "viele Leitmedien des Landes", hätten doch "führende Zeitungen ihre Kultur-, Kommentar- und Diskursteile in den letzten Tagen stark gekürzt". Stattdessen brauche es ein Bekenntnis dazu, "dass Kunst und Kultur zu einer Reflexion der momentanen Situation Maßgebliches beitragen kann". Die Schriftstellerin Angelika Reitzer beurteilte den nun revidierten Schritt von Ö1 in einem Posting als "fatale Entscheidung". (APA, 24.3.2020)