Im Alter von 86 Jahren verstarb der Saxofonist und Komponist Manu Dibango in Paris.

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Den Bezug zu afrikanischen Wurzeln suchte auch ein US-Innovator wie Saxofonist John Coltrane (etwa das Stück "Afro Blue"). Seine auf modaler Basis angelegte fortgeschrittene Kunst schien sich mit beharrlichen narkotischen Riffs in ein imaginäres Afrika zu versetzen, der Solist verschwand ekstatisch in Landschaften von unendlicher Weite. In die Discos der 1960er- und 1970er Jahre kam Coltrane damit nicht. Dies oblag Saxofonist Manu Dibango.

Starke Riffs

Hört man funkorientierte Stücke wie "Super Kumba" oder jenen Hit, der Dibango 1972 global bekannt machen sollte, also "Soul Makossa", versteht man auch, warum: Die dampfenden Kompositionen, auf epische Länge getrimmt, verfügen über einen munteren Groove, über den Dibango ein markantes Riff legte und dieses auch sprechgesanglich und in einem Call-and-response-Spiel mit dem Chor zelebrierte. In der Bridge dann ein kleiner Monolog, der diese tanzbare Weltmusik charmant auflud und zum Welthit formte.

Der 1933 in der kamerunischen Hafenstadt Douala geborene Dibango kam im Alter von 15 Jahren nach Frankreich, wo er begann, Saxofon zu spielen und in Nachtclubs aufzutreten. Nach einem Aufenthalt in Brüssel, wo er seinen Jazzstil mit afrikanischen Elementen anreicherte, kehrte er nach Kamerun zurück, bevor er sich erneut in Frankreich niederließ. In den 1960er-Jahren arbeitete er mit Musikern wie Joseph Kabasélé, Dick Rivers und Nino Ferrer zusammen.

Zwist mit Kollegen

Dibango machte den Musikstil Makossa außerhalb Kameruns bekannt, beschuldigte sogar Superstars wie Michael Jackson und R-'n'-B-Sängerin Rihanna, sich an "Soul Makossa" bedient zu haben. Hört man etwa Jacksons "Wanna Be Startin' Somethin'" aus dem "Thriller"-Album, versteht man auch ein bisschen, warum. Wobei auch Dibangos epische Stücke ob ihrer Anlage selbst eine Verwandtschaft zu Ideen des Funkpioniers James Brown aufweisen.

Manu Dibango ist am Dienstag im Alter von 86 Jahren nahe Paris gestorben – nach einer Infektion mit dem Coronavirus. Die Infektion von "Papa Groove" wurde vor rund einer Woche bekannt. Er freue sich darauf, sein Publikum bald zu treffen, war auf seiner Facebook-Seite vom 18. März zu lesen. Noch im vergangenen Oktober war er im nordfranzösischen Roubaix aufgetreten. Kollegen würdigten den Mann mit der dunklen Brille, etwa der Sänger Youssou N'Dour: "Du warst ein großer Bruder, ein Stolz für Kamerun und für ganz Afrika. Ein gewaltiger Verlust!" (Ljubiša Tošić, 24.3.2020)