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Neue Entwicklungen, die etwa betriebsinterne Abläufe optimieren wollen, zehren durchaus bereits jetzt von der Idee des ultimativen Netzwerks für Güter.

Foto: AP / Virginia Mayo

Angesichts des Klimawandels wird sich auch der Güterverkehr in grundsätzlicher Weise verändern müssen. Als Vision einer Logistik mit maximaler Effizienz hat sich der Ansatz eines "Physical Internet" etabliert. Güter der Transportwirtschaft sollen dabei ähnlich wie die Datenpakete im Internet verschoben werden, wobei sich der Nutzer keine Gedanken darüber macht, welchen Weg sie nehmen und welche Server sie passieren.

Dementsprechend soll auch in der Logistik autonome Steuerungstechnologie zum Einsatz kommen, die Güter den – im Sinne des Gesamtsystems – besten Weg nehmen lässt, auch wenn das für eine individuelle Lieferung nicht der kürzeste oder schnellste ist.

Das System routet über Dienstleister und Verkehrsträger hinweg, Auslastungen werden systemweit maximiert, Kosten möglichst niedrig gehalten. Die Einzellieferung soll natürlich dennoch zum vereinbarten Termin ankommen.

Um dieses Vision Realität werden zu lassen und jegliche Transporte für jeden Teilabschnitt eines Verkehrsnetzes bündeln zu können, wäre branchenweite Transparenz und Kooperation notwendig – eine Veränderung, die heute noch nicht in Sicht ist. Dennoch zehren neue Entwicklungen, die etwa betriebsinterne Abläufe optimieren wollen, durchaus bereits jetzt von der Idee des ultimativen Netzwerks für Güter.

Optimierte Kapazitätsplanung

"Es ist vorteilhaft, wenn Unternehmen für sich Aspekte des Physical Internet entdecken und umsetzen. In weiterer Folge könnte man dann auch an größere Strukturen andocken", sagt Georg Schett, der sich beim Forschungsinstitut Fraunhofer Austria mit dem Thema beschäftigt.

Als Leiter des Projekts "ProKapa" bei Fraunhofer hat er mit Kollegen und Entwicklern des Forschungsinstituts Risc Software sowie Wirtschaftspartnern ein System entwickelt, das in Anlehnung an die Prinzipien des Physical Internet eine optimierte Kapazitätsplanung und -prognose durchführen lässt.

Unterstützt wird "ProKapa", das für "Dynamisches prognosegestütztes Kapazitätsmanagement zur Umsetzung von Rahmenbedingungen des Physical Internet" steht, mit Mitteln des Klimaministeriums im Programm "Mobilität der Zukunft" der Förderagentur FFG.

"Wir haben uns in einem ersten Schritt ein Preismodell für die Transporte überlegt", erklärt Schett. "Auf Basis verschiedener Parameter – sie reichen von der Region, in der der Transport durchgeführt wird, bis zur Herkunft des Frachtführers – werden für jede Teilstrecke individuelle Kosten errechnet. Ein Routenplanungsalgorithmus errechnet dann für jede Teilladung die günstigste Möglichkeit durch das Transportnetzwerk."

Kommen nun neue Aufträge herein, versucht die Plattform diese in optimaler Weise in das bestehende Auftragsgefüge einzupassen und gibt entsprechende Preisvorschläge aus.

Gleichmäßige Auslastungen

Gleichzeitig sollen mit diesem Einpassen die Transportkapazitäten "geglättet" werden, also ein möglichst gleichmäßiges Aufkommen sichergestellt werden. Ein Werkzeug dazu sind Preisanreize: "Eine dynamische Preisgestaltung soll Kunden dazu bewegen, Transporte im Rahmen ihrer Möglichkeiten so zu verschieben, dass die gesamte Transportlast geglättet und das Aufkommen besser planbar wird", sagt Schett.

"Nach dem Motto: Wenn wir den Transport zwei Tage früher oder später durchführen dürfen, dann wird der Preis für den Kunden günstiger." Ein ähnliches Prinzip ist im Personenverkehr in der Luft und per Bahn schon üblich – Preise sind abhängig von Route und Reisezeitpunkt, bestimmte Varianten sind günstiger als andere.

Als Grundlage der Entwicklung im Projekt dienten Daten von Transporten von Skandinavien nach Südosteuropa. Das daraus resultierende System bringt Preismodell und Routingalgorithmus zusammen und gibt ein Beispiel für eine Vergleichsplattform, wie sie künftig in der Logistik flächendeckend genutzt werden könnte.

Prognosen von Arbeitskraft

In einem weiteren Teilprojekt, das federführend von Risc Software umgesetzt wurde, konzentrierten sich die Forscher auf die Prognose von Ressourcen und Arbeitskraft, um etwa Bereitschaftsdienste von Fahrern zu minimieren.

Eine erwartete Nachfrage wird dabei kontinuierlich modelliert und dient als Grundlage für die Planung – Beiträge, die helfen, den Güterverkehr der Zukunft flüssiger und gleichmäßiger ablaufen zu lassen. (Alois Pumhösel, 28.3.2020)