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Pro
von Gianluca Wallisch

Die Familiengruppe: na klar, die muss sein. Die neueste Zeichnung der kleinen Nichte liken, Kochrezepte austauschen ("Hast du noch dieses suprige Rezept von der Tomatensuppe mit Kichererbsen?" – "Ja, klar. Ich schicke dir Fotos von den Seiten"), Updates mit den engsten Verwandten in Italien austauschen. Jederzeit gern.

Dann gibt es noch zwei, drei kleinere Freundesgruppen: Schmäh führen, abätzen, Nähe zeigen – in diesen Tagen ganz besonders wertvoll. Und auch die Fuck-Corona-wir-helfen-uns-gegenseitig-Nachbarschaftsgruppe bleibt fix. Wäre ja noch schöner.

Aber dann? Whatsapp-Gruppen mit mehr als nur einer kleinen Handvoll Leuten drin? Pingpingpingpingpingpingpingpingping!!! Nichts wie weg! Schade nur, dass man nicht einfach so wie auf einer Party im echten, analogen Leben diskret, ohne zu grüßen, abhauen kann: "Wieso hast du uns verlassen, ist doch so eine lebhafte, nette Gruppe!" Genau deswegen. Sorry. Nein: nicht sorry.

Kontra
von Anne Feldkamp

Der Abschied geht in der Regel geräuschlos vonstatten. Kein Türenknallen, kein zerbrochenes Porzellan, kein Schreiduell. Nur eine schlichte Benachrichtigung verrät: XY hat die Whatsapp-Gruppe verlassen. Die Vorteile des digitalen Abgangs liegen auf der Hand: XY muss sich nicht mehr täglich fünfzehn Katzenvideos ansehen oder Omas eigenwillige Emoji-Kommunikation entschlüsseln.

Lange hat die Geräuschlosigkeit dieses Vorgangs dazu verführt, dem Verlassen der Whatsapp-Gruppe mit einem Achselzucken zu begegnen: Eh wurscht, einer weniger! Ganz so einfach ist die Sache aber nicht.

Der Whatsapp-Ausreißer ist in Zeiten unfreiwilliger Quarantäne vergleichbar mit dem Typen, der nur "mal eben Zigaretten holen" wollte und sich dann vom Acker machte. Alle, die gerade den Exit planen, sollten bedenken: Digitales Ghosting kann Herzen brechen und Freundschaften infrage stellen. Denn ja, verlassen werden tut gerade doppelt weh. (RONDO, 18.11.2020)