Screenshot: Valve
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Im Oktober 2007 veröffentlichte Valve Half-Life 2: Episode Two, das die Geschichte des unfreiwilligen Helden Gordon Freeman und der Widerstandsbewegung in einer dystopischen Zukunft zu ihrem bisherigen Höhepunkt brachte. Seitdem warteten Fans der Reihe auf eine Fortsetzung. Was aus Half-Life 3 geworden ist, weiß man wohl nur bei Entwickler Valve genauer. Es ist bekannt, dass das Game einmal in Entwicklung war, die aber im Sand verlief. "Half-Life 3 confirmed" wurde aufgrund der immer wiederkehrenden Gerüchte zum Running Gag.

Dementsprechend große Vorfreude löste es aus, als Valve im vergangenen Jahr schließlich einen neuen Teil enthüllte. Dieser nennt sich allerdings nicht Half-Life 3, sondern Half-Life: Alyx (HL:A) und widmet sich der namensgebenden Alyx Vance, die als Tochter des Wissenschafters Eli Vance die wohl beliebteste Nebendarstellerin der alten Teile war. Konzipiert ist es als Virtual-Reality-Erlebnis und könnte diesem Nischensegment einen wichtigen Schub bescheren. Die Anlagen dazu hat das Spiel. In ersten Presseberichten – hier zusammengefasst von "PC Gamer", "Games Radar" und "Polygon" – zeigen sich die Tester absolut begeistert.

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Zurück in die City 17

Die Geschichte führt Alyx durch die berühmt-berüchtigte City 17 – oder das, was davon noch übrig ist — auf der Mission, ihren Vater zu retten. Diesem Abenteuer stellt sie sich nicht ganz alleine. Per Funksignal begleitet sie Russell, vertont vom Schauspieler Rhys Darby. Viel Lob gibt es dabei für die Vertonung und die Dialoge, die das Geschehen – hin und wieder auch mit lustigem Schlagabtausch – begleiten.

Er erklärt dem Spieler auch den Umgang mit den Gravity Gloves, Handschuhen, mit denen sich Objekte bewegen und manipulieren lassen und die man zur Lösung mannigfaltiger Aufgaben durch die Spielphysik benötigt. In VR stellt dies die nächste Evolutionsstufe für die Gravity Gun dar, die in Half-Life 2 ein essenzielles Werkzeug war.

Die Welt ist ein Physik-Spielplatz

Jedes Spiel besteht aus bestimmten, sich wiederholenden "Kernhandlungen", die man vornehmen muss, heißt es bei Polygon. Im Shooter Gears of War etwa bestehen diese darin, nach vorne zu laufen, in Deckung zu gehen und von dort aus auf Gegner zu schießen.

In HL:A ist es der Einsatz der Hände zur direkten Interaktion mit der virtuellen Umgebung. Sei es das Aufheben oder Werfen von Objekten mit den eigenen "Gravity Gloves" oder das Handling von Waffen, etwa wenn man beim Nachladen ein neues Magazin in die Pistole steckt und den Spannhebel betätigt. Man fühlt sich wie in einem Actionfilm.

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Das Game versteht es meisterhaft, dem Spieler die vielfältigen Möglichkeiten als Idee zu präsentieren, sie ohne großen Druck zu erproben und dann Situationen zu schaffen, in denen er seine neu erlernten Fähigkeiten zum Einsatz bringen muss – etwa wenn man ein blindes Monster, das sich mit dem Gehör orientiert, ablenkt, während man sich gleichzeitig den Mund zuhält, weil eine Alienpflanze ätzende Sporen in die Luft absondert. Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei kontinuierlich und sehr gleichmäßig an.

Wer Angst hat, dass HL:A als VR-Game vorwiegend ein "geführtes" Erlebnis ist, darf beruhigt sein. Es gibt für den Spieler viel zu tun.

Atmosphärisch und unterhaltsam

Die Umgebung sorgt dabei für viel Stimmung und Abwechslung. Immer wieder landet man auch in düsteren Abschnitten der City 17, in denen sich Valves Werk anfühlt wie ein Horror-Survival-Spiel. Die Entwickler setzen dabei aber mehr auf ein konstantes Spannungsgefühl denn auf ständiges Erschrecken des Spielers durch ihn plötzlich aus dem Dunkeln anspringende Widersacher.

In HL:A wird der Spieler fast durchgehend gut unterhalten. Das Game ist mit eine Spielzeit, die sich mit rund 15 Stunden beziffern lässt, nicht das längste, aber ein fast immer intensives Abenteuer. Wer die Welt im Detail erkunden und Geheimnisse aufspüren will, wird wohl noch einige weitere Stunden herausschlagen können. Das Ende der Handlung ist laut den Testern befriedigend wie überraschend und lässt auf eine Fortsetzung hoffen – für die Valve hoffentlich nicht wieder 13 Jahre benötigen wird.

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Kritik

Bei all der Euphorie dürfen aber auch die Schwächen des Games nicht unerwähnt bleiben. Eine davon ist seine Plattform. Dass es ein reiner VR-Titel ist, hat zur Folge, dass zumindest vorläufig nur relativ wenige Spieler sich in dieses Abenteuer stürzen können. Und gelegentlich versagen die VR-Steuerwerkzeuge auch den Dienst – die Erfahrung hängt hier aber freilich individuell vom jeweils genutzten Equipment ab.

Was auf spielerischer Seite vermisst wird, sind mehr spannende Nebencharaktere. Während man in den bisherigen Half-Life-Teilen immer wieder auf diverse, teils skurrile Charaktere getroffen ist, fühlt sich die neueste Auskopplung vergleichsweise einsam an. Und das, obwohl gerade Virtual Reality mehr Möglichkeiten bietet, Computerfiguren eine einzigartige Persönlichkeit zu verpassen.

Fazit (TL;DR)

Mit Half-Life: Alyx liefert Valve das bisher wohl beste VR-Game und einen neuen Meilenstein für die Reihe. Das Game lässt Spieler in der City 17 versinken und bietet ihnen viele neue Möglichkeiten, mit der virtuellen Welt zu interagieren. Die Tester sehen in dem Werk ein "Meisterwerk", ein "Juwel" und einen "Liebesbrief an Half-Life".

Trotz kleinerer Schwächen, die teils auch von der genutzten VR-Hardware abhängen, und einer eher niedrigen Dichte an interessanten Charakteren, die man auf der Suche nach dem eigenen Vater trifft, wird man über rund 15 Stunden bestens unterhalten. Ein Pflichtkauf für alle, die eine kompatible VR-Brille haben. (gpi, 25.3.2020)