Ja, wir sind alle im Homeoffice. Vereinzelt. Separiert. Auch wir arbeiten mit Bildtelefonie. Wie? Ganz ehrlich: unprofessionell. Gegen alle Tipps von Experten, wie man ordentlich Videokonferenzen führt. Also, gerade sitzen, Businessgarderobe, gebildeter Hintergrund (Bücher) oder sonst etwas Neutrales. Keine Hinweise auf das Leben, kein Life, nur live.

Die Regeln sind uns natürlich bekannt – wir schreiben’s ja dauernd in der "Karriere". Bei unserer internen Morgenkonferenz im Ressort sind wir aber unter uns. Für extern "unprofessionell". Und deswegen wunderbar.

Steffis Kater Fridolin hüpft durchs Bild und entscheidet sich dann, seinen roten Schweif bei uns in der Video-Teamtelefonie zu lassen. Die kleine Anna sitzt bei der Mama und hat sich extra hübsch gemacht mit Glitzer-T-Shirt, weil wir heute Happy Birthday singen. Wir proben kurz den Chorgesang. (Gut, dass wir uns für Journalismus und nicht für Gesang entschieden haben.) Meine Shiva bellt rein, ja, nervig, da hilft keine geschlossene Tür zur Arbeitsküche, irgendwer ist halt auf dem Gang.

Anna wird's mit der Zeit zu öde, sie zeigt verschiedenste Spielsachen ins Bild. Uns gefällt es sehr, die Mama muss sich zusammenreißen. Im Hintergrund läuten Telefone. Ich denke mir: "Wie gut, dass meine Buben schon fast 19 sind", und werde doch nervös, weil mich eines meiner Kinder offenbar dringend versucht zu erreichen, lauter Whatsapp-Nachrichten. Das andere, noch bei uns wohnende Kind wedelt mit seinem Telefon links von mir und schreibt einen Zettel: "dringend, OMA!!!!!".

So beruhigt sie uns immer: liegen, schauen, tief atmen. Danke, Shiva.
Foto: Karin Bauer

Da kommt die schwarze Shiva, kratzt mit der Pfote an mir und legt sich dann hin. So beruhigt sie uns immer. Stundenlang kann sie liegen und schauen. Danke, Hund.

Wir teilen weiter ein, planen, wer macht was, wer fragt wen. Ich höre im Hintergrund Geschirrspüler oder Waschmaschinen (?) piepsen, irgendetwas kocht blubbernd bei jemandem. 20 Minuten Morgenkonferenz im Video. Wir haben alles eingeteilt, zugeordnet, in drei Stunden hören/sehen wir einander wieder live. Live? Klar, mit Vogel-V.

Homeoffice geht uns allen auf die Nerven mit dem Vogel-V: Wir fehlen einander. Wir haben immer auf Zuruf gut gearbeitet, quasi im Dauerflow von Angesicht zu Angesicht. Wir vermissen auch, was uns davor aneinander im Großraumbüro manchmal auf die Socke gegangen ist. Wir wissen, wir sind bevorzugt, weil wir tun dürfen, was wir (fast immer) gerne tun. Und sehen jetzt, was wir Live-Life haben. Auch wenn es hier "nur" um Büro-Life geht.

So beruhigt sie uns immer: liegen, schauen, tief atmen. Danke, Shiva. (Karin Bauer, 25.3.2020)