"HaMagen" heißt die israelische App gegen das Coronavirus.

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Für Chinas Bürger gilt das Ampelprinzip, in Israel soll "Das Schild" die Bevölkerung vom Kontakt mit am Coronavirus erkrankten Mitmenschen schützen. Die am Sonntag veröffentlichte App nimmt die Standortdaten des Nutzers und vergleicht sie mit den Informationen, die das israelische Gesundheitsministerium über bestätigte Fälle der vergangenen 14 Tage vorliegen hat.

Sollte sich eine Übereinstimmung ergeben, wird dem Nutzer die Option gegeben, dies dem Ministerium mitzuteilen. Der Schutz der Privatsphäre sei voll gewährleistet, die Teilnahme freiwillig, bemühte sich die Behörde zu betonen. Die Einführung der App "HaMagen" kam nur wenige Tage, nachdem sich Israels Inlandsnachrichtendienst Schin Bet anders den Zugang zu Daten über mögliche Infizierte verschafft hatte.

Bewegungsprofile

So beauftragte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Geheimdienst nach dem Erlass einer Notstandsverordnung damit, per Auswertung von Smartphone-Daten Bewegungsprofile zu erstellen, um Corona-Kranke ausfindig zu machen. Sollte sich die erfasste Person mehr als zehn Minuten im näheren Umkreis (zwei Meter) eines Infizierten aufgehalten haben, wurde sie per SMS dazu aufgefordert, sich unverzüglich in Selbstisolation zu begeben.

Netanjahu sagte über die datenschutzrechtlich bedenkliche Maßnahme: "Wir müssen die Balance bewahren zwischen Rechten des Einzelnen und den Bedürfnissen der Gesellschaft, und das tun wir." Schin Bet setzt dabei auf Methodiken aus dem digitalen Anti-Terror-Kampf.

Ampelsystem in China

In China wurde die Bevölkerung im Kampf gegen die Verbreitung des Virus dahin gehend eingebunden, dass in Kooperation mit dem Online-Handelsriesen Alibaba der Alipay Health Code lanciert wurde. Die mit dem gleichnamigen Zahlungsdienst verknüpfte App weist dem Nutzer einen grünen, gelben oder roten QR-Code zu, nachdem dieser einige persönliche Daten eingetragen hat. Nur der grüne Code erlaubt es, sich frei zu bewegen. Wer den gelben bekommt, soll sieben Tage zu Hause bleiben, rot bedeutet eine 14-tägige Quarantäne.

Wie genau die landesweit seit Anfang März propagierte App funktioniert, bleibt unklar. Naheliegend ist, dass staatliche Stellen Zugriff auf eine Fülle an Nutzerdaten haben. Kontrolliert werden die Codes vor U-Bahn-Stationen, vorzuweisen sind sie auch bei Restaurantbesuchen oder dem Einlass in Hotels. Laut einem Bericht der "New York Times" sendet die App Standortdaten an die Polizei. Erst diese Woche zog der chinesische Techgigant Tencent nach und rollte eine ähnliche App für Studenten aus, die langsam wieder in die Schulen zurückkehren dürfen.

Rotes Kreuz gegen chinesische Lösung

Für den Bundesrettungskommandanten des Roten Kreuzes, Gerry Foitik, ist das chinesische Modell der Überwachung jedenfalls die "schlechtere Lösung". Einerseits würde dies nach Foitiks Ansicht zu Stigmatisierung führen, andererseits würden sich bestätigte Fälle ohnehin schon in Quarantäne befinden. "Und dass dieser Mensch vorher etwa in der gleichen Straße wie ich einkaufen war, heißt noch lange nicht, dass ich auch infektionsgefährdet bin", betonte Foitik vor wenigen Tagen im APA-Gespräch.

In Österreich seien bisher alle positiven Corona-Fälle auf "engen, persönlichen Kontakt", also über 15 Minuten und mit weniger als einen Meter Distanz, mit bzw. zu bereits Infizierten zurückzuführen. Begegne man sich also auf der Straße, sei die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung gleich Null, so Foitik. Sollte es massive Infektionsübertragungen geben, wäre eine Überwachungstechnologie wie in China "vielleicht sinnvoller", erklärte er. Allerdings werde dieses Gebiet dann ohnehin als Risikogebiet eingestuft. (APA, 24.03.2020)