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Halmut Marko: "Man muss das einfach volkswirtschaftlich betrachten."

Foto: REUTERS/Loren Elliott

Graz – Ex-Rennfahrer Helmut Marko steht den von der Regierung angeordneten Maßnahmen prinzipiell kritisch gegenüber. "Ich bin leicht verwundert, was die Leute alles auf sich nehmen und wie sie das alles gelassen hinnehmen", meint der Red-Bull-Motorsportberater über die weitreichenden Eingriffe ins Privat- und Wirtschaftsleben, die die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen sollen. "Das ist nicht ganz verständlich. Man muss das einfach volkswirtschaftlich betrachten", sagt der Unternehmer und verweist auf die ökonomischen Folgen des Stillstands.

Marko hat die Beschäftigten seiner Hotels in Graz zur Kurzarbeit angemeldet. "Wir haben alle vier Betriebe geschlossen und auf Kurzarbeit umgestellt", sagte der Steirer der APA. Die Anträge seien bereits in der Vorwoche, direkt nach Verhängung der Ausgangsbeschränkungen, gestellt worden.

Im Standby-Modus

Seine nun leeren Hotels als Ausweichquartiere anzubieten, falls bei einer Verschlimmerung der Lage im Gesundheitsbereich Ersatzkapazitäten benötigt werden, könne sich Marko zwar vorstellen, im Moment gebe es jedoch keinen Bedarf. "Das haben wir noch nicht in Erwägung gezogen, aber wir sind auf Stand-by", erklärte der 76-Jährige, der zur Risikogruppe der älteren Personen zählt, aber keine große Angst verspürt, sich mit dem SARS-CoV-2-Virus zu infizieren.

Neben der Büroarbeit verbringt Marko derzeit viel Zeit in der Natur. "Ich lebe mein strukturiertes Leben", sagte er. In einem Interview mit der Krone berichtet Marko, dass er seinen Frust in der Forstwirtschaft mittels Motorsäge und dergleichen abbaue, dabei aber extrem aufpasse, sich nicht zu verletzen, damit er nicht ins Krankenhaus müsse, weil das sicher im Moment der gefährlichste Ort sei.

Die Tageszeitung Österreich zitiert Marko mit irrationalen Gegensätzlichkeiten: "Im Supermarkt raufen sich die Leute um die Waren oder stehen dicht gedrängt an der Kasse. Aber wenn du draußen auf einem Platz zu dritt beisammen stehst, kommt ein Ordnungswächter und fragt, was da los ist."

Abwarten und Hoffen

Nichts ist hingegen derzeit in der Königsklasse der Motorsports los. Stillstand dominiert aktuell die Formel 1, in der Marko die Geschicke von Red Bull Racing und Alpha Tauri mitbestimmt. "Derzeit gibt es nichts zu sagen. Man muss abwarten." Vor ein paar Tagen hatte Marko noch gemutmaßt, dass der Österreich-Grand-Prix am 5. Juli in Spielberg "sich ausgehen" müsse und bei Red Bull alle Marketingplanungen aufrecht blieben.

Bleibt es beim jetzigen Stand, ist das Österreich-Rennen der dritte WM-Lauf in diesem Jahr nach Montreal (14. Juni) und Le Castellet (28. Juni). Die am Dienstag kommunizierte Entscheidung, die Olympischen Sommerspiele in Tokio auf 2021 zu verschieben, hat die Fragezeichen aber noch zahlreicher werden lassen, die hinter dieser Saison stehen. Wann und ob es in den nächsten Monaten überhaupt gelingen kann, in der Welt des internationalen Sports zur Normalität zurückzukehren, ist ungewisser denn je.

Fragezeichen hinter Grand Prix von Kanada

Eine Entscheidung über den möglichen Saisonauftakt in Kanada soll bis spätestens in drei Wochen fallen. Nach der Absage der ersten acht Saisonrennen will die Motorsport-Königsklasse versuchen, in Montreal in eine verkürzte Weltmeisterschaft zu starten.

Rennveranstalter Francois Dumontier sagte dem Online-Portal "Motorsport-Total.com": "Wir sind optimistisch, aber auch realistisch." Wenn man sich für eine Verschiebung entscheide, werde das eine gemeinsame Entscheidung mit der Formel 1 nach dem Osterwochenende am 12./13. April sein. Bei dieser würden vor allem die Aufbauarbeiten eine große Rolle spielen.

Dumontier erklärte, dass er neben dem 14. Juni mittlerweile auch an anderen Szenarien arbeite. Bezüglich einer Verschiebung schränkte der Veranstalter aber ein: "Für uns ist es unmöglich, ab Ende Oktober ein Rennen auszutragen." In der Metropole am Sankt-Lorenz-Strom wäre es dann schlichtweg zu kalt.

Die Formel 1 hatte in dieser Saison ursprünglich 22 Rennen vorgesehen und damit so viele wie noch nie. Nach dem Ausbruch des Virus Sars-CoV-2 hoffen die Macher der Serie derzeit, 15 bis 18 WM-Läufe über die Bühne zu bringen. (APA, red, 25.3.2020)