Grafik: Innophore

Um den Covid-19-Erreger unschädlich zu machen, haben Grazer Forscher mithilfe von künstlicher Intelligenz und Supercomputern weltweit Datenbanken nach potenziell wirksamen, bereits bekannten Stoffen durchforstet. Nun kooperieren das Grazer Start-up Innophore, das Grazer Acib und die Uni Graz in einem Projekt mit der Harvard University, in dem rund zwei Milliarden Wirkstoffe gescreent werden.

Die Suche nach notwendigen Molekülfunktionen für die Pharmaindustrie war bisher extrem aufwendig. Die Grazer Forscher haben bereits in den vergangenen Jahren eine Plattform entwickelt, die computerbasiert mittels Algorithmen – und damit schneller als in herkömmlichen Labors – etwa gesuchte Enzyme und Wirkstoffe für Arzneimittel aus Tausenden bzw. sogar Millionen von Strukturdaten aus Datenbanken herausfiltern kann.

Kooperation

Das steirische Start-up Innophore – ein Spin-off des Austrian Centre of Industrial Biotechnoloy (Acib) und der Uni Graz – hat damit auch schon außerhalb der europäischen Grenzen Aufmerksamkeit erregt. Zuletzt Ende Jänner, als es sein Wissen dem Chinese Center for Disease Control and Prevention zur Verfügung gestellt hat und daraufhin als Forschungspartner bei der Bekämpfung des Coronavirus einbezogen wurde. "Mittlerweile haben wir eine Unzahl von Proteinen gefunden, die eine Rolle spielen können, einen Großteil davon haben wir schon simuliert. Insgesamt gibt es an die zwei Milliarden Verbindungen, die man am PC ausprobieren kann", sagte Innophore-Geschäftsführer Christian Gruber der APA.

Für das neueste Forschungsprojekt gibt die Google-Mutter Alphabet den Forschern unlimitierte Rechenleistung ihrer Google-Cloud frei, teilte das Grazer Acib am Mittwoch per Aussendung mit. Damit werde es möglich, eine bisher unerreichte Menge an Wirkstoffen zu simulieren. Weitere Unterstützung kommt vom Vienna Scientific Cluster: Die Zusammenarbeit mehrerer österreichischer Universitäten stellt die Ressourcen ihrer Supercomputer zur Verfügung.

Screen

Neu an dem aktuellen Projekt ist laut dem Acib das computerbasierte Verfahren, mit dem die einzelnen Wirkstoffe gescreent werden. Das Verfahren "Virtual Flow" wurde an der Harvard Medical School entwickelt und kürzlich im Fachmagazin "Nature" vorgestellt. Innophore unterstützt den Virtual-Flow-Prozess von Harvard, indem das Start-up mit seiner patentierten 3D-Punktwolken-Technologie unzählige Ansatzpunkte simuliert und diese mit Hilfe von künstlicher Intelligenz filtert. "Obwohl bereits einige vielversprechende Medikamente identifiziert wurden, hat das Projekt großes Potenzial, weitere geeignete Kandidaten zu finden. Die Kombination der 3D-Punktwolken-Technologie mit großflächigem, virtuellem Screening und enormer Rechenleistung ist sehr vielversprechend. Wir sind gespannt, welche Ergebnisse wir in den kommenden Wochen erzielen werden", erklärte dazu Haribabu Arthanari von der Harvard Medical School.

"Die größte Herausforderung bei Simulationen wie diesen ist nicht nur die Daten der Milliarden Wirkstoffe zu bekommen, sondern auch die notwendigen Rechenkapazitäten. Im Moment gehen wir davon aus, über 100 Milliarden Einzelsimulationen durchzuführen, denn jeder potenzielle Wirkstoff wird einzeln 'gescreent'. Wir freuen uns sehr, dass wir mit dem Vienna Scientific Cluster österreichische und mit Alphabet internationale Unterstützung bekommen", hob Gruber hervor. (APA, 25.03.2020)