Die Post-Mitarbeiter sind längst neu gekleidet, nun gibt es auch frischen Wind im Aufsichtsrat.

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Inmitten der Coronakrise ist es recht ruhig um die Staatsholding Öbag geworden. Sie und ihr Chef Thomas Schmid haben in den letzten Monaten vor allem für Schlagzeilen rund um Postenschacher in der Casinos Austria AG gesorgt, an der die Öbag ein Drittel der Anteile hält. Doch davon unbenommen feilt das Vehikel an Umbesetzungen der Aufsichtsräte ihrer Beteiligungen, zu denen Schwergewichte der heimischen Konzerne wie Post, Telekom Austria, OMV oder Verbund zählen.

Die meisten Rochaden werden für die anstehenden Hauptversammlungen erwartet, in denen Aufsichtsräte gewählt werden. Wobei das Wort "anstehend" relativ ist. Wegen der Ansteckungsgefahr werden die Treffen der Aktionäre vielfach verschoben – oder gestreamt. Bereits fix sind Änderungen bei Post und Verbund, wobei die Öbag die Botschaft transportieren möchte, dass die neuen Aufsichtsräte vor allem durch ein Kriterium glänzen: Expertise. Der Anschein politischer Einflussnahme soll gar nicht auf der Bildfläche erscheinen.

Post mit Bankplänen

Wie aus gut informierten Kreisen zu hören ist, sind die neuen Aufsichtsratsmitglieder bei der Post ausgemachte Sache. Beim Paket- und Briefzusteller, der nach Beendigung der Kooperation mit der Bawag nun selbst ins Bankgeschäft einsteigen möchte, scheiden die Leiterin der Förderbank AWS, Edeltraud Stiftinger, der niederösterreichische Landesrat Jochen Danninger (ÖVP) und die Bankerin Herta Stockbauer (BKS) aus. Neu ins Kontrollgremium kommt die Risiko- und Rechtschefin der Post Finance AG, Felicia Köllicker. Von dem Schweizer Finanzinstitut kann sich die Post mit ihren Bankplänen einiges abschauen, Köllicker entsprechende Ratschläge geben. Präsidentin des Aufsichtsrats bleibt die Anwältin Edith Hlawati.

Mit der Wahl von Sigrid Stagl legen die Post-Aktionäre wiederum einen Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit. Die Umweltökonomin ist Chefin das Departments Sozioökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien und Co-Leiterin des Kompetenzzentrums für Sustainability.

Wechsel im Verbund

Auch beim Verbund wird auf Internationalität und Frauen gesetzt. Susanne Hennersdorf, Vertriebschefin der Energie Baden-Württemberg (EnBW), und die deutsche Volkswirtin Barbara Praetorius ziehen in den Aufsichtsrat ein. Aus Österreich kommen die die PwC-Partnerin Christine Catasta und Arbeiterkammer-Wirtschaftspolitikchefin Christa Schlager hinzu. Einzige männliche Erneuerung ist Eckhardt Rümmler, früher Vorstand des deutschen Energieunternehmens Uniper.

Der Verbund steht besonders unter Beobachtung, hat doch die parteipolitische Besetzung des Vorstands unter Türkis-Blau hohe Wellen geschlagen. Vor allem die Bestellung des früheren oberösterreichischen Landesrats Michael Strugl (ÖVP) zum stellvertretenden Konzernchef sorgte für Kritik, aber auch die Zusammensetzung des Vorstands aus vier Männern. Strugl ist designierter Nachfolger von Vorstandsvorsitzendem Wolfgang Anzengruber, der mit Jahresende ausscheidet. (Andreas Schnauder, 25.3.2020)