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Graz – Dem Grazer Traditionskaufhaus Kastner & Öhler macht die Corona-Epidemie schwer zu schaffen. Die Türen der Filiale in Graz wie auch jene der 32 weiteren Standorte in ganz Österreich bleiben seit vergangenem Montag geschlossen. "Jede Woche fehlt uns derzeit ein Umsatz von fünf Millionen Euro", sagt Geschäftsführer Martin Wäg. Sollte die Regierung bis Ende dieser Woche keine konkreten Hilfen auf den Tisch legen, "stehen wir vor einem Flächenbrand", so Wäg.

Zwar hat das 1873 gegründete Familienunternehmen bereits vor 14 Tagen die Lieferungen gestoppt, dennoch seien die Lager voll und die Rechnungen fällig. In der kommenden Woche seien zudem Mieten und Gehälter für rund 1.900 Beschäftigte zu zahlen. "Wir sprechen hier von einer Riesensumme", meint der Kastner-Chef. Die Regierung würde bereits seit einer Woche von dem großen Hilfspaket sprechen, gekommen sei es bisher aber nicht. "Der Handel kann nicht mehr lange warten", sagt Wäg im Gespräch mit dem STANDARD.

Die Einkaufsstraßen in Graz sind – wie auch in anderen Städten im Lande – derzeit weitgehend menschenleer.
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Zwar würden Steuerstundungen und die neue Corona-Kurzarbeit helfen, die Gelder vom Arbeitsmarktservice (AMS) kämen allerdings erst in 30 Tagen. Die Kaufhauskette brauche jedoch sofortige Haftungen für Überbrückungskredite vom Bund, erklärt Wär: "Wir benötigen jetzt akut und sofort fünf Millionen Euro als Feuerlöscher, sonst geht sich das nächste Woche nicht mehr aus."

Appell: Heimische Betriebe unterstützen

Mit seinen Sorgen sei Kastner & Öhler nicht allein, sagt Wäg: "Der österreichische Handel steht kurz vor dem Kollaps." Das Modehaus, das unter der Marke Gigasport auch Sportartikel vertreibt, appellierte daher am Mittwoch in einer Aussendung an seine Kunden: "Wenn Sie jetzt online einkaufen, kaufen Sie bitte nicht bei Amazon und Co, sondern kaufen Sie jetzt bei österreichischen Händlern."

Es ist nicht der einzige Appell: In Österreich häufen sich derzeit Initiativen, die heimischen Betrieben unter die Arme greifen wollen. So zum Beispiel die Plattform Zusammen leiwand. Über die Homepage können Gutscheine für heimische Unternehmen gekauft werden, um diese während der Krisenzeit zu unterstützen. Die Idee: Durch die Gutscheine, die teils gleich, teils später eingelöst werden können, sollen die Einzelunternehmer und Kleinbetriebe liquide bleiben. Bisher hätten sich bereits mehr als tausend Unternehmen gemeldet, heißt es auf der Homepage der Plattform. Seit der Gründung Mitte März wurden demnach Gutscheine in der Höhe von 50.000 Euro ausgegeben. (lauf, 25.3.2020)