Die Maschinen von Laudamotion heben nach wie vor ab – zu Leerflügen.

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Wien/Schwechat – Die österreichische Ryanair-Tochter Laudamotion führt seit der Corona-bedingten Einstellung des regulären Flugbetriebs sogenannte Leerflüge durch. Für Mittwoch waren vier solcher Flüge mit Start und Ankunft in Wien-Schwechat auf der Website des Flughafens aufgelistet. Die Flugnummern lauteten OE 989T, OE 991T, OE 992T und OE 993T. Von anderen Airlines in Wien ist die Praxis nicht bekannt.

Ein Buchstabe wie das "T" am Ende der Flugnummer ist bei normalen Flügen unüblich. Laudamotion erklärte, man führe derzeit "Technikflüge" durch, um die Flugtauglichkeit der Flotte jederzeit sicherzustellen. "So wird unsere in Wien stationierte Flotte während der Aussetzung des Flugbetriebs durch mehrere technische Maßnahmen aber dennoch flugfähig bleiben. Dadurch bleiben unsere Fluggeräte für den Bedarfsfall wie Rückhol- und Transportflüge für medizinische Produkte jederzeit einsatzbereit. Die Anzahl der Flüge variiert hier täglich und wird bei Bedarf reduziert, sollten in den nächsten Wochen keine weiteren Hilfsflüge in Zusammenarbeit mit dem Außenministerium geplant sein."

Aufwendige Wartung

Laut dem Luftfahrtportal "Austrian Wings" sind solche Flüge, bei denen die Flugzeuge im österreichischen Luftraum kreisen, aus technischer Sicht nicht nötig. Die Flugfähigkeit könne auch am Boden durch umfangreiche Wartungsmaßnahmen erhalten werden. Das Onlineportal beruft sich dabei auf Informationen eines Flugzeugtechnikers. In Luftfahrtkreisen wird vermutet, dass Laudamotion diese Leerflüge macht, weil sie viele Piloten, aber weniger Techniker in Wien hat und sich so den aufwendigen "Re-Entry into service" ersparen will. "Also sie lösen den Zustand, die Flugzeuge bereitzuhalten, über Leerflüge, ökologisch betrachtet nicht so super", so ein Insider.

Bei der größten heimischen Fluglinie, der Austrian Airlines, ist ein Großteil der Flotte stillgelegt. AUA-Chef Alexis von Hoensbroech sagte vergangene Woche, man habe die Maschinen "eingewintert". So wurden beispielsweise die Triebwerke mit Planen abgedeckt. Die AUA-Techniker müssen aber etwa die Ruder weiterhin regelmäßig bewegen, damit diese nicht korrodieren. Auch die Lager müssen laufend geschmiert werden. Ohne Check darf ein Flugzeug nur 48 Stunden lang stehen. Bei längeren Stehzeiten müssen Tests gemacht werden, etwa eine Triebwerksüberprüfung.

Testflüge nach langem Parken notwendig

Pressesprecher Peter Thier erklärte am Mittwoch, dass die AUA 64 der 82 Flugzeuge am Vorfeld des Wiener Flughafens geparkt habe. Von den restlichen 18 Fliegern seien sieben in vorgezogenen Wartungsarbeiten und elf für die Rückholflüge sowie für die Frachtluftbrücke nach China im Einsatz. Laut Thier gilt: Je länger die Flugzeuge geparkt sind, desto höher ist der Aufwand, sie wieder in den Dienst zu stellen. "Spätestens dann sind auch Testflüge notwendig", so der AUA-Sprecher.

"Für das Park- oder Storage-Verfahren müssen zunächst alle Öffnungen abgedeckt werden und das Wasser aus den Tanks gelassen werden. Kerosin kann drin bleiben, muss aber immer wieder überprüft und nachgefüllt werden, damit keine Mikroorganismen die Flugzeuginnenwand beschädigen, die Hydrauliksysteme überprüft und Feuerlöschsysteme deaktiviert werden", erklärt der Sprecher das Prozedere. Auch während des Parkens müssen alle Flüssigkeitsstände ständig überprüft werden. Das Hilfstriebwerk (APU) und die Klimaanlage müssen regelmäßig gestartet und getestet werden. Auch die Feuchtigkeit in der Kabine muss laufend gemessen werden. Je nach Flugzeugtyp seien das fünf bis sechs Arbeitsstunden pro Woche. (APA, 25.3.2020)