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PCR-Tests zeigen, ob aktuell eine Infektion mit Sars-CoV-2 vorliegt.

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Frage: Alle sprechen von Schnelltests. Was ist damit genau gemeint?

Antwort: Es herrscht derzeit eine große Begriffsverwirrung, weil es zwei Arten von Schnelltests gibt. Zum einen schnelle Testverfahren, die das Coronavirus im Nasenschleim nachweisen, sogenannte PCR-Tests (Polymerase-Kettenreaktion). Sie zeigen, ob Patienten aktuell das Virus in sich tragen. Die Tests werden in virologischen Labors ausgewertet, das ist arbeitsintensiv und dauert. Eine Möglichkeit, diesen Prozess zu automatisieren, bietet ein Gerät von Roche Diagnostics namens Cobas. Es wertet 400 Tests in acht Stunden aus, ist also viel schneller. Ein anderes Schnellverfahren, von dem derzeit die Rede ist, ist der Antikörpernachweis. Dafür muss Blut abgenommen werden. Die heute verfügbaren Antikörperschnelltests sind sehr ungenau und daher nicht sinnvoll. Sie können nicht feststellen, ob jemand aktuell mit dem Virus infiziert ist. Doch es sind Antikörperschnelltests in Entwicklung, die in zwei oder drei Monaten spezifisch für Sars-CoV-2 im Einsatz sein könnten. Damit können Menschen feststellen, ob sie eine Infektion durchgemacht haben und immun sind. Die Regierung fährt also eine Strategie auf zwei Ebenen.

Frage: Wie könnten Antikörpertests in Zukunft konkret aussehen?

Antwort: Diese Tests könnten so funktionieren wie ein Schwangerschaftstest, also direkt beim Patienten zu Hause schon ein Ergebnis anzeigen. Bisher gibt es solche Tests aber nicht.

Frage: Wo genau sind die Engpässe?

Antwort: Beim Hochdurchsatzverfahren Cobas muss Roche Reagenzien (Flüssigkeiten) mitliefern, die Sars-CoV-2 anzeigen können. Durch die Pandemie sind derzeit riesige Mengen erforderlich und die Produktion am Anschlag. Die Verteilung der Reagenzien erfolgt nach Bedarf in den Ländern. Hotspot ist derzeit Europa. Auch nach Österreich wird geliefert.

Frage: Testen, testen, testen – ist das die richtige Strategie?

Antwort: Es ist nicht möglich, die gesamte Bevölkerung zu testen. Wenn die akute Phase vorbei ist und der normale Alltag wieder beginnt, geht es darum, die Ausbreitung des Virus unter Kontrolle zu halten. Die Kombination aus PCR-Tests und Antikörpertests wird dann eine Strategie sein, um neu aufflammende Infektionsherde schnell detektieren und eindämmen zu können. Und zwar überall in Österreich und insofern flächendeckend. Es wird immer Menschen geben, die infiziert sind und das Virus weitergeben, Ausbrüche müssen dann lokal begrenzt gehalten werden. Das heißt: Schnelle Isolation von individuell Infizierten und deren Umfeld.

Frage: Was sind eigentlich Antikörper?

Antwort: Das Immunsystem des Menschen erkennt Fremdkörper und bildet Abwehrkörper dagegen – die Antikörper. Sie sind das sichere Zeichen dafür, dass man gegen das Virus immun ist. Wer Antikörper im Blut hat, kann mit Infizierten Kontakt haben und wird nicht mehr krank. Er kann auch das Virus nicht mehr weitergeben. Diese Immunität kann langfristig auch durch eine Impfung erreicht werden. Je mehr Menschen Antikörper haben, umso weniger gut kann sich die Erkrankung weiter ausbreiten. Das ist mit Herdenimmunität gemeint.

Frage: Was ist das Problem mit den Antikörpern?

Antwort: Nach einer Infektion dauert es, bis sich Antikörper bilden und diese im Blut nachweisbar sind. Wie lange, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Das große Problem in der Corona-Pandemie ist die Tatsache, dass die Erkrankung oft nur sehr milde – wie eine Erkältung – verläuft. Das heißt: Unter Umständen haben viele Menschen bereits Antikörper, weil sie die Erkrankung durchgemacht, aber davon nichts bemerkt haben. Man müsste also sehr viele Menschen testen, um ihnen den Status "immun gegen Sars-CoV-2" geben zu können. Das andere Problem ist, dass viele Infizierte schon vor Ausbruch der Krankheitssymptome infektiös sind. Gerade sie gilt es zu Isolieren, weil von ihnen die höchste Gefahr ausgeht. Das können aber nur PCR-Tests anzeigen. Also Tests, die die RNA des Coronavirus im Nasenschleim nachweisen. Antikörpertests sind dafür nicht geeignet.

Frage: Was heißt Testverfahren hochfahren?

Antwort: Damit ist ein Bündel von Maßnahmen gemeint. Zum einen werden die Laborkapazitäten erweitert, also die Prozesse der Testung – Nasenschleim abnehmen, ins Labor bringen, auswerten, die Ergebnisse den Getesteten mitteilen – effizienter gemacht. Zum anderen wird an den Hochdurchsatzverfahren gearbeitet, also der Automatisierung von Testungen. Roche Diagnostics ist Vorreiter und das erste Unternehmen, das Reagenzien zum Aufspüren von Sars-CoV-2 anbieten kann. In Zukunft könnte das Unternehmen hier Konkurrenz bekommen. Abseits von Hochleistungslabors könnte es künftig aber auch mobile PCR-Testeinheiten geben, auch sie sind in Entwicklung. Im Testdorf Vo in Italien waren solche mobilen Einheiten zu Studienzwecken im Einsatz.

Frage: Wie ungenau sind die Antikörpertests, die es derzeit gibt?

Antwort: Nur 30 bis 40 Prozent der Antikörpertests, die heute (Stand März 2020) am Markt sind, zeigen auch tatsächlich eine Sars-CoV-2-Infektion an. Von zehn Getesteten, die Antikörper haben, schlägt der Test also nur bei drei bis vier positiv an, bei sechs Personen sind die Tests falsch-negativ. Das ist zu ungenau für die Kontrolle der Pandemie. (Karin Pollack, 26.3.2020)