Der Umgang zahlreicher Staaten mit dem Coronavirus bereitet Edward Snowden Sorgen.

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Weltweit sehen immer mehr Staaten Überwachungsmethoden als Möglichkeit an, um gegen das Coronavirus vorzugehen. Auch die Bundesregierung erwog, Smartphone-Tracking einzelner Personen einzusetzen, etwa bei der Suche nach Kontaktpersonen einer erkrankten Person, ins Coronagesetz schafften es diese Pläne aber vorerst nicht. Jedoch erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz am Donnerstag, dass man prüfe, wie andere Länder mit der Thematik umgehen – die "neue Normalität" werde nicht so sein wie vor dem Coronavirus.

Für den US-Whistleblower Edward Snowden sind solche Maßnahmen keineswegs gerechtfertigt. Während eines Interviews beim Copenhagen International Film Festival stellte er die Frage, was Behörden eigentlich davon abhalte, Überwachungsmethoden aufrechtzuerhalten, wenn das Coronavirus besiegt ist.

Das Interview mit Snowden.
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Plötzlich permanent

Staaten würden dazu tendieren, Gefahrensituationen in die Länge zu ziehen. Sie würden sich mit ihrer neuen Macht wohl fühlen und sie mögen, warnt Snowden. Plötzlich könnten Notfallmaßnahmen permanent werden – und genutzt werden, um beispielsweise oppositionelle Gruppierungen zu bekämpfen.

Regierungen mit Überwachungsinstrumenten würden dazu tendieren, neue Gefahren als Begründung für eine weitere Verwendung zu nennen – etwa terroristische Gruppierungen. "Sie wissen schon, was du im Netz machst. Sie wissen, ob sich dein Handy bewegt. Sie wissen bald vielleicht, wie unser Herzschlag und Puls ist. Was passiert, wenn sie diese Informationen mischen und auch noch künstliche Intelligenz nutzen?", fragt Snowden offen. Gerade die Verwendung von künstlicher Intelligenz in Kombination mit Überwachung macht dem ehemaligen NSA-Mitarbeiter Sorgen.

Balance schon in normalen Zeiten schwierig

Es sei schon in normalen Zeiten schwierig, eine Balance zwischen Privatsphäre und Sicherheit zu finden – noch herausfordernder ist es während einer globalen Krisensituation. Die Gefahr des Coronavirus will er nicht bestreiten, jedoch glaubt er, dass Impfungen und Herdenimmunität die Lösung sind, denn Überwachungsmaßnahmen könnten schnell kommen, um zu bleiben. Man müsse an die Welt denken, in der wir leben, wenn das Coronavirus besiegt ist. (muz, 26.3.2020)