Im Funkhaus werden die Radionachrichten weiter mit getrennten Teams produziert.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Während sich Armin Wolf, Nadja Bernhard, Tarek Leitner, Margit Laufer und andere "ZiB"-Mitarbeiter aufgrund des Corona-Virus seit Mittwoch in 14-tätiger Isolation auf dem ORF-Küniglberg befinden, sprechen sich die ORF-Radionachrichten gegen die Implementierung so einer drastischen Maßnahme aus. Im Notfall übernimmt nun Ö3 die News auf Ö1.

Ö3-Journale auf Ö1 bei Ö1-Infektion

  • Update: ORF zu Widerstand der Ö1-Information Wie reagiert die ORF-Führung auf den Widerspruch im Radio? "In der aktuellen Ö1-Information konnten nicht genügend Freiwillige gefunden werden, wie sie zur Einrichtung eines Isolationsbereiches für die Ö1-Nachrichten vor Ort im Funkhaus in der Argentinierstraße nötig wären", erklärte ein ORF-Sprecher dazu: "Daher wird die Redaktion bis auf Weiteres wie bisher in getrennten Schichten unter strenger Einhaltung der entsprechenden Sicherheits- und Trennungsvorschriften arbeiten." Aber: "Es wurden alternative Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um den Sendebetrieb auch im Notfall aufrechterhalten zu können: Falls die aktuellen Ö1-News auf Grund eines Infektionsfalles ausfallen sollten, werden diese von der Ö3-Information aus dem dortigen Isolationsbereich übernommen, sollten die Ö1-Journale ausfallen, werden die Ö3-Journale durchgeschaltet."

Kritik am Isolation im Radio und im Betriebsrat

Laut STANDARD-Infos gibt es im Funkhaus massive Kritik am Sicherheitskurs der ORF-Generaldirektion unter Alexander Wrabetz und seinem Sicherheitsbeauftragten Pius Strobl. Sie haben in allen "sendungskritischen Bereichen" Isolationsbereiche geschaffen, in denen "Schlüsselmitarbeiter" abgeschottet ihre Aufgaben erfüllen sollen – der STANDARD berichtete.

Schon alleine aufgrund der nicht vorhanden personellen Ressourcen könnten sich beispielsweise Ö1-Mitarbeiter nicht einfach 14 Tage lang in Isolation begeben. So könne der Informationsauftrag nicht erfüllt werden, heißt es intern. Das betreffe sowohl die Nachrichtenredaktion von Ö1 aber auch die Regionalradios, den Teletext, Online und Socialmedia.

Um die Gefahr einer Ansteckung mit dem Virus so gering wie möglich zu halten und im Falle des Falles reagieren zu können, werde nicht isoliert, sondern weiterhin in getrennten Teams gearbeitet. Das inkludiert auch Home Office, wo immer es möglich sei.

Von ORF 2 bis zu den Landesstudios

Die Isolationen betreffen derzeit neben dem aktuellen Dienst von ORF 2 auch die ORF-Landesstudios, wo bereits Isolationsbereiche geschaffen wurden und von ausgewählten Mitarbeitern bezogen werden, um die Produktion der "Bundesland heute"-Sendungen und der Regionalradios sicherzustellen. Auch für die nationalen Radios und ORF 3 werden Isolationsbereiche vorbereitet. Bereits am vergangenen Samstag sind 15 Mitarbeiter bis auf weiteres freiwillig in einen isolierten Bereich im ORF-Zentrum gezogen, um die technischen Kernbereiche abzusichern.

Kritik an den Maßnahmen kommt intern auch vom ORF-Betriebsrat, der keine rechtliche Grundlage sieht. Betroffen sind davon derzeit 180 ORF-Mitarbeiter. Der Betriebsrat fordert nach STANDARD-Infos eine Betriebsvereinbarung.

Aktualisiert um 14.05 Uhr

Nachdem die Moderatoren und Moderatorinnen der "Zeit im Bild"-Sendungen bereits in einen eigens eingerichteten Isolationsbereich am Küniglberg gezogen sind, wird diese Vorgehensweise nun auch für Ö3 übernommen: 22 Mitarbeiter des ORF-Radios ziehen zwei Wochen lang in den Studios in Wien-Heiligenstadt zusammen, hieß es am Donnerstag. Damit will man den Sendebetrieb in der Coronakrise sicherstellen.

Auf diese Weise soll laut Aussendung "nicht nur das 'Immunsystem' des Senders geschützt" werden. "Es wird dadurch auch weiterhin in gewohnter Ö3-Qualität informiert und unterhalten." Zuvor gibt es für die 22 ausgewählten Mitarbeiter, darunter Moderatoren wie Robert Kratky, Andi Knoll oder Verena Kicker sowie Ö3-Senderchef Georg Spatt, allerdings noch medizinische Checks. Start für die laut Eigendefinition "spannendste Radio-WG Österreichs" soll Donnerstagabend sein.

Sanitärcontainer

Für den Isolationsbereich wurden in den vergangenen Tagen Büros mit Betten ausgestattet und zusätzliche Sanitärcontainer eingerichtet. Erste Fotos sind auf der Ö3-Website https://oe3.orf.at abrufbar. "Ziel des Isolationsbereichs ist der größtmögliche Schutz aller und der bestmögliche Erhalt der kritischen Infrastruktur", wie betont wird. "Alle Bereiche sind vom restlichen Gebäudetrakt komplett isoliert und dürfen bis auf weiteres von niemand anderem betreten werden. Die Verpflegung erfolgt über eine Sicherheitsschleuse."

"Die Isolation wird sicherlich eine herausfordernde und spannende Aufgabe für uns", so Ö3-"Wecker"-Moderator Kratky. "Und vielleicht wird es dem einen oder anderen, der es bisher nicht so sehr geschätzt hat, außerhalb seiner Arbeitszeit zuhause zu sitzen, nach spätestens zwei Wochen das Gefühl zurückgeben, dass es daheim doch am schönsten ist." Man freue sich jedenfalls auf eine besondere Zeit "backstage und natürlich on Air mit der Ö3-Gemeinde". (red, APA, 26.3.2020)