Die Münze Österreich versichert: Gold-Philharmoniker sind verfügbar und werden weiterhin produziert.
Foto: imago images / blickwinkel

Über mangelnde Nachfrage kann sich die Münze Österreich auch in der Corona-Krise nicht beklagen. Bei der Münzprägeanstalt laufen die Telefone heiß angesichts der ungewöhnlich vielen Kaufanfragen für Gold und andere Edelmetalle. Allerdings nicht nur die Servicelines, wie Sprecherin Andrea Lang erklärt, sondern auch die Erzeugung: "Wir produzieren weiter", sagt sie in Bezug auf den jüngsten Nachfrageschub: "Es ist nicht notwendig, in Panik zu kaufen."

Die Münze Österreich zählt Lang zufolge zur kritischen Infrastruktur, da sie neben Sammler- und Anlagemünzen auch die alltäglichen Euro- und Centmünzen erzeugt. Daher werde die Produktion aufrechterhalten – allerdings mit einer Einschränkung durch die vorübergehende Schließung von drei Edelmetall-Raffinerien in der Schweiz bis Anfang April: "Wir haben einen Engpass bei Barren, da sind schon manche Produkte ausverkauft."

Philharmoniker lieferbar

Allerdings betont Lang, dass das wichtigste Anlageprodukt der Österreicher, die Philharmoniker-Münzen in Gold und Silber, weiterhin erhältlich sei. Jene aus Platin seien ab April wieder verfügbar. Wie geplant versendet werden Sammlermünzen, nämlich am 15. April die nächste Ausgabe der Ritterserie. Einziger Unterschied: Die üblichen langen Schlangen am Ausgabetag vor dem Shop der Münze Österreich wird es diesmal nicht geben. Online und telefonisch kann aber weiterhin bestellt werden.

Auch aus anderen Ländern wie Deutschland oder der Schweiz hört man Berichte über die sprunghaft gestiegene Nachfrage. Aber wieso vollzieht der Goldpreis am Weltmarkt trotzdem eine wilde Achterbahnfahrt? Nach einem Zwischenhoch bei etwa 1.700 US-Dollar für eine Feinunze rasselte der Kurs deutlich unter 1.400 Dollar, bevor er sich wieder etwas erholte. In der sich zuspitzenden Viruskrise seien immer mehr Investoren zu Notverkäufen gezwungen gewesen, um Verluste aus anderen Anlagen auszugleichen, lautet die Erklärung von Marktbeobachtern.

Wie in Finanzkrise

Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank sieht in dem kurzzeitigen Kurseinbruch von Gold sogar eine Parallele zur Finanzkrise des Jahres 2008: Auch damals sei der Goldpreis vorübergehend sehr stark unter Druck geraten, und erst mit den zahlreichen Notmaßnahmen und Anleihenkäufen der Notenbanken habe sich das Blatt wieder gewendet – wobei Fritsch das Vorgehen der Währungshüter diesmal als "deutlich aggressiver" bezeichnet. Generell gilt: Sinkende Zinsen und Renditen sowie steigende Geldmengen machen das unverzinste Edelmetall verglichen mit anderen Anlageklassen attraktiver.

Allerdings bleibt abzuwarten, ob es diesmal wieder so weitergeht mit Gold wie nach der Finanzkrise. Nämlich ein dreijähriger steiler Aufstieg, in dem sich der Kurs verdoppelte – auf knapp über 1.900 Dollar in der Spitze, ein bisher nicht wieder erreichtes Niveau. (Alexander Hahn, 27.3.2020)