Auf dem Pekinger Flughafen wird es noch ruhiger.

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Völlig überraschend hat China in der Nacht auf Freitag verkündet, die Grenzen für alle Ausländer zu schließen. Die Regelung tritt am Samstag um 0 Uhr in Kraft und betrifft alle nichtchinesischen Bürger mit Visa oder dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung. Davon ausgenommen sind nur Diplomaten. In der Erklärung heißt es, man wolle damit die Verbreitung von Covid-19 weiter eindämmen.

Zudem hat Peking alle inländischen Fluggesellschaften dazu angehalten, von nun an pro Woche nur noch einen Auslandsflug zu bedienen. Das soll dazu führen, dass ab kommender Woche pro Land nur noch ein Flugzeug in China ankommt.

STANDARD-Korrespondent Philipp Mattheis spricht im Podcast über die aktuellen Entwicklungen in China.

Mehr Neuinfektionen aus dem Ausland

Über Pekings Gründe für diesen rigorosen Schritt kann man nur spekulieren. Vordergründig sind da die Zahlen: Während die Zahl der Neuinfektionen zuletzt an manchen Tagen auf null gesunken war, stieg zuletzt die Zahl der Neuinfektionen aus dem Ausland.

Die Regelung dürfte also in erster Linie darauf abzielen, chinesische Staatsbürger von der Rückkehr nach China abzuhalten, ohne das explizit zu sagen. Von 541 importierten Covid-19-Fällen hatten 90 Prozent einen chinesischen Pass. Vor allem Auslandsstudenten sind in den vergangenen Wochen nach China zurückgekehrt, weil sie sich dort sicherer fühlen als zum Beispiel in Großbritannien oder den USA. Wenn nun nur noch ein Flugzeug pro Woche China anfliegt, sitzen viele Chinesen fest.

Denn die massenhafte Einreise stellt die Behörden vor eine große Herausforderung und bringt die Quarantäne-Kapazitäten an ihre Belastungsgrenze. Schon seit Wochen gelten strenge Regelungen für Einreisende, die in den letzten Tagen immer weiter verschärft wurden. Wer nach Peking oder Schanghai reist, konnte anfangs noch seine 14 Tage Quarantäne daheim absitzen. Später musste man sich in einem Hotel einfinden, in dem man medizinisch überwacht wurde. Die Kosten musste man selbst tragen. Neuerdings ist die Rede von "collective quarantine", was wohl auf ein zentrales Quarantänezentrum hinausläuft.

Darüber hinaus geht es wohl auch darum, die eigene Bevölkerung zu beruhigen. Viele Chinesen leben seit Monaten in permanenter Angst vor dem Coronavirus. Gerade jetzt, als sich die Lage zu entspannen scheint, will man ein Zeichen setzen.

Peking abgeriegelt

Zudem will Peking möglichst bald den Nationalen Volkskongress abhalten. Der war dieses Jahr für 5. März geplant und wurde wegen der Corona-Krise zum ersten Mal in seiner Geschichte vertagt. Ein neuer Termin steht noch aus. Die Region um Peking gleicht derzeit einem Cordon sanitaire. Seit einer Woche werden sämtliche Flüge nach Peking auf Flughäfen in der Region umgeleitet, die Passagiere nach ausgiebigen Tests dann in Quarantäne-Einrichtungen gebracht.

Für die vielen ausländischen Unternehmen in China ist die Regelung ein großes Problem. Schon vor vier Wochen beklagte die europäische Handelskammer in Peking, dass der Personenverkehr für viele Firmen im Moment eines der größten Probleme sei. Allerdings lässt die Erklärung des chinesischen Außenministeriums einen kleinen Spielraum: "Die Einreise von Personen mit Visa, die nach diesem Dekret erteilt werden, ist davon nicht betroffen." Jedoch wird man sich auf astronomische Ticketpreise einstellen müssen. (Philipp Mattheis aus Hongkong, 27.3.2020)