Wien – An sieben Standorten verkauft der Leberkas-Pepi üblicherweise sein namensgebendes Produkt in unterschiedlichen Variationen. Aktuell sind, bedingt durch die Corona-Krise, die Geschäftslokale in Linz, Wien und Klagenfurt geschlossen – auf Anordnung der Bundesregierung. Was tun mit den vollen Warenlagern? Das oberösterreichische Unternehmen hat sich entschlossen, gemeinsam mit der Bäckerei Resch und Frisch in Wien und Linz kostenlos Leberkäse und Gebäck auszuliefern.

"Wir wollen damit Blaulichtorganisationen, medizinische Fachkräfte oder Handelsmitarbeiter unterstützen", sagt Geschäftsführer Christoph Baur im Gespräch mit dem STANDARD. Vorerst laufe das Angebot bis Ende kommender Woche, dann werde über die Fortsetzung entschieden. Kündigungen gibt es beim Leberkas-Pepi momentan keine, die 45 Mitarbeiter werden auf Kurzarbeit geschickt.

Gesund ist Leberkäse nicht – aber gratis umso besser.
Foto: Heribert Corn

Existenzangst und Ungewissheit schweben derzeit wie Damoklesschwerter über unzähligen Köpfen heimischer Wirtschaftstreibender, ausgelöst durch die Corona-Pandemie. De facto keine Branche bleibt verschont von der Krise. Die prekäre Lage und kaum absehbare Langzeitfolgen stellen für Menschen und Betriebe eine große Belastung dar. DER STANDARD hat sich umgehört, wie Unternehmen mit der Situation umgehen.

Kochen, Spenden, Einkaufen

Neben dem Leberkas-Pepi tauchen unter den Hilfsbereiten auch andere große Namen wie das Steirereck, Almdudler oder Giesswein auf. Das Haubenlokal im Wiener Stadtpark wurde kurzerhand zur Krisenküche umfunktioniert und liefert nun täglich Essen an Einrichtungen wie die Polizei oder die Feuerwehr. Die Verteilung erfolgt über die Einsatzleitung des Innenministeriums.

Almdudler bricht mit dem Lockdown der Gastronomie rund ein Drittel des Absatzes weg. Insofern ist verständlich, dass der Kräuterlimonadenproduzent die Wirte unterstützen möchte. Pro verkaufter Flasche oder Dose im Onlineshop spendet Almdudler zehn Cent an die heimischen Gastronomiebetriebe. Wer am Ende tatsächlich das Geld bekommt, werde gerade evaluiert, sagt Almdudler-Geschäftsführer Gerhard Schilling. Die Aktion laufe, bis die Gastrobetriebe wieder aufsperren.

Wenn die kan Almdudler ham...macht es keinen Unterschied, weil man sowieso zu Hause bleiben soll.
Foto: RAFAELA PROELL

In Tirol gab Schuhproduzent Giesswein bekannt, 100 Paar Merino-Schuhe an medizinisches Personal in ganz Österreich verschenkt zu haben. Firmen mit weniger prominenten Namen leisten auf regionaler Ebene ebenfalls ihren Beitrag. Beispielsweise erledigt das Klosterneuburger Busunternehmen Zuklin Besorgungen für besonders gefährdete Menschen und liefert die Waren kostenlos nach Hause. Einen ähnlichen Service bietet das Amstettner Einkaufszentrum CCA für Lebensmittel, Hygieneprodukte und Medikamente an.

Schwierige Situation im Einzelhandel

Im Einzelhandel treffen zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite schütten Unternehmen wie Spar, Rewe und Hofer Prämien an ihre Mitarbeiter aus, die gerade essenzielle Arbeit verrichten – mithilfe des Staates sogar steuerfrei. Auf der anderen Seite, beispielsweise in der Bekleidungsbranche, schnellen die Arbeitslosenzahlen in die Höhe. Vom 15. bis zum 25. März ist die Arbeitslosigkeit dem Arbeitsmarktservice zufolge um rund 163.200 Personen angestiegen.

"Uns liegen Fälle vor, da wurde auf die Mitarbeiter so großer Druck ausgeübt, dass sie einer einvernehmlichen Kündigung zustimmten", sagt Irene Holzbauer von der Arbeiterkammer. Auch dem STANDARD sind ähnliche Fälle bekannt, Mitarbeiter wollen allerdings nicht namentlich genannt werden.

Garantie auf Wiedereinstellung

Rund 1500 Mails gehen bei der Kammer täglich ein. "Arbeitgeber versuchen viel. Sogar Schwangere würden rechtswidrig gekündigt, berichtet Holzbauer. Besonders drastisch sei die Lage in der Gastronomie. Holzbauer erzählt von einer Köchin, die 30 Jahre im gleichen Betrieb tätig war. "Sie wurde bereits vor dem Gespräch über die geplante einvernehmliche Trennung ohne ihr Wissen abgemeldet."

Die meisten Angestellten würden zwar mit einer Garantie auf Wiedereinstellung gekündigt, diese sei aber oft vage formuliert. Zudem sei es unklug, seine Mitarbeiter jetzt vor den Kopf zu stoßen – diese würden nach der Krise wieder dringend gebraucht. Auf Arbeitgeberseite räumt man ein, dass einige Unternehmer wohl auch aus Panik agiert hätten.

Investor Michael Tojner bietet der Stadt Wien das Hotel Intercontinental an – zu welchen Konditionen ist noch unklar.
Foto: Regine Hendrich

Intercontinental wird kein Spital

Hoteliers müssen sich ebenso überlegen, was sie mit leeren Zimmern machen. Investor Michael Tojner hat dem Krankenanstaltenverbund das Hotel Intercontinental mit 530 Zimmern zur Entlassung der Spitäler angeboten. Ein Krisenteam hat das Gebäude bereits besichtigt. "Als Not-Hospital bietet sich das Intercontinental nicht an, eher zur Unterbringung von Fachpersonal", sagt Generaldirektorin Brigitte Trattner. Einem Sprecher von Tojner zufolge, werde der Investor das Hotel kostenlos zur Verfügung stellen.

Das Ringstraßenhotel Palais Hansen Kempinski lädt ab Juli bis Jahresende täglich zwei "Helden der Krise" mit Begleitung zu einem Spa-Tag mit Übernachtung ein. Interessierte können jetzt schon reservieren. Und hoffen; dass ab Juli tatsächlich wieder geöffnet ist. (Andreas Danzer, 28.2.2020)