Ich gestehe, mir ist gerade nicht nach großen Kochprojekten. Die Australierin und ich haben als Italien-Rückkehrer die vergangenen zwei Wochen in trauter Zweisamkeit verbracht. Trotzdem hatte ich keine Lust auf Küchenverwüstungen und stundenlangen Schmor- und Rührorgien. Nach dem Ente dämpfen, räuchern und frittieren oder dem Schweinsfuß-Füllen brauche ich oft ein wenig Pause und die beruhigende Gewissheit, nach getaner Abwasch und akuter Kochunlust ums Eck auf ein Schnitzel gehen zu können. Die ist derzeit leider nicht gegeben.

Die ist derzeit leider nicht gegeben. Ich koche zwei bis drei mal am Tag und mache ebenso oft die Küche schmutzig (und teilweise wieder sauber, einen Gutteil dessen erledigt die Australierin) – mir (und der Australierin) ist daher bisher eher nach einfacher Kost. Hinzu kommt noch, dass große Kochprojekte meist auch größere Einkaufslisten nach sich ziehen, und ich mich gerade nur schwer auf die Jagd nach speziellen Zutaten wie Fettschwanzschaf-Schwanzfett oder frisch geschlachteten Hühnern machen kann. Und Freunde, mit denen man das Ergebnis der Bemühungen teilen kann, kommen ohnehin keine vorbei.

Das alles hat jedenfalls zur Folge, dass wir zwar sehr viel, aber nicht groß aufgekocht haben. Deswegen, und weil mir zwei Wochen bis zum nächsten Gruß grad sehr lang vorkommen, gibt es heute hier nicht ein umfangreiches Rezept, sondern viele ganz kurze.

Einige funktionieren besonders gut mit Wildkräutern: Brennnessel schmecken gerade so gut wie sonst nie im Jahr, und auch die glücklichen Wochen, in denen der wilde Kerbel sprießt, haben gerade begonnen. Im Burgenland gibt's außerdem bereits die ersten Hopfensprossen zu ernten. Wer keine Lust oder Möglichkeit hat, selbst Wildkräuter zu sammeln: Gertrude Henzl offeriert auch jetzt ihren grandiosen Wildkräutersalat.

Zur generellen einkaufsfreien Kostverbesserung empfehle ich, erstens niemals köstliche Einlegeöle, Laken oder Fischdosenflüssigkeit achtlos wegzuschütten, und zweitens sämtliche Gemüseabschnitte, Birnen- und Apfelbutzen, Käse- oder Speckrinden in einer Schüssel im Kühlschrank zu sammeln und regelmäßig daraus Suppe zu kochen. In einen Topf, mit Wasser bedecken, aufkochen, 40-60 Minuten ziehen lassen, fertig. Rettet so manche Risotti oder Bohnensuppen.

Mehr Quarantäne-taugliche Gruß-aus-der-Küche-Rezepte gibt's hier.

Kartoffelschalen-Chips

Kartoffel gut waschen und schälen und für später zur Seite legen. Schalen in einer Schüssel mit etwas Olivenöl und Salz mischen, möglichst flach auf ein Backblech legen, und im Backrohr bei 220 Grad Umluft (oder so) knusprig backen. Wer will, reicht einen Sauerrahm-Wildkerbel-Dip dazu.

Kartoffelschalen-Chips
Foto: Tobias Müller

Ist fantastisch und einfach. Hab ich viel zu spät gelernt. Ich hoffe, ich kann den ein oder anderen vor diesem Schicksal bewahren.

Bohnensuppe mit bitterem Grün

In Neapel, das ich grad schrecklich vermisse, ist das eine klassische Wintersuppe. Wenn's im Dezember kühler wird und die Wildkräuter sprießen, hat sie Hochsaison und wird daher auch Zuppa di Natale genannt. Geht mit Zicchorien, Raddichio, oder einfach wildem Löwenzahn, Brennnesseln und Hopfensprossen.

Bohnen über Nacht wässern, Wasser tauschen, weich kochen. Nicht kernweich, sondern weich. Dürfen ruhig ein bissl zerfallen, das ist später sehr gut für die Bindung. Im Kochwasser stehen lassen.

Bohnensuppe mit bitterem Grün
Foto: Tobias Müller

Bissl Knoblauch, Zitronenschale und Chili in Olivenöl anbraten, Grünzeug und ein paar Tomaten (in Neapel diese) dazu geben und zusammenfallen bzw. weich werden lassen.

Bohnen zugeben und mit Bohnenkochwasser auffüllen, mit Salz oder Fischsauce würzen, sodass das ganze eine eintopfartige Konsistenz bekommt. Wenn das Grünzeug sehr bitter ist, mit einem Löffel Orangenmarmelade abschmecken. Kurz köcheln lassen, mit Zitronensaft würzen und mit oder ohne Weißbrot servieren.

Zucchini-Brennessel-Frittata

Frittata geht immer und mit allem. Dauert maximal 20 Minuten, ist genauso leicht wie Eierspeise, leidet aber nicht unter deren Frühstocks-Stigma, und schmeckt kalt und übergart immer noch gut. Ich mag meine gebräunt, andere bestehen auf nobler Omelette-Blässe. Variieren Sie einfach die Bratzeit. Perfekt für den weniger erfahrenen Quarantänekoch.

Zucchini-Brennessel-Frittata
Foto: Tobias Müller

Erst Frühlingszwiebel, dann Zucchini ordentlich anbraten, dann Brennnessel zugeben und zusammen fallen lassen. Alles in eine Schüssel geben.

Pro Person 2-3 Eier dazu schlagen, mit bissl geriebenem Parmesan, Fischsauce, Salz, Pfeffer würzen.

In der Pfanne braten, bis es beginnt, gut geröstet zu riechen. Wenden oder im Backrohr unter 220 Grad Überhitze backen, bis das Ei gestockt ist.

Mit Sauerrahm, wildem Kerbel und eventuell Schüttelbrot und Fenchel-Raddichio-Birnen-Salat (siehe unten) servieren.

Fenchel-Radicchio-Birnen-Salat

Kein Rezept, aber eine Mischung, die mir grad ziemlich taugt. Macht das beste aus dem immer noch guten Wintergemüse.

1/2 Fenchel entstrunken und in dünne Scheiben schneiden. Mit Zitronensaft mischen. Ein kleines Stück roten Radicchio (etwa ein Viertel der Fenchelmenge) und eine halbe Birne in dünne Scheiben schneiden. Zum Fenchel geben.

In einer Schüssel Zitronensaft, ein bisserl Honig, Salz, Pfeffer und Olivenöl zu einer Marinade mischen. Salat damit marinieren. Mit oder ohne Steak servieren.

Eine von vielen Arten Shakshuka

Shakshuka wird klassisch mit Paprika gemacht, ich finde aber Mangold oder andere dunkel-bittere Blätter besser. Passt auch mehr in die Jahreszeit. Auch Virus-frei ein Frühstücks-Favorit.

Shakshuka mit Mangold und Bohnen
Foto: Tobias Müller

Ziemlich viel (Frühlings-)Zwiebel und Kreuzkümmel und bissl (schwarzen) Knoblauch in Olivenöl anschwitzen.

Mangold kurz mitbraten, mit Chili und Tomatensauce aufgießen, ein paar gekochte Bohnen zugeben und zugedeckt köcheln, bis der Mangold weich ist, etwa 10 Minuten.

Eier reinschlagen und stocken lassen. Vor dem Servieren mit Zitronensaft beträufeln und Frühlingszwiebelgrün garnieren.

Ofenkarfiol mit Blauschimmelsauce

Karfiol entblättern, waschen, trocknen und mit Butterflocken belegen. Im Backrohr bei Umluft und 180 Grad (oder so) backen, bis er innen weich, außen schön gebräunt ist.

Bissl Butter schmelzen, mit einem Schuss Milch oder Obers aufgießen, kurz köcheln, dann Blauschimmelkäse darin schmelzen. Ordentlich schwarzen Pfeffer hinein mahlen.

Gebratenen Karfiol mit Sauce übergießen und servieren. Eventuell am Tisch noch etwas extra Blauschimmel drüber reiben.

Pasta con Peperoni Arrostiti

Geröstete Paprika mit Bröseln, Oliven und Kapern sind ein süditalienischer Klassiker. Das Brot saugt den guten Paprikasaft wunderbar auf. Funktioniert als Cotorno oder auf Pasta.

Pasta con Peperoni Arrostiti
Foto: Tobias Müller

Paprika (gelb und/oder rot) bei 220 Grad Umluft im Rohr braten, bis sie weich und schön gebräunt sind, etwa 20 Minuten. Rausnehmen, bissl auskühlen lassen, bei Lust und Laune Haut abziehen.

Pasta (lang und dünn) kochen. Währenddessen Knoblauch, Chili, Sardellen in Olivenöl anschwitzen, Paprika, Oliven, Kapern und – wer hat – etwas Brösel dazu geben.

Pasta, bissl geriebenen Parmesan und Sauce mischen, binden lassen, servieren.

Ofen-(Süß)kartoffel

(Süß)kartoffel in Alufolie wickeln und bei 220 Grad 1-1,5 Stunden backen, bis er ganz weich ist und die Küche danach duftet.

Mindestens zwei Längsschnitte hinein machen und ordentlich buttern und salzen. Zum Beispiel mit Topfen und Minze toppen.

Mit oder ohne Wildkräuter-Radieschen-Sulz-Salat servieren (im Bild: Löwenzahn, Schafgarbe, Spitzwegerich)

Ofen-Süßkartoffel mit Wildkräuter-Radieschen-Sulz-Salat.
Foto: Tobias Müller

Wer noch mehr aus seinem Süßkartoffel rausholen will, lese hier nach

Und wer schon die Champagner-Empfänge vermisst, kann seine Kartoffel auch mit Sauerrahm und Fischeiern (auch aus der Dose) toppen. (Tobias Müller, 29.3.2020)