Derzeit wird vermehrt im Homeoffice gearbeitet. Österreich darf sich hier aber im Cercle wähnen, denn die Republik gehört zu den Top 5 der Länder mit der größten Homeoffice-Dichte in Europa.

Österreich für Homeoffice bereits gut vorbereitet

Mit exakt zehn Prozent der Beschäftigten ist Österreich das Land mit der vierthöchsten Homeoffice-Dichte innerhalb der Europäischen Union. Das belegen Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat unter Beschäftigten zwischen 15 und 64 Jahren im Jahr 2018.

Die Verteilung liegt wie folgt:

1. Niederlande (Anteil: 14 Prozent)
2. Finnland (Anteil: 13,3 Prozent)
3. Luxemburg (Anteil: 11 Prozent)
4. Österreich (Anteil: 10 Prozent)
5. Dänemark (Anteil: 7,8 Prozent)

15. Deutschland (Anteil: 5 Prozent)

18. Schweiz* (Anteil: 4,1 Prozent)
...
(* Kein EU-Mitglied, aber Teil des Schengenraums.)

Von den deutschsprachigen Ländern der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) ist Österreich mit zehn Prozent Anteil sehr gut auf Homeoffice vorbereitet. Woher kommt das?

Zwei mögliche Erklärungen liefern die Größe und die Lage eines Landes:

In den Top Fünf der Länder mit der höchsten Homeoffice-Dichte befinden sich meist kleine Länder. Besonders kleine Länder tendieren zu einer Fokussierung auf Ballungsgebiete. Die Bevölkerungen in den meisten dieser Länder konzentrieren sich auf bestimmte Punkte: In der Stadt Luxemburg leben bereits 120.000 der etwa 600.000 Einwohner, in Finnlands Hauptstadt Helsinki 600.000 der etwa fünf Millionen Einwohner und auch in Wien leben etwa zwei Millionen der acht Millionen Österreicher. Das dürfte Strukturprojekte wie der Bau von Internetleitungen erleichtern und ermöglicht auch das Verbreiten von Ideen wie eben des Homeoffice. Man kann natürlich diskutieren ob das wirklich Gründe sind, aber sie dürften zumindest begünstigend für die Entwicklung gewirkt haben.

Die Lage der Länder dürfte sich ebenfalls begünstigend der Ausbildung von Homeoffice-Strukturen ausgewirkt haben: In Finnland konzentriert sich der überwiegende Teil der Bevölkerung auf die südlichen Gebiete des Landes, wodurch aber große leere Bereiche entstehen. Das winterharte Klima dürfte zudem Strukturen begünstigen, die ortsunabhängig funktionieren, da je nach Jahreszeit ein Reisen erschwert oder gar unmöglich ist. Zudem haben viele der Länder wie Luxemburg oder die Niederlande aufgrund ihrer steuerpolitischen, wirtschaftlichen, aber auch geografischen Lage bereits einen stark international tätigen Wirtschaftssektor. Hier wurde auch vor der Corona-Krise vieles vom Tagesgeschäft bereits digital erledigt. 

Landesschau Rheinland-Pfalz - SWR

Recht: Datenschutz im Homeoffice erfüllt?

Mit der Ära des Homeoffice kommen neben rechtlichen auch technische Fragen auf. Es entstehen gerade neue Homeoffice-Plattformen mit Videokonferenzmöglichkeiten. Die Anbieter wollen diese Situation nutzen und unterbieten sich im Preiskampf gegenseitig. Ein deutlicher Gewinner ist der Videokonferenzanbieter Zoom, dessen Aktie im März allein um etwa 20 Prozent anstieg.

Doch die Nutzung dieser Dienste kann problematisch sein. Im Rahmen der Kapitel II und III der Datenschutz-Grundverordnung dürfen personenbezogene Daten nur "für festgelegte, eindeutige und legitime Zwecke erhoben werden" (Artikel 5, Buchstabe b, DSGVO). Das führte in der Praxis schon häufiger zu Streitigkeiten und auch der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschied im September 2019, dass das Recht auf Vergessenwerden Grenzen habe. In Krisenzeiten dürften bestimmte Informationen weitergegeben werden; beispielsweise tut das die Deutsche Telekom gerade. Begründet werden kann es damit, dass diese personenbezogenen Daten Leben retten könnten. 

Doch wie verhält es sich mit Daten, die beispielsweise bei einer Zoom-, Skype- oder Campus-Konferenz entstanden sind? Wenn es um die eigenen Daten geht, muss zugestimmt werden - danach gibt es keine Probleme mehr. Doch was ist, wenn die Daten von Kunden, Patienten oder Schülern weitergegeben werden? Hier gibt es klare Regelungen: Die Betroffenen müssen aktiv erlauben, dass ihre Daten beispielsweise von Skype oder Zoom verarbeitet werden. Das geschieht üblicherweise in den USA, aber die Vereinigten Staaten sind gemäß EU-Adäquatsbeschluss kein datenschutzsicheres Drittland. Das kann zwar wiederum mit dem EU-US-Privacyshield-Abkommen umgangen werden, doch sind das individuelle Zertifizierungen einzelner Unternehmen, die überprüft werden müssen. Und diese Regelungen gelten für öffentliche Behörden, Ämter, Ärzte, Anwälte und andere Berufe gar nicht. 

Technik: VPN für mehr Sicherheit?

Neben rechtlichen Aspekten, muss auch die Datensicherheit gewährleistet sein. In einem Jahr kann viel passieren: zwei Milliarden offen gelegte Passwörter, drei Milliarden unsichere E-Mail-Adressen und etwa zwei Datenlecks pro Woche hat der Firefox Monitor gezählt. Der Dienst gehört zur Mozilla-Stiftung, die auch den bekannten Browser Firefox und das E-Mail-Programm Thunderbird betreiben. Selbst dort werden VPNs empfohlen. Überhaupt findet sich diese Software häufig: Ein VPN für Netflix verspricht ohne Länderbeschränkungen alle verfügbaren Filme schauen zu können. Und ein VPN für Unternehmen soll eben vor Wirtschaftsspionage und Hackern schützen. Das soll gerade in der Homeoffice-Zeit helfen. Die meisten Menschen nutzen einen VPN-Dienst, um den Online-Datenschutz zu gewährleisten. VPN-Programme sind sehr einfach herunterzuladen und zu benutzen. Das Einrichten sollte nicht länger als ein paar Minuten dauern. 

Einige VPN-Services können bestimmen, wo Nutzer im Netz sind. Wenn die Privatsphäre Sie ein wichtiges Kriterium ist, überprüfen Sie die Bedingungen und Richtlinien Ihres VPNs. Auf solche Weise können Sie feststellen, ob darin Protokolle Ihrer Online-Aktivitäten gespeichert sind. Wenn die Bedingungen Ihres VPNs Ihre Wünsche nicht befriedigen, wählen Sie einen anderen Service.

Manche VPN-Dienste sind nicht vertrauenswürdig. Im Jahre 2015 wurde festgestellt, dass der kostenlose VPN-Dienst Hola die Bandbreite seiner Benutzer an die zahlenden Kunden seines Luminati-Dienstes verkauft hat. Es gab auch andere ähnliche Fälle. Onavo VPN, das auf Facebook als für Android- und iPhone-Nutzer vermarktet wurde, wurde fürs Ausspionieren der Nutzerdaten verwendet. Die Webseite Digitalwelt hat ein paar Untersuchungen in Bezug auf die Sicherheit von VPN-Diensten durchgeführt. Im Rahmen einer der Forschungen wurde es nachgewiesen, dass sogar der beste VPN Service die vollständige Sicherheit kaum garantieren kann. Darüber hinaus gibt es viele unseriöse VPNs, die nicht nur keinen Schutz dem Kunden gewährleisten, sondern auch Viren enthalten.

VPN-Dienste sind genauso anfällig für Sicherheitslücken wie alle anderen. Kürzlich konnten Hacker aufgrund eines Sicherheitsproblems mit dem beliebten Hotspot Shield-Dienst herausfinden, wo Nutzer in ihr VPN eingetreten waren.

VPN-Programme sorgen auch dafür, dass die Internetgeschwindigkeit sinkt. Das liegt daran, dass jede Internetverbindung zuerst über den VPN-Anbieter erfolgen muss, bevor sie zu Ihnen gelangt. Doch das kann gefährlich werden: Der stärkstbelastete europäische Datenknoten DE CIX in Frankfurt am Main, verzeichnete allein in der letzten Woche einen Anstieg des Datenverkehrs um etwa zehn Prozent. YouTube und Netflix haben bereits ihre Streamqualität verringern müssen, damit die Netze nicht überlasten.

Daneben gelten natürlich auch die üblichen Sicherheitsvorkehrungen: Startke Firewall installieren, bei den meisten Betriebssystemen auch eine Antivirus-Software sowie die Port-Verbindungen über den PC prüfen.

Fazit: Österreich vorbereitet, aber Internet nicht?

Die digitalen Netze sind aktuell sehr stark ausgelastet. Doch das bedeutet nicht, dass sie zusammenbrechen werden. Genauso wenig wie Österreich perfekt auf die Corona-Pandemie vorbereitet war. Es kann zu Verknappungen kommen, es kann Probleme geben, doch schlussendlich sind sowohl die österreichische Gesellschaft als auch das Internet lebende Systeme, die sich anpassen können. Es braucht manchmal nur eben etwas Zeit. (Christian Allner, 9.4.2020)

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