Weil die Bundesgärten zu sind und das wohl auch noch bleiben, drängen Freiheitsliebende auf städtische Grünflächen. Dennoch, so sagt die Polizei, wird der Sicherheitsabstand eingehalten.

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Eigentlich dürften die Parks in Österreich ja offen bleiben, wie Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) kurz nach Inkrafttreten der Covid-19-Maßnahmen extra noch einmal betonte. Dennoch schlossen am 16. März alle Bundesgärten in Wien, darunter der Augarten, der Belvedere-Garten, der Burggarten, der Volksgarten und der Schlosspark Schönbrunn samt Zoo.

Nur: Weil die städtischen Gärten, etwa der Prater, der Rathauspark und der Türkenschanzpark, offen bleiben, drängen sich mehr Menschen auf weniger Grünfläche. Dem geeinten Ziel, den Abstand zwischen den Menschen zu vergrößern, dürfte das nicht dienlich sein. Daher werden seit Tagen Stimmen aus der Stadt laut, die auf eine Wiedereröffnung der Bundesgärten pochen. So drängte etwa Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) in der "ZiB 2", man werde "in nächster Zeit beginnen müssen, in der Stadt gewisse Bereiche wieder zu öffnen". Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) appellierte in einer Gemeinderatssitzung: "Auch auf das psychische Wohlbefinden unserer Stadtbewohnerinnen muss geachtet werden", und forderte, den Zugang zu öffentlichem Raum in einer Großstadt anders zu bewerten als auf dem Land. "Deshalb sind unsere Parks offen, und dasselbe verlange ich auch vom Bund."

Straßen freigeben

Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) ließ am Sonntag aufhorchen, indem sie auf Twitter ankündigte, Fahrbahnen könnten für Fußgänger und Radfahrer geöffnet und für den restlichen Verkehr gesperrt werden. Details zu dieser Maßnahme stehen aber noch aus: "Wenn alle Vorbereitungen getroffen sind, wird es klare Informationen geben, welche Straßenzüge wie freigegeben werden können." Hebein wie auch Ludwig verwiesen zuletzt auf Gespräche mit dem Bund – so twitterte etwa Hebein: "Ich nutze meine Brücken zum Bund, um die Anforderungen einer Millionenstadt einzubringen."

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger ist für die Bundesgärten zuständig. Auf STANDARD-Anfrage schreibt ihr Pressesprecher, es werde von der Ministerin dazu keine Stellungnahme geben. Man verweist auf ein Statement der Österreichischen Bundesgärten. In dem heißt es, die Gärten wären geschlossen, "weil es zu sehr hohen Frequenzen und Menschenansammlungen gekommen ist und Sicherheitsabstände nicht eingehalten wurden". Bestehende Maßnahmen sollen "nicht vorzeitig aufgehoben werden". Außerdem, so der Sprecher Köstingers, seien keine Kontaktaufnahmen durch die Stadt Wien bekannt.

Laut Wiener Polizei hätte sich die Bevölkerung am Wochenende recht brav an die Maßnahmen gehalten – auch wenn es zu Anzeigen kam. Zwar würde sich bei Schönwetter das Leben zunehmend nach draußen verlagern, "der Meter wird aber eingehalten", so ein Polizeisprecher. Dies nahm Bürgermeister Ludwig Sonntagabend auf Twitter erneut zum Anlass, die Öffnung der Bundesgärten zu fordern.

Deutsche strafen härter

Die Parkfrage beschäftigt übrigens auch die deutschen Nachbarn: Die bayrische Landeshauptstadt München ist mit 1,5 Millionen Einwohnern zwar etwas kleiner als Wien, bei der Grünflächenverwaltung aber mit der österreichischen Bundeshauptstadt vergleichbar. Denn auch in München gibt es neben öffentlichen Parks Erholungsgebiete, die in die Zuständigkeit des übergeordneten Freistaats Bayern fallen – konkret in die der Bayerischen Schlösserverwaltung.

Die Abstimmung zwischen dem sozialdemokratisch regierten München und dem christlich-sozial dominierten Bayern scheint besser zu funktionieren als in Österreich: Denn obwohl zwar die Schlösser gesperrt sind, sind die Lustwandelflächen – darunter so bekannte wie der Englische Garten oder der Hofgarten – weiter zugänglich.

Allerdings sind Partys ausdrücklich verboten, stellte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) klar. Wer dagegen verstößt, dem drohen im Vergleich zu Wien drakonische Strafen: Während an der Donau das maximal mögliche Bußgeld, etwa für das Ignorieren des Mindestabstands, 3600 Euro beträgt, kann das an der Isar bis zu 25.000 Euro kosten. (Michael Möseneder, Gabriele Scherndl, 29.3.2020)