Sechs Personen auf 14 Quadratmetern, kaum Bewegungsfreiheit, strenge Bewachung. Personen, die mit einer "chlorhaltigen Flüssigkeit desinfiziert" werden. Diese Zustände, die an ein überfülltes Gefangenenhaus erinnern, herrschen derzeit im Hostel Pariwana, einer Backpacker-Unterkunft im peruanischen Cusco.

Die Grazerin Melanie (26) sitzt seit 15. März, dem Tag, seit dem in Peru Ausgangssperren herrschen, in der peruanischen Andenstadt fest. War es zu Beginn noch möglich, das Hostel für Einkäufe und Arztbesuche zu verlassen, steht jetzt sogar das Militär vor dem Gebäude. Der Grund: Zwei Personen in dem Hostel sind mittlerweile an Covid-19 erkrankt. Auch das Hostelpersonal darf nicht mehr nach Hause. Bei Androhung von hohen Gefängnisstrafen, wie der Manager des Betriebs mitteilt. Die Rede ist von fünf bis zehn Jahren Freiheitsentzug.

Ein Monat Quarantäne

136 Touristinnen und Touristen aus aller Welt lebten bis Anfang der Woche in dem kleinen Hostel. Die Hälfte wurde mittlerweile auf andere Quarantäne-Unterkünfte "verteilt", nicht ohne vorher mit einer chlorhaltigen Flüssigkeit "desinfiziert" zu werden. Alle haben wenig Aussicht auf baldige Heimholung. Die Quarantäne für das Hostel gilt für mindestens einen Monat.

Das sind zumindest die Infos, die Melanie von den zuständigen Stellen, Botschaft und Konsulat, bekommt. "Viele Fragen sind offen, die Unsicherheit bei uns steigt von Tag zu Tag," berichtet Melanie per Mail. Derweil jedenfalls seien die Bemühungen der österreichischen Behörden ohne Erfolg gewesen.

Viele Gestrandete

Aktuell sind etwa 23.000 Österreicherinnen und Österreicher mit Wohnsitz im Inland noch im Ausland, rund 6.800 wurden in den letzten Wochen durch Sonderflüge der EU und des österreichischen Außenministeriums zurückgeholt.

Die Chancen für Gestrandete in Cusco, auch bald zu den Zurückgeholten zu gehören, sind auch deshalb so schlecht, weil sich durch die Ausgangssperre Personen nur mehr mit Sondergenehmigung im Land bewegen dürfen. Cusco liegt 1.000 Kilometer von Lima entfernt, wo vergangene Woche ein Rückkehrerflug mit 71 Österreichern an Bord abgehoben hat.

Auch Clemens war nicht unter den Glücklichen. Er sitzt 500 Kilometer von Cusco entfernt in Arequipa fest. Clemens hat es noch gut getroffen, berichet er, denn in seinem Hostel leben nur zwölf Menschen, alle sind gesund. Die Besitzer sind zu ihnen gezogen, um ganz für sie da zu sein. Aber auch er berichtet von Militär, das zur Überwachung der strengen Ausgangssperren eingesetzt wird. Es sei kaum mehr möglich, einkaufen zu gehen.

Obwohl er und seine Leidensgenossen nicht in Corona-Quarantäne sitzen, hat die österreichische Vertretung in Lima auch für ihn keine besseren Nachrichten. Ihr aktueller Rat: sich mit Geld und Lebensmitteln einzudecken und auf einen langen Aufenthalt einzustellen. (mhe, 2.4.2020)