Ausgangssperre in Weiß: In Berlin schneite es am Montag.

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"Guten Tag, ich melde mich zu meinem Podcast diesmal aus der häuslichen Quarantäne, daher auch am Telefon." So begann die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren jüngsten Podcast. Sie hält sich immer noch in ihrer Wohnung in Berlin-Mitte auf, da sie mit einem infizierten Arzt Kontakt hatte. Zwei Corona-Tests sind bei ihr aber schon negativ verlaufen. Wann die Regierungschefin ins Kanzleramt zurückkehrt, ist noch offen. Und ebenso, wann in Deutschland wieder ansatzweise Normalität einkehrt. "Ich muss Sie bitten: Seien Sie geduldig", mahnte Merkel eindringlich. Ein konkretes Datum brachte Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) ins Spiel. Er sagte: "Wir reden jetzt bis zum 20. April nicht über irgendwelche Erleichterungen. Bis dahin bleiben alle Maßnahmen bestehen."

Manuela Schwesig (SPD), die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, meint, dass "wir uns das Kontaktverbot Richtung Osterferien noch einmal anschauen müssen und in meinen Augen eher noch konkretisieren und verschärfen müssen". Mecklenburg-Vorpommern mit seiner langen Ostseeküste lebt stark vom Tourismus, ebenso wie Schleswig-Holstein, das zwei Küsten (Ostsee und Nordsee) hat. Beide Länder haben ein "Einreiseverbot" auch für deutsche Touristen erlassen.

Keine Masken in Bayern

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte an, die ohnehin schon strengen Maßnahmen in seinem Bundesland (Ausgang nur allein oder mit Familie) nicht weiter verschärfen zu wollen. Die Gültigkeit werde aber vom 3. auf den 19. April verlängert. Eine Pflicht zum Tragen von Schutzmasken in Supermärkten, wie sie nun in Österreich beschlossen wurde, plant Bayern aktuell nicht. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es zu dieser Maßnahme noch kommt. Allerdings hängt dies laut Söder auch davon ab, wie viele Masken überhaupt verfügbar seien.

Es gibt in Deutschland aber auch Stimmen, die nach einem Ausstiegsszenario rufen. "Der Satz, es sei zu früh, über eine Exitstrategie nachzudenken, ist falsch", schrieb der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen in einem Beitrag für die Tageszeitung "Die Welt". Und er meint: "Wir müssen schon jetzt die Zeit in den Blick nehmen, in der die rigiden Maßnahmen erste Wirkung zeigen." Damit stellt sich Laschet, der gerne der nächste CDU-Vorsitzende werden möchte, auch gegen die Kanzlerin.

"Zynische Erwägungen"

Diese wiederum bekommt Schützenhilfe von Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz (SPD). Er sagt: "Ich wende mich gegen jede dieser zynischen Erwägungen, dass man den Tod von Menschen in Kauf nehmen muss, damit die Wirtschaft läuft. Wann das öffentliche Leben Stück für Stück wieder losgehen kann, wird allein davon abhängen, wie gut es uns gelingt, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen, damit unser Gesundheitssystem damit zurechtkommen kann."

Vom Krisenmanagement der deutschen Regierung profitiert vor allem die Union. Im ZDF-Politbarometer klettern CDU und CSU auf den höchsten Wert seit fast zwei Jahren. Sie kommt auf 34 Prozent, das ist ein Plus von sieben Punkten – der höchste Anstieg, den es beim Politbarometer je gab. Stark verloren hat hingegen die AfD, sie rutschte von 14 auf zehn Prozent ab. (Birgit Baumann aus Berlin, 30.3.2020)