Soldaten bei einem Hilfseinsatz in einen Spar-Lager am Montag, 16. März 2020, in St. Pölten.

Foto: APA/BUNDESHEER/GUNTER PUSCH

Es sind keine leichten Zeiten, die wir gerade durchleben. Unser Alltag hat sich radikal geändert. Manche von uns haben gar kein Einkommen mehr. Andere, etwa Supermarktmitarbeiterinnen und medizinisches Personal, schuften bis zur Erschöpfung und setzen sich Gefahren aus. Viele von uns haben Existenzängste. Viele kommen mit der Isolation und Freiheitseinschränkungen nur schwer zurecht. Es sind schwere und seltsame Zeiten, aber es herrscht kein Krieg.

Front und Opfer?

Umso verwunderlicher ist, dass immer mehr Politiker und Staatsmänner auf Kriegsrhetorik zurückgreifen. Angesichts der schier unüberwindbaren Herausforderungen und Überforderungen reden Macron oder Trump plötzlich über "Kriegsfront", "schwere Waffen" und "Opfer, die gebracht werden müssen".

In Österreich waren die Regierungsmitglieder mit martialischen Sprachbildern bisher zurückhaltend. Dafür schaltete das Bundesheer eine Anzeige, um die Bevölkerung von der baldigen Mobilisierung der Milizsoldaten zu unterrichten. Darauf waren zwei bewaffnete Soldaten im Kornfeld zu sehen.

Auf Twitter witzelten User darüber, ob nun auf das Virus geschossen werden soll. Andere zeigten sich besorgt: Ist das wirklich das richtige Bild, um zu zeigen, was die Soldaten in der Corona-Krise leisten? Bei anderen rief das Sujet der Bundesheer-Anzeige beängstigende Assoziationen und Erinnerungen wach.

Helfen, nicht schießen

Ja, die Zeiten sind schwer, aber wir sind nicht im Krieg. Im Krieg werden Menschen von anderen Menschen umgebracht. Der Feind ist klar definiert, und seine Vernichtung ist legitimiert. Zum Glück hat das alles nichts mit unserer Situation zu tun. Zum Glück leben wir auch noch immer in einer liberalen Demokratie und die Corona-Krise wird nicht, wie etwa im Iran, dazu missbraucht, Feindbilder zu stärken und auszubauen.

Wir sind nicht im Krieg. Wir müssen niemanden bekämpfen. Wir brauchen keine Kriegsrhetorik, keine starken Männer, keine Heldenbeschwörungen. Wir brauchen keine zusätzlichen Ängste und Horrorszenarien. Im Gegenteil. Wir müssen besonnen bleiben und uns solidarisch zeigen. Wir sitzen derzeit alle im selben Boot, über alle Grenzen hinweg. (Olivera Stajić, 31.3.2020)

PS: Inzwischen hat das Bundesheer übrigens das Miliz-Sujet zurückgezogen. So sieht das neue aus: