Das Schimpansenmännchen Bubbles war eint ein Haustier des Popstars Michael Jackson. Seine Stresshormonwerte sind unbekannt.

Foto: APA/AFP/Center for Great Apes/JESSICA MEAGHAN MAS

Bei Schimpansen steigt wie bei Menschen das Level des Stresshormons Cortisol mit dem Alter, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Demnach könnten schädlich hohe Stresshormonlevels bei älteren Menschen weniger die Folge der verlängerten Lebensspanne oder von Zivilisationseffekten als ein Erbe von gemeinsamen Vorfahren sein, erklären die Wissenschafter im Fachjournal "Pnas".

Ein Team um Melissa Emery-Thompson vom Department für Anthropologie der Universität New Mexico hat bei frei lebenden Schimpansen im Kibale Nationalpark in Uganda die Cortisol-Konzentrationen im Urin gemessen. Die Urinproben waren von 1997 bis 2017 gesammelt worden, umspannten also bis zu 20 Jahre Lebenszeit der Menschenaffen.

An der Studie war auch Andreas Berghänel vom Konrad Lorenz Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien beteiligt. "Wir haben den Urin zum Beispiel mit Plastikbeuteln eingefangen, die an Astgabeln befestigt waren, wenn die Schimpansen frühmorgens ihre Schlafnester verließen und urinierten", erklärte der Forscher. Teils habe man auch mit Pipetten Urintröpfchen von Blättern aufgesogen.

Alternder Stresshaushalt

Die Analysen zeigten: Wie bei Menschen wurden die Cortisollevels im Urin der Schimpansen mit zunehmendem Alter immer höher, und die tageszeitlichen Rhythmen flachten ab. Nach einem Anstieg kurz nach dem Aufwachen nahm die Cortisol-Menge immer weniger ab, je älter die Tiere wurden. Auch dies ist für das Altern des Stresshormon-Haushalts bei Menschen typisch.

Diese hohen Stresshormon-Mengen sind mitverantwortlich für den immer schlechter werdenden Gesundheitszustand älterer Menschen, sie begünstigen etwa das Absterben von Nervenzellen, Muskelschwund, eine Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein die Schwächung des Immunsystems. Bisher wurde angenommen, dass dies ein Nebeneffekt der im Vergleich zu den meisten anderen Säugetieren inklusive Schimpansen langen Lebensspanne ist oder auf Veränderungen der Lebensbedingungen zurückgeht, also eine Zivilisationskrankheit ist. Da aber auch bei lebenden Schimpansen der Stresshaushalt "altert", sei dies wohl auszuschließen, meinen die Forscher. (red, APA, 31.3.2020)