Daheim Abstand halten ist nicht einfach. Doch es kann gelingen, sich bei Infizierten im selben Haushalt nicht anzustecken.

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Wer krank ist, will andere nicht anstecken. Im gemeinsamen Haushalt kann das schwierig werden, aber es ist nicht unmöglich – selbst wenn man, so wie jetzt, fast ausschließlich zu Hause ist. Die folgenden Tipps und Vorsichtsmaßnahmen eignen sich für alle, die bereits Symptome haben oder auch nur vermuten, sich angesteckt zu haben – egal ob mit Sars-CoV-2 oder einem anderen Infekt.

Das Coronavirus wird im direkten Kontakt mit Menschen übertragen, durch Sekrettröpfchen, die beim Sprechen, Niesen oder Husten in die Umgebung gelangen. Neben den allgemein empfohlenen Hygienemaßnahmen wie Abstand halten, in Taschentücher niesen und husten, regelmäßig und gründlich Hände waschen sowie nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht greifen können die folgenden Tipps im gemeinsamen Haushalt mit Erkrankten sinnvoll sein. Sie wurden zusammengestellt vom amerikanischen Epidemiologen Marc Lipsitch und dem Expositionsabschätzungsforscher Joseph Allen, beide arbeiten an der Harvard T. H. Chan School of Public Health.

Infizierte isolieren, Kleidung wechseln

Wer sichtlich erkrankt ist, sollte sich in einem separaten Zimmer aufhalten und dieses nicht verlassen. Betreten und verlassen Mitbewohner diesen Raum, sollten sie an der Tür Kleidung und Schuhe wechseln, um zu verhindern, dass durch die Kleidung aus dem Krankenzimmer, auf die vielleicht geniest oder gehustet wurde, das Virus in der restlichen Wohnung verteilt wird.

Häufiger lüften

Wer infiziert ist und niest, hustet, spricht oder auch nur atmet, hinterlässt kleinste Tröpfchen in der Luft, in denen das Virus enthalten ist. Sie schweben eine Weile, bevor sie auf den Boden absinken. Werden sie eingeatmet, findet dadurch eine Ansteckung statt. Lüften führt zu einem besseren Luftaustausch im Raum und reduziert Studien zufolge das Übertragungsrisiko. Denn durch die frische Luft von draußen wird die Raumluft quasi "verdünnt" und eine Ansteckung weniger wahrscheinlich.

Luft filtern

Die in der Luft schwebenden Viruspartikel können durch Luftfilter aufgefangen werden. Wer einen tragbaren Luftreiniger hat, sollte ihn im Krankenzimmer aufstellen. Wer über eine kontrollierte Lüftungsanlage im ganzen Wohnbereich verfügt, sollte die Filter überprüfen und, wenn möglich, ihre Leistung erhöhen.

Luftfeuchtigkeit erhöhen

Liegt die Luftfeuchtigkeit bei 40 bis 60 Prozent, funktioniert das Immunsystem des Menschen am effektivsten, um Virusinfektionen zu bekämpfen. "Außerdem werden bei diesen Werten respiratorische Viren, die Atemwegsinfektionen auslösen, schneller deaktiviert", sagt der Allgemeinmediziner Walter Hugentobler, Mitautor einer Studie über respiratorische Viren, die im März in "Annual Review of Virology" publiziert wurde. Wenn sich dieses Virus gleich verhält wie andere Coronaviren, könnte es in trockener Luft noch länger aktiv bleiben. Ein Luftbefeuchter im Krankenzimmer würde daher die Ansteckungswahrscheinlichkeit reduzieren.

Oberflächen reinigen

Obwohl die Tröpfcheninfektion im direkten Mensch-zu-Mensch-Kontakt der Hauptübertragungsweg von Sars-CoV-2 ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Virus auch durch eine Schmierinfektion weitergegeben wird. Niest etwa eine erkrankte Person auf eine Oberfläche, die im Anschluss von einer gesunden Person berührt wird und diese sich dann mit den Händen ins Gesicht greift, könnte auch so eine Übertragung stattfinden. Daher sollten all jene, die mit einer infizierten Person zusammenleben, regelmäßig Oberflächen wie Lichtschalter, Türgriffe, Armaturen, Arbeitsplatten oder Tastaturen reinigen – gängige Haushaltsreiniger sind hierfür ausreichend.

Klodeckel schließen

Sars-CoV-2 konnte auch im Stuhl von Infizierten nachgewiesen werden. Allerdings gibt es keine Belege dafür, dass das Virus dann noch infektiös ist. Sicherheitshalber kann es dennoch sinnvoll sein, nach dem großen Geschäft den Klodeckel zu schließen und erst dann zu spülen. Zudem sollte die Lüftung verwendet werden und zwischen den Klogängen von Erkrankten und Gesunden etwas Abstand liegen. Gibt es mehrere Toiletten im Haus, sollten Infizierte ein separates WC benutzen. Jedenfalls sollte das Klo regelmäßig gereinigt werden. Auch hier gilt: Händewaschen nicht vergessen!

Nicht gemeinsam essen

Mitbewohner sollten sich räumlich getrennt aufhalten und auch nicht gemeinsam essen. Falls sie sich doch in einem Zimmer befinden, ist das Tragen von Mundschutzmasken sinnvoll sowie ein Mindestabstand von einem Meter. Gesunde und Kranke sollten sich auch Geschirr und Besteck nicht teilen, ohne dass es zuvor wie üblich gewaschen wurde, empfiehlt die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Werden Gegenstände doch gemeinsam benutzt, etwa ein Suppenschöpfer, rät die Behörde anschließend zu gründlichem Händewaschen.

Handtücher und Textilien

Infizierte sollten zum Abtrocknen eigene Bade- und Handtücher verwenden und sie nicht mit den restlichen Mitbewohnern oder Familienmitgliedern teilen. Kleidung, Bettwäsche und Handtücher werden idealerweise bei 60 Grad gewaschen.

Taschentücher und Müll

Auch daheim gilt: Niesen und Husten nur in Taschentücher, diese sollten anschließend sofort entsorgt werden – und zwar in einen separaten Müllsack, der regelmäßig gewechselt wird. (Bernadette Redl, 2.4.2020)