Faßmann: "Jetzt ist keine Zeit, um Leistungsdruck aufzubauen."

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Wann der Notbetrieb an den österreichischen Schulen wieder ende, sei noch nicht fix, sagte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Dienstag. "Realistischerweise würde ich aber davon ausgehen, dass er im April noch herrscht", sagte er. Zumindest seien die Lehrerinnen und Lehrer gebeten worden, Unterrichtsmaterialien für den Zeitraum auszuarbeiten.

"Die Schulen sind offen und werden weiterhin offen sein", sagte der Bildungsminister auf die Frage nach der Kinderbetreuung, wenn die Wirtschaft stufenweise wieder hochfahre und die Eltern nicht mehr im Homeoffice seien. Bis jetzt würde aber nur weniger als ein Prozent der Eltern ihre Sechs- bis 14-Jährigen in den Schulen betreuen lassen.

Eltern tragen Maßnahmen mit

Faßmann zieht auch gleichzeitig Bilanz über die ersten Wochen Notbetrieb. In einer Umfrage von 500 zufällig ausgewählten Eltern sei herausgekommen, dass mehr als 90 Prozent mit den gesetzten Maßnahmen einverstanden seien. 80 Prozent der Eltern beurteilten das Lernen zu Hause mit Gut bis Sehr gut, und die Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen und Lehrern würde mit einem Gut bewertet.

Schülerinnen und Schüler aus "schwächerem sozioökonomischem Umfeld" sollen nicht vergessen werden, sagt Faßmann. Eine Form der aufsuchende Sozialarbeit sei wichtig, sagt der Minister. Aufsuchend heißt in dem Zusammenhang per Telefon. 900 Schulpsychologinnen und Sozialarbeiter sollen nun vor allem jene Schüler kontaktieren, mit denen seit 16. März kein Kontakt mehr bestehe.

Zusage von Unterstützungen

Das Ministerium will auch Geld in die Hand nehmen, um Endgeräte zum Lernen für Schülerinnen und Schüler zur Verfügung zu stellen, die sich eine Anschaffung nicht leisten können.

Ab 1. April werden an AHS und BMHS keine Beiträge für ganztägige Schulformen bzw. Internate eingehoben. Ländern und Gemeinden "empfahl" Faßmann, an ihren Schulen ebenso vorzugehen. Für etwaige Stornokosten abgesagter Schulveranstaltungen wie Skikurse oder Projektwochen wird ein mit 13 Mio. Euro dotierter Härtefallfonds eingerichtet.

Fragen zu Matura ohne Prüfung

Laut Faßmann sei es keine Zeit, nun Leistungsdruck aufzubauen. "Alle können ihren Abschluss machen", ist sich der Minister sicher. Man werde für faire Bedingungen sorgen. Wann die Matura stattfinden werde, lässt Faßmann noch offen: Er will nach Ostern informieren. Eine Matura ohne Prüfung – wie in einer Petition gefordert – hat sich der Minister bereits durch den Kopf gehen lassen.

Aber daraus würden sich weitere Fragen ergeben: Was bedeutet das für letzte Jahrgänge? Was bedeutet das für die Zukunft? Was bedeutet das für die Aufnahme an Universitäten? Die Schülervertretung selbst habe gesagt, dass sie eine Matura haben wolle. "Wir wollen keine Generation Corona werden mit einer verächtlichen Haltung", zitiert der Minister die Vertretung.

Schrittweise Öffnung

Wenn der Notbetrieb wieder eingestellt wird, dann soll das Schulsystem wieder schrittweise zur Normalität herangeführt werden, sagt Faßmann. Zuerst würden Maturantinnen und Maturanten sowie jene Schülerinnen und Schüler, die ihren Pflichtschulabschluss machen, an die Bildungseinrichtungen zurückkehren.

"Neutrales Semester" für Studierende

Für Studierende überlegt Faßmann ein sogenanntes neutrales Semester. Dafür will er eine Ermächtigung der Bundesregierung beantragen. Dabei gehe es vor allem darum, die Fristen für Kinder- und Familiengeld auszuweiten. Wenn die Universitäten wieder geöffnet werden, dann sollen sie vor allem zuerst für Prüfungen offen stehen. Es werde keine Massenlehrveranstaltungen geben, sagte der Minister. (red, 31.3.2020)