Ob Homeoffice oder Streaming: Beides hebt die Internetnutzung in Österreich derzeit massiv an.

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Die Ausgangsbeschränkungen, die aus den Vorschriften zur Bekämpfung des Coronavirus resultieren, stellen derzeit alle Menschen in Österreich – und vielen anderen Ländern – vor große Herausforderungen. So gilt es oft auf engem Raum den Alltag zu bewältigen. Eine Situation, in der der Internetversorgung eine zentrale Bedeutung zukommt, und zwar sowohl für die Arbeit im Homeoffice als auch die Freizeitgestaltung.

Realitätscheck

Glücklich ist, wer schon länger einen Festnetzanschluss hat und sich damit in Österreich typischerweise keinen Datenlimits ausgesetzt sieht. Das ist aber leider nicht die Realität vieler Menschen. So setzte etwa die Telekomregulationsbehörde RTR die Festnetzversorgung von österreichischen Haushalten gerade einmal bei 46,1 Prozent an – Tendenz: fallend. Angesichts dessen ist also davon auszugehen, dass es eine nicht zu unterschätzende Zahl an österreichischen Internetnutzern gibt, die derzeit an die Datenlimits ihre mobilen Verträge stoßen oder sie gar schon verbraucht haben. In anderen Ländern reagieren Provider mittlerweile zum Teil mit der Aufhebung solcher Beschränkungen und der Ankündigung von Kulanzlösungen für Privatkunden. In Österreich sehen die Provider hingegen bisher keine Notwendigkeit für solche Maßnahmen. Mit einer Ausnahme.

Ein Versprechen

Magenta ist derzeit der einzige österreichische Provider, der sich auf Verbesserungen für an die Limits ihrer Verträge stoßenden Mobilfunkkunden festlegen will: "Wir beobachten die Entwicklung der Telefonie- und Internetnutzung in unseren Netzen, sind mit unseren Kunden im täglichen Kontakt und unterstützen sie so gut wie möglich. Mitunter arbeiten wir an Lösungen im Bereich Entertainment und Handydatennutzung, die morgen vorgestellt werden", heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dem STANDARD. Konkrete Details dazu will man derzeit noch nicht verraten, diese sollen aber eben bereits am Mittwoch folgen.

Ablehnung

Ganz anders sieht man das bei "3": Dort betont man, dass die in Österreich geltenden Tarife ohnehin schon sehr gut im internationalen Vergleich seien. Österreich zähle zu den Ländern mit den günstigsten GB-Tarifen. Aber auch aus einem anderen Grund sieht man derzeit keine Veranlassung, in der aktuellen Situation Änderungen vorzunehmen, gebe es doch mit dem "Drei Schutzengel" erst seit kurzem günstige Zusatzpakete, mit denen die Nutzer im Bedarfsfall günstig weitere Datenvolumen nachkaufen können. Für viele sei dies aber ohnehin nicht notwendig, da die meisten "3"-Kunden bereits Flat-Tarife nutzen. Wer trotzdem Probleme mit dem Überschreiten der Datenlimits habe, solle sich an das eigene Serviceteam wenden, um auf einen Tarif mit mehr inkludierten Gigabyte zu wechseln. Im Einzelfall sei man auch zu kulanten Lösungen bereit.

Und noch eine Absage

Ähnlich klingt die Reaktion von A1: Während man die eigenen Initiativen zur Unterstützung im Homeoffice – etwa kostenlose Lizenzen für Zusammenarbeits-Tools – betont, will man von Änderungen in Hinblick auf Datenlimits nicht wissen. Auch hier verweist man wieder auf den Vergleich zu anderen Ländern, gerade in Relation zu Deutschland seien die inkludierten Datenvolumen im österreichischen Mobilfunk "großzügig". Zudem seien viele mobile Internetzugänge – etwa der A1 Net Cube – mittlerweile ohnehin unbegrenzt. Und bei wem dies nicht so ist, dem biete man schon bisher laufend die Aktualisierung des Tarifs an. Und wer auch das nicht will, könne noch immer monatliche Datenpakete kaufen – oder aber zu Produkten wie Cube oder Festnetzinternet greifen.

Kritik

Eine Einschätzung, der sich Kritiker nicht so ohne weiteres anschließen wollen. So forderte etwa die Datenschutz-NGO Epicenter Works schon vor einigen Tagen eine Reaktion der österreichischen Mobilfunker auf die neuen Herausforderungen. Diese würden sich "in dieser Zeit eine goldene Nase verdienen". Angesichts dessen, dass die variablen Kosten durch höhere Datennutzung für die Provider nur sehr gering seien, rate man dazu, "für die aktuelle Krise die Beschränkungen des Datenvolumens im Mobilfunk aufzuheben, die Kosten bei Prepaid-Tarifen zu pauschalieren und diese Maßnahmen über eine staatliche Ausgleichszahlung zu finanzieren." Ideen, von denen sich die heimischen Provider bisher offenbar größtenteils wenig angetan zeigen. (Andreas Proschofsky, 31.3.2020)