Die Excalibur Huracán ist aus der Partnerschaft zwischen Roger Dubuis und Lamborghini entstanden. In ihr tickt das automatische Skelettkaliber RD630. Es verfügt über eine charakteristische um 12 Grad abgewinkelte Unruh. Die Unruhspiralfeder wurde im Vergleich zu einem traditionellen mechanischen Uhrwerk umgedreht, sodass die Träger in den Genuss kommen, das Herz ihres Zeitmessers schlagen zu sehen. Das obere Kaliber verfügt über eine Brücke im Domstrebendesign, die an den V10-Motor des Supersportwagens Lamborghini Huracán erinnert.

Foto: Roger Dubuis

Der neueste Streich der Genfer Uhrenmarke: die Excalibur Twofold. Die Lünette und das 45 Millimeter große Gehäuse sind aus Mineralverbundfaser gefertigt, einem speziell von Roger Dubuis entwickelten, weißen Verbundwerkstoff aus 99,95 Prozent Siliziumdioxid – eine Premiere in der Welt der Haute Horlogerie.

Foto: Roger Dubuis

Zum ersten Mal wurde ein patentiertes Verfahren eingesetzt, um jeden Winkel der oberen Uhrwerksplatine aus Mineralverbundfaser zum Leuchten zu bringen.

In dem Zeitmesser tickt das Kaliber RD01SQ mit einem fliegenden Doppeltourbillon.

Foto: Roger Dubuis

Nicola Andreatta, CEO der Genfer Uhrenmarke

Foto: Roger Dubuis

Es folgt ein kleiner Werbefilm für die Excalibur Huracan, der sehr gut zeigt, was man bei Roger Dubuis mit "Exzess" meint.

Roger Dubuis

Understatement ist ein Fremdwort in der Welt von Roger Dubuis. Denn es sind meist überdimensionale Pracker aus Carbon oder einem anderen Hightech-Material, bis aufs äußerste skelettiert, vollgepackt mit neuester an die Grenzen des Machbaren gehender Mechanik, die die Genfer Luxusuhren-Marke auf den Markt loslässt. Wer eine Excalibur, das Aushängeschild der Manufaktur, am Handgelenk hat, fällt garantiert auf.

1995 vom namensgebenden Uhrmachermeister Roger Dubuis gemeinsam mit dem – manche behaupten: windigen – Finanzier Carlos Dias gegründet, stellte man zunächst eher betulich anmutende Zeitmesser her. Das änderte sich, als die Manufaktur 2007 unter das Dach des Richemont-Konzerns kam und sich dort seither eine eigene Nische als "enfant terrible" oder, nüchterner betrachtet, als Versuchslabor eingerichtet hat. Ein kluger Schachzug, immerhin gibt es in dieser Liga schon, mit wenigen Ausnahmen, siehe Richard Mille oder Hublot, genug Uhren, die an althergebrachten Designs festhalten.

Selbstbewusst

Man sei geradezu "süchtig nach Non-Konformismus" ist denn auch bei einem Besuch der topmodernen Produktionsanlage im Genfer Stadtteil Meyrin zu erfahren. "Mad but swiss" wird einem dabei ebenfalls um die Ohren gehaut. Bei "mad" kommt einem die Aktion am vergangenen Genfer Uhrensalon in den Sinn. Damals präsentierte Roger Dubuis eine in Zusammenarbeit mit Lamborghini designte Uhr. Und nur diese, sonst nichts. Kostenpunkt: Eine Million Euro.

Das zeugt zum einen von Selbstbewusstsein und generiert zum anderen ordentlich Aufmerksamkeit bei der einschlägigen und zahlungskräftigen Klientel. Tatsächlich wurde die Uhr vom Fleck weg verkauft. Der Kunde aus Singapur erhielt aber nicht nur die Uhr, sondern ein ganzes Paket an Erlebnissen dazu. So hat man ihn besucht, das Werk erklärt, ihn nach Genf in die Manufaktur eingeladen und zu Lamborghini, wo er sich mit dem Designprozess vertraut machen konnte.

Stammesmerkmal

Es ist ein kluger Weg, um der Kundschaft die hochpreisige Ware schmackhaft zu machen: Man bekommt mit der Uhr ein Erlebnis mitgeliefert, das quasi unbezahlbar und nicht für jedermann zugänglich ist. Nicola Andreatta, seit rund einem Jahr CEO der Marke, drückt es so aus: "Ich predige dem Team immer: Wir verkaufen keine Uhren. Denn es gibt schon einen ganzen Haufen Uhren. Brauchen wir wirklich neue Uhren? Nein, brauchen wir nicht. Wir verkaufen eine Marke, ein Konzept."

Die Uhr wird so zum Zeichen für einen bestimmten Lebensstil oder mit den Worten von Andreatta: "zu einem gemeinsamen Merkmal für einen Stamm". "Wer zu diesem Stamm gehört, der erkennt die anderen an der Uhr. Sie identifiziert dich als jemanden, der sein Leben ‚larger than life‘ lebt.", sagt er und subsumiert dies unter dem Begriff "Exzess". Andreatta: "Unsere Uhren repräsentieren das, was ich ‚Hyper Horology‘ nenne: Sie sind der Höhepunkt von Hunderten von Jahren uhrmacherischer Kunst und Technik, eingebettet in eine zeitgemäße und ausdrucksstarke Form." Sie seien etwas extrem Kompliziertes, schwer zu produzieren, zu finden und nicht für jedermann leistbar. Das Ticket für den Zugriff auf ein solches einzigartiges Angebot kann nur ein exklusives sein, wie er es formuliert. "Roger Dubuis ist nicht für jeden und wir wollen auch nicht jeden", sagte er etwa gegenüber "Robb Report".

Keine Kostenvorgaben

Andreattas Vorgänger, Jean-Marc Pontroué, der zur Richemont-Schwesternmarke Panerai weitergezogen ist, meinte einmal in einem Interview mit dem STANDARD, dass man es im oberen Preissegment in vielerlei Hinsicht leichter habe, Uhren an den Mann oder die Frau zu bringen. Denn für eine Uhr um 250.000 Euro gebe es keine Marketingrichtlinien mehr. Und: Die Uhrmacher könnten sich voll und ganz austoben, ohne irgendwie an Kostenvorgaben gebunden zu sein.

Dennoch stellt sich die Frage, ob dieser Zugang – Uhren und PS-starke Boliden – so noch zeitgemäß ist. Andreatta wischt diese Bedenken beiseite: "Wir werden weiterhin auf den Motorsport setzen – die Partnerschaften mit Pirelli und Lamborghini werden fortgesetzt. Als wir uns entschieden haben mit Lamborghini zu kooperieren, wussten wir, dass dies eine der wenigen Marken ist, mit denen wir etwas aufbauen können. Das hat mit der Affinität zu Markenwerten zu tun." Dabei hebt er vor allem die experimentelle Seite der Partnerschaften hervor. Dies zeige sich auch in der gemeinsamen Haltung, die man gegenüber Innovation und Kreativität einnehme. "Das ist auf jeden Fall kein Marketing-Gag!", hält er fest.

Qualitätsanspruch

Zudem sei die Uhr das wohl nachhaltigste Produkt der Welt, fährt er fort. Wenn man sie gut pflegt, hält sie ewig. Und wenn einmal doch etwas kaputt wird, kann man es normalerweise immer reparieren. "Eine Smartwatch kann nach zwei Jahren schon wieder obsolet sein. Wir sind in der Lage jedes Teil nachzubauen, wenn wir es nicht sowieso auf Lager haben. Wir servicieren jede Uhr, die wir jemals gebaut haben. Wir haben alle Teile in unserem Inventar", sagt der Marken-Boss. Dabei hilft es natürlich enorm, eine echte Manufaktur zu sein und nicht auf externe Zulieferer angewiesen zu sein.

Ganz "swiss" wiederum ist der Qualitätsanspruch. So produziert man ausschließlich nach den strengen Anforderungen der Genfer Punze, eines hochangesehenen Gütesiegels, das beispielsweise auch Uhren von Cartier, Chopard oder Vacheron Constantin auszeichnet. Man versucht also eine Brücke in die Tradition schlagen. Etwas, das auch Nicola Andreatta gerne betont: "Wir haben uns auf unsere traditionellen Kaliber rückbesonnen. Wir werden sie weiterentwickeln, damit sie der Designsprache entsprechen." Man wolle sie perfektionieren und ihnen einen gewissen "Tweek" verpassen. "Wir wollen ‚Patek Philippe 2.0‘ sein. Best of the Best in der Uhr, mit einem komplett anderen Gesicht." Dem 2017 verstorbenen Firmengründer hätte das wohl gefallen. Immerhin lernte er sein Handwerk bei Patek Philippe. (Markus Böhm, 4.4.2020)

Die Reise nach Genf wurde von Roger Dubuis unterstützt.