Wie viele Menschen in Deutschland heuer in Kurzarbeit geschickt werden, lässt sich noch nicht abschätzen. Die Regierung erwartet bis zu zwei Millionen.

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Berlin – Die Zahl der Unternehmen in Deutschland, die in der Corona-Krise auf Kurzarbeit setzen, ist sprunghaft angestiegen. Im März gingen laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) Anträge von 470.000 Firmen ein. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es pro Monat 1.300 Anträge. Es würde sich nicht nur das produzierende Gewerbe an die BA wenden, sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Dienstag in Berlin, sondern auch "viel Gastgewerbe und Handel".

Wie viele Kurzarbeiter es im Laufe des Jahres genau geben werde, lasse sich noch nicht abschätzen, die Regierung geht aber von rund zwei Millionen aus. Das wäre mehr als während und nach der Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2008/2009. Im Mai 2009 waren 1,4 Millionen Beschäftigte in Deutschland in Kurzarbeit. Heil betonte, bei allen Unsicherheiten habe er "Anlass zu realistischer Zuversicht". Denn bei der Bundesagentur habe in den vergangenen Jahren die Devise gegolten: "Spare in der Zeit, dann hast du in der Not."

26 Milliarden Euro Rücklagen

Die BA hat Rücklagen von 26 Milliarden Euro. "Wir sind auf jeden Fall in diesem Jahr langfristig zahlungskräftig", erklärt BA-Chef Detlef Scheele. Zur Not könne man "auch mehr Geld mobilisieren, wir gehen davon aus, dass wir es bewältigen können". Sollten die Reserven der BA nicht reichen, dann werde "die Bundesregierung die Betroffenen nicht im Regen stehen lassen". Heil betonte, Deutschland habe "einen der stärksten Sozialstaaten der Welt". Doch er erklärte auch: "Wir können sehr viele Arbeitsplätze retten, aber nicht jeden einzelnen."

Die deutsche Regierung hat nicht nur die Anmeldung für Kurzarbeit erleichtert, sondern setzt auch die Vermögensprüfung bei Antrag auf die steuerfinanzierte Grundsicherung (Arbeitslosengeld II beziehungsweise Hartz IV) aus. Zudem wurden die Zuverdienstgrenzen für Pensionisten angehoben, sie können im Jahr 2020 einfacher einem Nebenjob nachgehen. Am Dienstag wurden auch die neuesten Arbeitslosenzahlen bekanntgegeben. Die Zahl sank im März auf 2,33 Millionen. Das sind 60.000 weniger als im Februar, aber 34.000 mehr als vor einem Jahr. Die Quote liegt bei 5,1 Prozent. Die Corona-Krise schlägt sich in diesen Zahlen noch nicht nieder. (Birgit Baumann aus Berlin, 31.3.2020)