Der feine Grad zwischen blöd und deppert, man sucht ihn auch in der "MA 2412".

Foto: MR-Film

Keine Sorge, wir kennen den Witz, der jetzt von Ihrer Seite kommen wird, aber: Zu den wichtigsten Vorzügen eines Redaktionsbüros zählt, dass man dort mit den Kollegen und Kolleginnen täglich blöd daherreden kann. Das ist eine sehr wichtige Kulturtechnik. Man darf sie nicht unterschätzen.

Oft ist es nämlich so, dass beim geselligen Blöddaherreden und Schmähführen ohne jeden Zweck, manchmal aber mit Sinn, die schönsten Ideen für Geschichten oder zumindest Teile davon entstehen, mit denen wir unser Geld verdienen. Hallo, wir sind immer auch ein wenig im Entertainment-Business zu Hause!

Stimmungsmacher aus dem Kleinformat

Das mag von manch anderen Kollegen, die lieber unter einer Glocke des Schweigens arbeiten würden, mitunter als etwas sehr Störendes betrachtet, ja, als unnütze Tätigkeit empfunden werden: Geh bitte, gusch, ich muss ja hier arbeiten! Aber wie lautet eine Weisheit, die aus einer gewissen Lebenserfahrung keimt: Whatever floats your boat.

Sehr gern als Stimmungsmacher verwenden wir auch die Texte von edlen Federn aus den Kleinformaten. Wir lesen sie uns lallend und mit der schweren Zunge aus der Schule der Wiener Heurigenkultur vor, dass es nur so eine Art hat. Das bedeutet: Lernen von den ganz großen Humoristen des Fachs. Kann sich jemand da draußen an die Löwinger-Bühne erinnern?

Aufwärmtraining mit Mord und Totschlag

So macht man sich locker. Aufwärmtraining. Danach zählt man noch geflissentlich nach, wie viele Mord- und Totschlag-, Weltuntergang- und Fashion-Katastrophen-Schlagzeilen in der aktuellen Ausgabe einer bestimmten Gratiszeitung noch vor Corona zum Einsatz kamen. Der möglicherweise längst eingestellte Rekord liegt bei über 20. Die Kollegenschaft hat ein Recht darauf, das zu erfahren. Dann ist es endlich so weit: Mit ernstem, tapferem Schritt schreiten wir zum Computer, um von dort aus wieder einmal der Gesellschaft zu dienen.

Das alles beginnt man schön langsam doch sehr zu vermissen. Microsoft-Teams-Besprechungen im Homeoffice sind zwar ganz nett. Aber einem Kollegen persönlich eine Superwuchtel zu drücken macht natürlich mehr Spaß. Während ich dies schreibe, leide ich übrigens an einem Muskelkater vom Rückentraining. So weit sind wir schon gekommen! (1.4.2020)