OeNB-Gouverneur Holzmann sieht 3,2 Prozent BIP-Rückgang.

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Wien – Das Setting war krisenbedingt ungewöhnlich, als das Direktorium der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) am Dienstag sein traditionelles Pressegespräch anlässlich der Generalversammlung des Instituts abhielt. Neben Gouverneur Robert Holzmann (FPÖ), Vizegouverneur Gottfried Haber (ÖVP) und den beiden Direktoren Thomas Steiner (ÖVP) und Eduard Schock (FPÖ) waren je ein Vertreter der großen Nachrichtenagenturen und des ORF zugelassen, alle anderen Interessierten konnten via Livestream dabei sein. Der Präsident des Generalrats, Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer, war nicht da – auch das unterschied die Veranstaltung von all jenen der Jahre zuvor.

Die wichtigste Nachricht der Notenbanker waren dann auch nicht die Kennzahlen aus ihrem Geschäftsbericht und ihrer Bilanz (mehr dazu unten), sondern die jüngste Prognose zu den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise. Die OeNB geht von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,2 Prozent aus; Ende des Vorjahres war noch ein Plus von 1,2 Prozent vorhergesagt worden. Das Minus dazwischen ist den Corona-Folgen geschuldet, wobei die neue OeNB-Berechnung auf dem Wissensstand vom 23. März basiert. Ausgegangen wird davon, dass die "Maßnahmen" der Regierung zwischen Mitte April und Mitte Mai gelockert werden. Inzwischen wurden aber neue Maßnahmen bekanntgegeben. "Verschieben sich die Lockerungen nach hinten, wird sich die Prognose verändern", so Holzmann. Die Inflation werde ölpreisbedingt weiter fallen, Deflation sei nicht auszuschließen.

Österreichs Banken wurden einmal mehr als stark beschrieben, gemäß dem Ergebnis des jüngsten Stresstests des Internationalen Währungsfonds überstünden sie auch Schocks von sieben Prozent BIP-Einbruch gut. Allerdings warnte Haber davor, die Banken, die die Wirtschaft nun mit Krediten stützen sollen, zu sehr zu strapazieren. "Das Fass ist gefüllt, aber es ist kein Fass ohne Boden."

Zeit zum Atemschöpfen

Die Institute könnten den Unternehmen Zeit verschaffen, für Liquidität sorgen, Gewinne und Produktionsausfälle seien aber nicht ersetzbar. Und man müsse aufpassen, dass keine Ansteckung des Finanzsektors erfolge. Allein in den vergangenen zwei Wochen habe sich die Kreditvergabe verzweifacht bis verdreifacht. Das Problem: Die Krise habe besonders jene Branchen erfasst, die "bei der Kreditqualität etwas unterdurchschnittlich" seien, etwa Tourismus, Gastronomie und Verkehr. Anders gesagt: Gerade sie sind ausfallsgefährdete Kunden.

Prall gefüllt sind übrigens auch die Bargeldtresore der OeNB, das versicherte Direktoriumsmitglied Schock, der damit all jene Österreicher beruhigt, die Bargeldknappheit fürchten.

Und kurz noch zur OeNB selbst: Ihr Geschäftsergebnis stieg auf 328 Millionen Euro, der Gewinnanteil, den sie an den Bund abführt, um 15 Prozent auf 213 Mio. Euro. Und die Anfangsschwierigkeiten, die Holzmann bei seinem Einstieg im Herbst durch Personalmaßnahmen verursacht hat, sind ausgeräumt, wie alle beteuern. (gra, 31.3.2020)