"kurier.at" wurde wegen der Veröffentlichung eines Desinfektionsmittel-Videos vom Presserat kritisiert.

Screenshot: Facebook/Kurier

Wien – Der Presserat kritisiert "kurier.at" für die Veröffentlichung eines Videos mit dem Titel "Desinfektionsmittel selber machen". Aufgrund seiner Rezeptur könne das Mittel nicht als Alternative zu den in den Apotheken und Drogerien erhältlichen Desinfektionsmitteln angesehen werden, heißt es in einem Offenen Brief an Chefredakteurin Martina Salomon.

In dem Video, das Anfang März auf der Facebook-Seite von "kurier.at" veröffentlicht wurde, wird empfohlen, Wodka oder eine andere Spirituose mit mehr als 40 Prozent Alkoholgehalt mit Kokosfett und Teebaumöl zu mischen, um ein Desinfektionsmittel für Hände und Oberflächen herzustellen.

Presserat schließt sich Kritik an

Ein User kritisierte gegenüber dem Presserat, dass Getränke mit 40-prozentigem Alkoholgehalt nicht für die erwünschte desinfizierende Wirkung ausreichten und es falsch sei, Kokosfett und Teebaumöl in dieser Mischung als antiviral und antibakteriell zu bezeichnen. Der Presserat hält diese Kritik für berechtigt. Denn in mehreren Medien sei berichtet worden, dass nun auch Destillerien Desinfektionsmittel herstellten, wobei der Alkoholgehalt dieser Mittel zumindest 80 Prozent betragen sollte.

"In Hinblick auf die Gefährlichkeit des Coronavirus und die hohe Ansteckungsgefahr hält der Senat die Anleitung in dem Video daher für bedenklich", so der Presserat. Er forderte das Medium auf, in Zukunft beim Thema Coronavirus und Desinfektionsmittel vorsichtiger zu sein und gewissenhafter zu recherchieren. Ein Verfahren wurde nicht eingeleitet. Das Video ist nach wir vor abrufbar, in einem "Disclaimer" unter dem Video heißt es, es handle sich "natürlich nicht um einen 100-prozentigen Ersatz von richtigem Desinfektionsmittel". (APA, 1.4.2020)