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Während der Corona-Krise akzeptiert die Post 80-Cent-Briefmarken aus Altbestand ohne Strafzuschlag.

Foto: Reuters / Heinz-Peter Bader

Wien – Einen schlechteren Zeitpunkt für ihren Start hätte die neue Post-Bank 99 kaum erwischen können. Die Frequenz in den Post-Filialen ist Coronavirus-bedingt dürftig, und als Post-Kunde überlegt man es sich dreimal, die Post-Bediensteten auch noch mit Fragen zu den Konditionen der zur Wahl stehenden vier Typen von Girokonten zu löchern.

Zunächst gilt es, sich Zutritt zum Postamt im Einkaufszentrum am Hauptsitz der Post auf dem Wiener Rochusmarkt zu verschaffen. Freundlich deutet eine Sicherheitskraft auf den Automaten, der eine Nummer auswirft. Damit die Warteschlange nicht vor dem Schalter entsteht, sondern draußen auf dem Gang, dürfen nie mehr als fünf Kunden in den Schalterraum hinein. Dort wartet hinter einer Plexiglaswand bereits eine Postlerin, die bereitwillig eine schlichte Broschüre für das Konto 99 überreicht und auch gleich Einblick in die einfache Preisgestaltung der neuen Bank gibt, deren Dienstleistungen jene des langjährigen Partners Bawag-PSK ersetzen: Vier Euro kostet die Kontoführung des einfachsten Produkts "Konto 99 einfach" pro Monat, 15 Euro das teuerste "Konto 99 komplett". Dazwischen rangieren "Konto 99 praktisch" (sieben Euro) und "Konto 99 sorglos" um neun Euro pro Monat.

Die Coronavirus-Krise erschwert den Start der Bank 99 für Post-General Georg Pölzl.
Foto: APA / Roland Schlager

Schlichte Kontopakete

Inkludiert sind darin Onlinebanking und Bankkarte sowie Überweisungen und Kontoauszüge in Selbstbedienung. Schalterservices sind außer im Komplettkonto mit drei Euro belegt. Die Zinsen für Kontoüberziehung sind degressiv gestaltet: Zwölf Prozent kostet es beim billigsten Kontotyp, sieben bei den zwei höherpreisigen Varianten, in denen auch Kreditkarte und Versicherung inkludiert sind.

Für Details der Konditionen verweist die Dame am Schalter auf die unter bank99.at bereitgestellten Informationen. Bis Mittwochmittag hätten "ein paar hundert Kunden" Konten eröffnet, sagt Post-Sprecher Michael Homola. Die große Werbekampagne für die Bank 99 wurde freilich auf Sommer vertagt. Ob die Post-Bank dann auch schon Kredite im Portfolio hat, ist offen. Jetzt steht die Ausrollung des Grundangebots auf die Postpartner an. Derzeit gibt es die Konten nur in den 412 posteigenen Filialen. Schlicht gehalten ist übrigens auch die Menüführung beim Geldautomaten.

Portoerhöhung

Für Grummeln sorgt bei der Post-Kundschaft die Portoerhöhung, die am Mittwoch in Kraft getreten ist. Der gemeine Brief und die Postkarte sind nun mit 85 statt 80 Cent zu frankieren. Um alte Wertzeichen weiterhin verwenden zu können, braucht es Fünf-Cent-Marken, die nur am Schalter erhältlich sind oder im Internet bestellt werden müssen (und dann per Post zugestellt werden). Wegen der Corona-Krise zeigt sich die Post kulant und setzt die Tariferhöhung für Privatkunden vorerst aus. Bei 80-Cent-Marken aus Altbestand etwa werde vorerst auf die Einhebung von Strafzuschlägen verzichtet, kündigt der Post-Sprecher auf Anfrage des STANDARD an. Damit niemand aufgrund der geänderten Tarife in Filialen kommen muss, können die alten Briefmarken im bisherigen Nominale bis Ende der Corona-Krise aufgebraucht werden. (Luise Ungerboeck, 2.4.2020)