ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz will Teile der ORF-Belegschaft rückwirkend mit 1. April 2020 in Kurzarbeit schicken.

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Wien – Die Kurzarbeitspläne beim ORF stoßen beim Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) und bei der FPÖ auf Kritik. "Der ORF, der 65 Prozent seines Budgets aus Pflichtgebühren finanziert, scheint aufgrund eines erwarteten Gesamtumsatzverlusts von lediglich 5 Prozent nun das Corona-Kurzarbeitsmodell einführen und sich so noch weitere Mittel vom Staat holen zu wollen. Das ist wohl kaum im Sinne der Allgemeinheit", sagt Ernst Swoboda, Präsident des Verbands Österreichischer Privatsender, via Aussendung.

Der ORF rechnet für 2020 laut eigenen Angaben aufgrund der Coronakrise und den Rückgängen bei der Werbung mit Umsatzverlusten von 50 Millionen Euro. "Angesichts seines Gesamtbudgets von einer Milliarde Euro fällt diese Summe jedoch wenig ins Gewicht fällt und, zudem sind aufgrund der Absage von UEFA EURO oder Olympischen Spielen sogar Kostenreduktionen zu erwarten", heißt es weiter.

Privatsender: Umsatzrückgänge bis zu 80 Prozent

"Wir hoffen sehr, dass der ohnehin überwiegend öffentlich finanzierte ORF sein Budget nicht etwa durch die Kurzarbeitsregelung auf Kosten der Steuerzahler sanieren will", so Swoboda. Und: "Die Privatsender in Österreich sind aktuell mit Umsatzrückgängen von bis zu 80 Prozent konfrontiert und haben anders als der ORF so gut wie keine staatliche Unterstützung."

Ähnlich klingt auch die Kritik der FPÖ. Für die Freiheitlichen wäre Kurzarbeit beim ORF ein "schamloser Griff in Taschen der Steuerzahler". Mediensprecher Christian Hafenecker kritisiert via Aussendung: "Im ORF hat man jetzt überhaupt keinen Genierer mehr, wenn es darum geht, die Coronavirus-Krise für Eigenzwecke zu missbrauchen. Zu den jährlich rund 650 Millionen Euro aus den Geldbörsen der GIS-Gebührenzahler möchte man jetzt auch noch durch die Einführung von Kurzarbeit staatliche Unterstützungsleistungen beanspruchen und damit Steuergeld kassieren. Das ist ein völlig schamloser Griff in die Taschen der Steuerzahler und eine Verhöhnung der GIS-Gebührenzahler, speziell all jener, welche als Arbeitnehmer oder Unternehmer auf das Kurzarbeitsmodell zur Existenzsicherung angewiesen sind. Dafür habe ich null Verständnis."

Update um 12.45 Uhr: Stellungnahme der NEOS

NEOS-Mediensprecherin Henrike Brandstötter zeigte sich über die Pläne des ORF "verwundert". Sie forderte Lösungen für freie Mitarbeiter und Selbstständige. Außerdem müsse der ORF "als gebührenfinanzierter Marktführer diese schwierige Phase nutzen, um der österreichischen Film- und Medienbranche unter die Arme zu greifen und weiterhin, soweit wie möglich, Produktionen durchzuführen und Projekte anzuschieben", so Brandstötter. (red, 2.4.2020)