Hat schon bessere Zeiten gesehen: René Benko, dessen Einstieg ins Handelsgeschäft unverschuldet viel Geld kostet. Die Immobilienwerte dürften aber genug Sicherheit bieten.

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Es sind harte Zeiten für den Handel. Wie andere Geschäfte auch ist die deutsche Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof stark von den Sperren betroffen. Das zu René Benkos Signa-Konzern zählende deutsche Unternehmen hatte schon vor Corona Probleme: Nach der Sanierung von Karstadt kostete die Integration von Kaufhof viel Geld. Dann kam das Virus, und der Handelskonzern verzeichnet seither gewaltige Umsatzeinbußen.

Die Staatshilfe scheiterte vorerst, weil die Republik für Kredite nur bis zu 90 Prozent haftet. Ein Bankenkonsortium, angeführt von der Commerzbank, wollte das Restrisiko laut deutschen Medienberichten nicht übernehmen, und das, obwohl Signa nach eigenen Angaben 140 Millionen Euro zugeschossen hat und auch zu weiteren Injektionen in dreistelliger Millionenhöhe bereitstehen soll. Wegen des Finanzierungsengpasses beantragte Galeria Karstadt Kaufhof ein Schutzschirmverfahren, bei dem Gläubiger keinen Zugriff auf das Unternehmen haben.

15 Milliarden schwer

Nun fragt sich die Öffentlichkeit, ob die Misere Benkos 15 Milliarden Euro schweres Immobilienimperium und die ebenfalls zu Signa zählende Möbelhandelsgruppe Kika-Leiner treffen könnte. Ein mit der Signa gut Vertrauter rechnet damit, dass die deutsche Regierung Benko bald mit "massiver Unterstützung" beispringen wird – weil es um das Schicksal von 28.000 Mitarbeitern gehe, die bezahlt werden müssen.

Das Thema wurde am Donnerstag bei einer außerordentlichen Signa-Aufsichtsratssitzung besprochen. Das Problem ist die Verkettung: Viele der von Schließungen betroffenen Kauf- und Geschäftshäuser sind in Signa-eigene Immobilien eingemietet, tragen daher mit ihren Mietzahlungen entsprechend zum Ergebnis bei.

Gute Immobilien

So gehören etwa das Berliner KaDeWe (einst "Kaufhaus des Westens"), das Karstadt am Münchner Bahnhof oder am Berliner Hermannplatz zur Signa Prime Collection AG, die laut Homepage 15 Milliarden Euro schwer ist (Bruttovermögenswert). Auch das Goldene Quartier gehört zur Gesellschaft, in deren Aufsichtsrat beispielsweise Exkanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und Ex-FPÖ-Politikerin Susanne Riess sitzen.

Unmittelbare Gefahr durch einen Dominoeffekt sieht einer von Benkos österreichischen Vertrauten aber nicht, seien doch sehr viele andere Immobilien der Gruppe bestens ans Außenstehende vermietet. Zudem sei die Gruppe, deren Hausbank in Österreich die Raiffeisen Bank International (RBI) ist, gut finanziert: lange Laufzeiten um die sieben bis zehn Jahre und sehr günstige Konditionen.

Investoren angelockt

Das Verhältnis des jeweiligen Kreditbetrags zum Verkehrswert der jeweiligen Liegenschaft (Loan to value; ein Wert, mit dem man in der Branche die Bonität prüft) sei bisher sehr gut gewesen. Auch mit kurzfristigen Liquiditätsproblemen sei nicht zu rechnen, denn: Nullzinsen und Wertsteigerungen bei Immobilien trieben immer mehr Investoren zum Tiroler Milliardär. Bei der RBI dürfte man jedenfalls nicht sehr alarmiert sein: Gerade jetzt ist eine große Finanzierung für einen Immobiliendeal im Laufen.

Und Kika-Leiner? Hier wollte Benko einen dreistelligen Millionenbetrag investieren. Für Anfang Mai versprach er, der Belegschaft einen detaillierten Plan über die Zukunft der 42 Möbelhäuser vorzulegen. Doch bisher sollen weiter Verluste geschrieben worden sein. Corona hat die Einrichtungskette nun ebenso kalt erwischt wie alle anderen Händler. Fast alle 4200 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit.

Zukunftspläne wackeln

Wie es mit Benkos geplantem Luxuskaufhaus in der Wiener Mariahilfer Straße weitergeht, ist ebenso offen wie die Umsetzung eines neuen Stadtquartiers in St. Pölten auf dem Areal des Stammhauses von Leiner. Bei beiden war der Startschuss für den Bau 2021 vorgesehen. Kika-Leiner selbst war ebenso wie Signa für keine Stellungnahme erreichbar.

Quer durch die Branche hoffen Einrichtungshändler, dass sie mit Auflagen im Mai wieder aufsperren dürfen. Ihre Sorge: Baumärkte könnten im Interesse der Heimwerker den Vorzug erhalten und sie zeitlich das Nachsehen haben. (Renate Graber, Verena Kainrath, Andreas Schnauder, 3.4.2020)