Aleksander Ceferin ist gar nicht glücklich mit dem belgischen Weg.

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Zerwürfnisse in Fußball-Europa.

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Der Appell war unmissverständlich, die Wortwahl drastisch. Von "überragender Bedeutung" sei es trotz dieser "zerstörerischen Pandemie", dass die Entscheidungen auch weiterhin "auf dem Spielfeld" fallen. Ein plötzlicher Saisonabbruch wie in Belgien? Überhaupt keine Option und momentan total "verfrüht und ungerechtfertigt" – trotz steigender Corona-Fallzahlen.

Der am Donnerstag versandte Brandbrief an die europäischen Fußballverbände, an die Ligen sowie die Klubs, unterzeichnet von den Bossen der Uefa, der Klubvereinigung ECA und der kontinentalen Ligavereinigung, gibt klipp und klar die Richtung für die kommenden Wochen vor. Mit aller Macht sollen demnach weitere Ausreißer verhindert, die Spielbetriebe trotz der weltweiten Krise fortgeführt und – wann auch immer – beendet werden.

Ceferin in Rage

"Ein Abbruch sollte der allerletzte Ausweg sein", heißt es in dem Schreiben, das dem SID vorliegt und kurz nach der Abbruch-Ankündigung der belgischen Liga aufgesetzt wurde. Der Vorstoß der Belgier brachte auch den Uefa-Präsidenten Aleksander Ceferin in Rage.

"Das ist nicht der richtige Weg, Solidarität ist doch keine Einbahnstraße", sagte der Slowene im Interview mit dem ZDF, das am Samstag im Aktuellen Sportstudio ausgestrahlt wird: "Man kann nicht nach Hilfe fragen und dann einfach selbst entscheiden, wie es gerade passt." Er bekräftigte zudem die im Brief angesprochene Drohung, wonach bei einem Abbruch die Teilnahme am Europapokal riskiert werde.

Lösung?

In Belgien war am Donnerstag die Entscheidung gefallen, die Saison nach 29 von 30 Hauptrunden-Spieltagen abzubrechen und auf die Play-offs zu verzichten. Der FC Brügge soll zum Meister proklamiert werden. Diese Vorgehensweise dürfte den belgischen Clubs leichter gefallen sein, weil sie ihr TV-Geld für diese Saison bereits zur Gänze erhalten haben und auch nicht mehr zurückzahlen müssen. In anderen europäischen Ligen, wohl auch in jener in Österreich, muss die Meisterschaft jedoch zu Ende gebracht werden, damit die TV-Sender die komplette Summe überweisen.

Die Uefa arbeitet derzeit daran, mit den europäischen Ligen eine Lösung für das Saisonende zu finden. Europa League und Champions League stecken in der K.o.-Phase fest. Möglicherweise sollen die Wettbewerbe im Juli oder August beendet werden.

"Fußball ist absolut nicht das Gleiche ohne Fans wie mit Fans. Aber es ist auf jeden Fall besser, Fußball ohne Zuschauer zu spielen und ihn zurück im Fernsehen zu haben, als überhaupt nicht. Das wollen doch die Leute, das bringt positive Energie zu ihnen nach Hause. Und es wird wohl Juli, August. Im September oder Oktober können wir das nicht mehr ausspielen", sagte Ceferin im ZDF. (sid, APA, red, 3.4.2020)