Auf dem Meidlinger Markt, hier im Bild, sollen Marktstandln auf Schanigärtenflächen ausweichen – denn diese sind ohnehin geschlossen.

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Samstag ist Markttag. Auch wenn die Nahversorgung im Zuge der Coronavirus-Krise eingeschränkt wurde, dürfen Bauern- und Wochenmärkte offen bleiben, solange sie Lebensmittel verkaufen. Sonntags ist daher Kritiktag: Die Leute würden sich auf Märkten tummeln, heißt es in Medienberichten, und das ohne Sicherheitsabstand.

Die Stadt Wien reagiert mit Maßnahmen für mehr Platz, auch wenn die Besucherfrequenz – sagte die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) am Freitag – bereits zurückgegangen sei: Beim Brunnenmarkt, einem der meistfrequentierten Märkte Wiens, etwa um 50 Prozent seit Beginn der Krise. Am vergangenen Samstag, dem umsatzstärksten Tag der Woche, seien 3.000 Menschen auf dem Brunnenmarkt gewesen. Um diese besser zu verteilen, wird kommenden Samstag ein Einbahnsystem ausprobiert: Zwischen den Standln darf man nur hinauf, außen an den Standln vorbei hinunter.

Auf den anderen Wiener Märkten kommt es ebenfalls zur Veränderung. So wird die Haidgasse, sie grenzt an den Karmelitermarkt, gesperrt, damit Standlerinnen und Standler dorthin ausweichen können. Sima betont: Die Sperre gelte nur samstags während der Bauernmarktzeit. Zusätzlich Platz soll auf Parkspuren oder Schanigartenflächen entstehen. An den verpflichtenden Kernöffnungszeiten wolle man nichts ändern, so Sima.

Keine Maskenpflicht, andere Märkte bereits zu

Falls der Bund eine Maskenpflicht für die Wiener Märkte einführt, so Sima, dann wünsche sie sich von ihm auch Unterstützung bei der Beschaffung dieser Masken. Auf dem Weltmarkt nämlich gebe es "kaum bis keine mehr". Sima rechnet aber ohnehin damit, dass Wienerinnen und Wiener die Masken, die sie im Supermarkt ausgehändigt bekommen, künftig auch an anderen Orten, also auch auf den Märkten, tragen werden.

In anderen Bundesländern sind viele Märkte geschlossen. Österreichs größter Wochenmarkt, die Salzburger Donnerstag-Schranne, ist von Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) schon Mitte März verboten worden. Auch der Samstag-Grünmarkt in der Altstadt wurde untersagt. Der Unmut der Standlerinnen und Standler, die auf offene Märkte in anderen Städten verweisen, ist groß. Auch weil sich Preuner taub stelle: "Unsere Protestschreiben wurden nicht einmal beantwortet", berichtet ein empörter Metzger im STANDARD-Gespräch. Einige Standler reagieren auf das Verbot mit Ab-Hof-Verkauf-Aktionen, andere mit Ausweichbewegungen: Damit sie gelagerte Ware nicht verrotten lassen müssen, haben sie ihre Standplätze in Umlandgemeinden der Landeshauptstadt verlegt, wo die Verbote nicht hinreichen, die Stammkundschaft aber dennoch hinkommen können.

Auch in Niederösterreich entscheiden über Märkte die einzelnen Gemeinden, einige sind zu, andere offen, wieder andere lockern Flächen auf. Die traditionellen Jahr- oder Wochenmärkte im Burgenland sind allesamt abgesagt. Die Bauernmärkte sind auch da Gemeindeangelegenheit und unterschiedlich geregelt. In Eisenstadt hat der wöchentliche Markt in der Fußgängerzone nicht geöffnet, der samstägige Bauernmarkt in Oberwart dagegen schon.

In Linz sind die Grün- und Lebensmittelmärkte weiter geöffnet. Gastronomischer Betrieb und Konsumation auf den Märkten sind verboten. Der für Märkte zuständige Vize-Bürgermeister Bernhard Baier (VP) sieht aktuell den Markt "nicht wie gewohnt als einen Treffpunkt, sondern als Versorger für Nahrungsmittel des täglichen Bedarfs". Zusätzlich wurden die Marktbeschicker und Kojenbetreiber am Freitag mit Schutzmasken ausgestattet.

In Graz sind noch alle Märkte offen, sollte das Gedränge wie in den vergangenen Tagen zunehmen, könnte die Stadt auch hier Restriktionen anordnen. Aktuell wird versucht, die Marktflächen zu erweitern. Beim traditionellen Kaiser-Josef-Markt wurde zu diesem Zweck die angrenzende Schlögelgasse gesperrt. Andere Bauernmärkte in der Stadt haben ihre Öffnungszeiten ausgeweitet. In Klagenfurt bleibt der traditionelle Benediktinermarkt ebenfalls bis auf weiteres geöffnet. Vorarlberg hat keine Wochenmärkte, in Tirol, das unter schärferen Restriktionen steht als der Rest des Bundes, sind alle Märkte zu. (Thomas Neuhold, Markus Rohrhofer, Gabriele Scherndl, Wolfgang Weisgram, Walter Müller, 3.4.2020)